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Alle Menschen werden Schwestern

Alle Menschen werden Schwestern

Titel: Alle Menschen werden Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
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zwei Franzosen niemals zusammen vier Franzosen, und wenn sie sich noch so lieben!

    Wenn man Personen auffordert, »ganz spontan« einen Vornamen zu nennen, werden ganz spontan fast nur männliche Vornamen genannt.
    Es gibt weißen und braunen Zucker, außerdem Streuzucker, Würfelzucker und Kandiszucker. Niemand wird behaupten, die eine Sorte Zucker sei per se besser als die andere. Wenn ich aber ins Geschäft gehe und »ganz neutral« ein Pfund Zucker verlange, bekomme ich weißen Streuzucker, den prototypischen Zucker. Wenn mal keiner da ist, werde ich gefragt: »Darf es auch Würfelzucker/brauner Zucker sein?«
    Es gibt koffeinhaltigen und koffeinfreien Kaffee. Niemand wird behaupten, die eine Sorte Kaffee sei per se besser als die andere. Aber wenn ich »neutral« ein Pfund Kaffee verlange, bekomme ich koffeinhaltigen Kaffee, eben den normalen oder typischen Kaffee. Na, Kaffee eben bekomme ich. Wenn ich mich »pluralistisch« ausdrücke und »zwei verschiedene Sorten Kaffee« verlange — bekomme ich zwei verschiedene Sorten des »typischen«, koffeinhaltigen Kaffees.

    Und wenn öffentliche Entscheidungspositionen besetzt werden sollen, ganz neutral und gerecht mit Menschen, die in der Filmbranche tätig sind — dann bekommen es die typischen Menschen, die Männer. Pluralismus ist auch garantiert: Die Sitze gehen an verschiedene Sorten von Männern, an Männer aus verschiedenen Berufssparten sowie konfessionellen und politischen Lagern. Nur wenn zufällig kein Mann zur Hand ist, darf es, wie beim Würfelzucker, vielleicht auch mal eine Frau sein.

    Deshalb ist es, wo immer Gerechtigkeit verwirklicht werden soll, grundfalsch, sich »ganz neutral« auszudrücken. Denn die neutralen Bezeichnungen begünstigen unweigerlich die Prototypen. Im Patriarchat sind das die Männer. Die Typen eben.

    1988

Lobe den Herrn – in Spiegel , Zeit und Stern

1 Einleitung

    Dieser Text wurde bestellt vom Deutschen Journalistinnenbund anläßlich der Jahrestagung im Juni 1989. Erwünscht war eine Analyse der Sprache der Journalistinnen und Journalisten aus feministisch-linguistischer Sicht. Mein erstes Problem war das der Eingrenzung. Ich orientierte mich am bewährten Stichproben-Verfahren der Stiftung Warentest und erstand Ende April 1989 an meinem Kiosk folgende sieben Zeitschriften:

    Der Spiegel Nr. 18, Die Zeit Nr. 18 samt Zeit-Magazin, Der Stern Nr. 18 samt stern-tv-magazin, Frau im Spiegel Nr. 18, Bild der Frau Nr. 17, Brigitte Nr. 9, Journal für die Frau Nr. 9.

    Da das gesamte Sprachmaterial in diesen sieben Zeitschriften immer noch viel zu umfangreich für eine vernünftige Analyse war, mußte ich weiter auswählen. Artikel über Schlankheitsdiäten, Handarbeiten, Kochrezepte usw. konnten nicht berücksichtigt werden, da sie nur in den sog. klassischen Frauenzeitschriften, eventuell noch in Funk- und Familienzeitschriften, vorkommen, nicht aber in Spiegel, Zeit und Stern. Umgekehrt fehlen Artikel über Politik und Wirtschaft in den Frauenzeitschriften weitgehend. Eine Artikelkategorie, die beide Zeitschriftentypen aufweisen, ist aber das »Persönlichkeits-Porträt«. Unter dem Aspekt der Geschlechtsdifferenz haben wir es dabei mit drei Parametern zu tun:

    1) der Rahmen: Frauen- oder Männerzeitschrift
    2) das Geschlecht der Person, über die geschrieben wird
    3) das Geschlecht der Person, die den Artikel geschrieben hat.

    Es ergeben sich mithin 2 3 = 8 Fragen folgender Art:

    Wie schreiben Männer über Männer in Männerzeitschriften?
    Wie schreiben Frauen über Männer in Männerzeitschriften?
    Wie schreiben Männer über Frauen in Frauenzeitschriften?
    Wie schreiben Frauen über Frauen in Frauenzeitschriften?
    usw.

    Folgende Porträts habe ich für die Analyse ausgewählt:

    Spiegel: Hemingway (Gunar Ortlepp), Kennedy (?), Thatcher (?), Richard Burton (Peter Stolle)
    Stern: James Brown (Michael Goldberg), Amadeus August (Thomas Olivier)
    Zeit: Wittgenstein (Reinhard Merkel), Kurt Schumacher (?), Thomas Bernhard (Rolf Michaelis)
    Journal für die Frau: Paula Modersohn-Becker (Monali Hierl), Sophie Freud Löwenstein (Walter Unger), Amadeus August (Andrea Riepe)
    Brigitte: Tania Blixen (Verena C. Harksen), Katharina Franck (Jochen Siems)
    Frau im Spiegel: Paganini (Gisela Weber-Heydemann), Eva Pflug (Mic), Caroline von Monaco (?)
    Bild der Frau: Dustin Hoffman (Dagmar Rathke-Schmidt), Christian Wolff (Gabriela Schäffling), Thatcher (?)

    Das Burton- und das Bernhard-Porträt stammen aus früheren Ausgaben des

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