Alle muessen sterben
diesmal recht. Wir sollten uns näher mit Red Zorn beschäftigen. Ich vertraue auf Ihre langjährige Erfahrung, Chefinspektor.“
„Es ist ein Bauchgefühl“, korrigierte sie Braun und lächelte.
„Red Zorn produziert zwar in den ehemaligen Tabakwerken in Linz, der Firmensitz befindet sich aber nach wie vor in Gmunden“, meldete sich Chiara wieder zu Wort und las in rascher Folge einige Eckdaten des Unternehmens Red Zorn aus einer Firmendatenbank.
„Gmunden am Traunsee? Das passt doch perfekt zu unserem ersten Opfer Tim Kreuzer!“ Berger klopfte mit der Faust auf seine Schreibtischplatte: „Braun, warst du nicht mit Gruber zusammen in dieser abgefahrenen Modeschule ,Herzblut‘ in dem alten Schloss?“
„Fällt euch nicht auf, dass bei allen unseren Ermittlungen dieses Gmunden eine Rolle spielt? Auch Chloe Darbo, das Mädchen mit dieser Schäferhund-Mischung, die ich zunächst für einen Wolf gehalten habe, wohnt in einem abgebrannten Forsthaus in der Nähe von Gmunden“, sagte Braun.
„Was hat die Befragung ergeben?“, fragte Elena Kafka und knetete dabei ihren Gummiball.
„Ich habe sie leider nicht angetroffen, aber diese Chloe ist ganz schön von der Rolle. Sie sammelt Müll und Tierkadaver und schläft in einem vermoderten Himmelbett im Freien! Für mich ist sie vollkommen verrückt!“
„Also ist sie auch eine potenzielle Täterin?“
„Nein, Elena. Ich habe mit dem Psychiater Goldmann telefoniert, bei dem sie in Behandlung ist, und der hält sie für keine Mörderin. Dafür ist sie viel zu verwirrt.“ Braun wandte sich wieder an Chiara.
„Schon etwas über Chloe Darbo herausgefunden?“
Chiara schüttelte verneinend den Kopf und Braun spann seinen Gedanken mit Gmunden weiter.
„Die Modeschule ,Herzblut‘ in Gmunden macht in diesem Zusammenhang natürlich auch Sinn! Nicht zu vergessen Dimitri di Romanow, der sich nach Grubers Befragung umgebracht hat.“ Braun streckte sich und blickte suchend über die Schreibtische. „Wo ist eigentlich Gruber?“
„Hat sich krank gemeldet!“ Chiaras Gesicht wurde knallrot, als sie weiterredete. „Er hat eine Erkältung. Kein Wunder bei diesem verregneten Sommer!“
„Haben Sie sonst noch etwas Essenzielles gefunden, Chiara?“, unterbrach sie Elena.
„Chloe Darbo erhält monatlich einen Geldbetrag von einer Stiftung. Es ist dieselbe Stiftung, die auch die Modeschule ,Herzblut‘ finanziert.“
„Das ist aber interessant!“ Braun und Elena blickten sich überrascht an.
„Das ist aber noch nicht alles!“, rief Chiara triumphierend. „Ich habe einiges über die persönliche Katastrophe von Chloe vor drei Jahren herausgefunden. Das Forsthaus wurde von der Mutter von Chloe angezündet. Ihre Mutter ist bei dem Brand gestorben. Das war im Winter. Chloe hat man erst nach drei Tagen im Wald gefunden. Ihr Hund hat sie gewärmt, sonst wäre sie wahrscheinlich erfroren.“
Eifrig scrollte Chiara durch ihre Dateien.
„Da!“, rief sie aufgeregt. „Noch eine Verbindung. Chloes Mutter hieß Michelle Darbo und war die Kreativdirektorin der Modeschule ,Herzblut‘.“
„Donnerwetter.“ Braun schüttelte den Kopf. „Das sind aber interessante Neuigkeiten.“
Er wandte sich wieder zu Chiara: „Welche Stiftung ist das, die Chloe finanziert?“
„Die Stiftung heißt Firestarter. Ich habe aber noch nicht herausbekommen, wer dahintersteckt. Das ist alles sehr verschachtelt und deshalb ziemlich verdächtig.“
„Kommen wir wieder auf unsere Morde zurück“, schaltete sich Elena Kafka erneut in das Gespräch ein. „Diese Idee, eine Verbindung zwischen den Modedesigns, dieser Anzeigenkampagne und unseren Opfern herzustellen, stammt doch von Ihnen, Braun?“, fragte sie und sah Braun streng an.
„Natürlich, Elena! Ich hatte eine plötzliche Eingebung“, antwortete Braun förmlich und zwischen beiden herrschte das stille Einverständnis, dass Brauns Ausflug in das Hochsicherheitsgefängnis nie stattgefunden hatte.
„Bei beiden Morden wurden also Anzeigen aus diesem Modemagazin kopiert. Gehe ich recht in der Annahme, Braun?“, fragte Elena Kafka.
„Im Prinzip stimmt das, Elena. Aber dann ist es doch wieder nicht richtig“, drückte sich Braun ein wenig umständlich aus.
„Ist mir zu hoch.“ Berger schob seine schwarze Strickmütze nach hinten und steckte die Hände in die Taschen seiner ausgefransten Jeans. Er hatte noch immer nicht den schäbigen Streetworker Look der Drogenfahndung abgelegt, obwohl ihm das seine neuen Kollegen von
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