Alle muessen sterben
Sekundenschnelle waren ihre Haare, Wimpern, Lippen, Augen und Haut verglüht und das Feuer fraß sich durch ihr Fleisch, ihre Muskeln und ihre Sehnen. Wie eine lebende Fackel raste Petra durch das Studio, in dem Zuschauer, Models, Kameramänner und Assistenten sie geschockt anstarrten. Noch konnte Petra schreien und mit ihren brennenden Armen versuchen, das Feuer, das sich durch ihren Körper fraß, zu löschen. Doch nur wenige Augenblicke später brach sie mit einem markerschütternden Kreischen, das in ein schrilles Wimmern überging, zusammen. Der schwarze Plastik-Belag auf dem Studioboden schmolz in dem Feuer, das noch immer an ihrem Körper loderte.
Im Studio brach Panik aus, denn die Hitze und das Feuer hatten ein Kabel durchgeschmort und mit einem lauten Knall fiel das Licht aus. Die Studiogäste begannen in ihrer Angst wild zu schreien und in der Dunkelheit hektisch nach den Ausgängen zu laufen, drängten einander rücksichtslos zur Seite, um sich in Sicherheit zu bringen.
Die Studio-Dekoration aus Pappmaschee hatte durch einen umgestürzten Scheinwerfer Feuer gefangen, das aber von zwei Security-Mitarbeitern umgehend gelöscht wurde. Doch die allgemeine Panik griff rasend schnell um sich und die Zuschauer trampelten noch rücksichtsloser über Stühle, Kabel und am Boden liegende Jacken und Taschen, um zu einer der bereits weit geöffneten Saaltüren zu gelangen. Erst als das Studio leer war, warf ein Kameraassistent eine Decke über die regungslos am Boden liegende Petra von Kant, um die letzten Flammen auf ihrem Körper zu ersticken.
Das flammende Inferno hatte nur ein paar Minuten gedauert und als die Zuschauer in Sicherheit und die Flammen gelöscht waren, kümmerte sich endlich der Notarzt um Petra von Kant. Ihr Oberkörper und ihr Gesicht waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, doch erstaunlicherweise war sie noch am Leben. Dem Notarzt gelang es, sie zu stabilisieren und ein Rettungshubschrauber flog Petra sofort in eine Spezialklinik.
Kurze Zeit schien es, als würde sie überleben, doch dann versagten ihre Organe und sie starb, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.
63. Eine Tote kehrt zurück
Als die Feuersäule über das Gesicht von Petra von Kant zischte und ihre Haut verbrannte, wurde das Video angehalten und mit einem manuellen Regler Bild für Bild weitergeschoben.
„Kann man den Hintergrund ein wenig aufhellen, damit ich die Gesichter der Zuschauer erkennen kann?“, fragte Tony Braun den Techniker, der das Video auf seinem Computer bearbeitete. Er hätte zu gerne die spontanen Reaktionen von Edgar Zorn und Xenia Hansen gesehen.
„Tut mir leid, Braun. Da ist nichts zu machen. Diese Feuersäule löscht den Hintergrund komplett aus.“
„Scheiße!“ Braun stand auf und ging nach hinten zu den Pinnwänden, die mit Fotos und Bildern voll waren.
„Der Flammenkiller ist uns immer einen Schritt voraus“, sagte Elena Kafka und betrachtete den Screenshot, der Petra von Kant in dem Feuerball zeigte. „Die Zeichnung hat das ja vorweggenommen.“
„Nicht nur die Zeichnung, die Mordart selbst war auf dem Shirt der ,Burning Souls‘-Kollektion zu sehen.“ Berger rückte seine schwarze Strickmütze zurecht. „Ich fasse es nicht. Dieser Flammenkiller muss unglaublich kaltblütig sein und hochintelligent.“
„Erste Ergebnisse der Spurensicherung“, rief Chiara, die komplett verquollene Augen hatte, denn der Tod von Dominik Gruber hatte sie ziemlich mitgenommen. Doch sie hatte sich geweigert, zu Hause zu bleiben, sondern wollte unbedingt die Hintergründe für den Anschlag auf Braun herausfinden, bei dem Gruber ums Leben gekommen war. Jetzt aber hatte der Flammenkiller wieder spektakulär zugeschlagen und deshalb herrschte in der schwarzen Halle eine hektische Betriebsamkeit.
„Was sagt die Spurensicherung?“
„Das Shirt wurde in eine brennbare Flüssigkeit getaucht und durch den Kontakt mit den heißen LEDs hat sich der Stoff dann entzündet.“
„Waren die anderen Shirts ebenfalls mit dieser Flüssigkeit überzogen?“, fragte Elena Kafka und schoss ihren Gummiball quer durch die Halle.
„Die Shirts der Models sind bereits im Labor, aber bis jetzt ist nichts Auffälliges zu finden.“
Chiara hatte die Überwachungsbänder des Bürogebäudes des Senders angefordert und war dabei, diese zu sichten, hatte aber bisher noch nichts Aufschlussreiches entdeckt.
Braun schlürfte gerade einen Espresso und sah Elena Kafka zu, die verbissen ihren Gummiball gegen die Wand
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