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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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und spürte, wie ihre Tränen durch den Stoff seines Hemdes bis auf seine Haut drangen.
    „Alles wird gut, meine Schöne“, flüsterte er auf Englisch und das Mädchen schniefte und zitterte. Widerstandslos legte sie sich auf die Krankenbahre, umfasste mit ihrer gesunden Hand den Arm von Zorn, der immer wieder auf Englisch „Alles wird gut“ flüsterte, an ihrer Seite durch die Halle nach draußen ging und wartete, bis sie mit dem Lift nach unten in die Krankenstation gebracht wurde. Erst dann kehrte er in die Halle zurück, wo alle mit versteinerten Mienen auf ihn warteten.
    „Was sollte diese rührselige Szene, Edgar?“, geiferte Glanz und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Wir sind hier, weil wir Business machen wollen und nicht, um arme Mädchen zu beschützen!“
    „Was verstehst du schon vom Leben, Glanz!“ Zorn blickte suchend umher, ging langsam zurück zu der Reihe, in der das Mädchen gesessen hatte.
    „Wo sind die Finger?“, schrie er. „Wo sind die Finger? Wir müssen sie einfrieren und nach Österreich mitnehmen. Vielleicht kann man sie wieder annähen!“
    Eine der Arbeiterinnen deutete schüchtern auf den weißen Baumwollstoff, wo die beiden Finger noch immer wie Designobjekte lagen.
    „Sanitäter!“, brüllte Zorn den völlig ratlosen Gordschuk an. „Ich brauche für die Finger sofort einen Sanitäter. Sie müssen fachgerecht gelagert werden!“
    Erst als die Dolmetscherin übersetzte, verstand Gordschuk und brüllte Befehle durch die Halle. Schon nach wenigen Minuten kam ein Sanitäter mit einer großen Eisbox in die Halle, packte die Finger in eine Folie und verstaute sie in der Box.
    „Zufrieden?“, schrie Glanz und schüttelte Zorn. „Das Mädchen kann unmöglich nach Österreich! Da mache ich nicht mit!“
    „Ohne das Mädchen gibt es keinen Vertrag!“ Zorns Stimme zitterte und er hatte das Gefühl, als würde sich sein Wesen durch diesen Zwischenfall plötzlich verändern.
    „Das kommt überhaupt nicht in Frage, dass du dieses Mädchen nach Österreich bringst. Was ist, wenn sie etwas ausplaudert? Dann sind wir geliefert!“, gab Glanz mit gepresster Stimme zu bedenken.
    „Sie wird uns niemals verraten und uns auf ewige Zeiten dankbar sein. Sie ist mein Engel.“

23. Der Mann auf dem Foto

    An einem grauen und verregneten Julimorgen, der sich durch nichts von den vorangegangenen Tagen unterschied, stand Dominik Gruber unter einem Schirm vor dem Gebäude der Gerichtsmedizin und starrte auf den Parkplatz, der durch den ständigen Regen bereits völlig überschwemmt war. In Gedanken versuchte er den Bericht über den Mordfall Tim Kreuzer zu formulieren, aber seine Konzentration wurde durch das vibrierende Handy in seiner Jackentasche empfindlich gestört. Obwohl er das Handy auf leise gestellt und auch schon mehrmals die Off-Taste gedrückt hatte, gab der Anrufer nicht auf, sondern versuchte es in immer kürzeren Abständen wieder.
    Die geparkten Autos verschwammen vor seinen Augen zu einem Einheitsbrei aus Formen und Farben, das Vibrieren wurde stärker und immer stärker und der Dauerregen war nicht mehr auszuhalten. Er war nur für einen kurzen Augenblick nach draußen gegangen, um frische Luft schnappen, das jedenfalls hatte er Tony Braun erzählt, der übernächtigt und gereizt den Obduktionsbericht über Tim Kreuzer mit dem Gerichtsmediziner Paul Adrian analysierte.
    Doch hier draußen wurde alles nur noch schlimmer. Panisch atmete er ein und aus, wollte nur einen kurzen Augenblick auf das Vibrieren des Handys vergessen, mehr wollte er nicht. Am liebsten hätte er das Handy auf den Asphaltboden geschleudert, damit diese verdammten Anrufe aufhörten, doch er wusste, dass sich trotzdem nichts ändern würde, rein gar nichts. Also gab er seufzend nach und nahm das Gespräch an.
    „Warum gehst du nicht ans Telefon?“, hörte er die Stimme, zittrig und von kurzem Schniefen unterbrochen.
    Wahrscheinlich zieht sie jetzt den Rotz hoch und sie kann nichts gegen den Speichel machen, der ihr aus den Mundwinkeln tropft.
    „Ich habe zu tun“, antwortete er knapp und versuchte gleichzeitig den Bericht in seinen Gedanken zu formulieren und eigene Schlussfolgerungen einzubringen.
    „Bringst du mir etwas mit?“
    Die klagende Stimme, jetzt wieder mit dem Kleinmädchentonfall. Darauf lief es ja immer wieder hinaus.
    „Ich arbeite an einem Mordfall und kann hier nicht so einfach weg!“
    „Ich schreie und mache die Nachbarn rebellisch. Die rufen dann wieder deine Kollegen

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