Alle muessen sterben
Leistung von deiner Assistentin.“ Braun lächelte Anthea anerkennend zu. „Können wir das DNA-Ergebnis nun in unsere Datenbanken einspeisen, um festzustellen, ob die DNA vielleicht irgendwo gespeichert worden ist?“
„Kein Problem, für einen schnellen internen Check reicht das aus. Damit der Vergleich auch bei Gericht wasserdicht ist, müssen natürlich begleitende Untersuchungen gemacht werden“, erklärte ihm Anthea die Sachlage.
„Interessiert mich im Augenblick nicht. Fangen wir endlich an.“ Braun rieb sich die Augen und spürte eine bleierne Müdigkeit, die ihn langsam nach unten zog. Wahrscheinlich lag das an den Konservierungsstoffen, mit denen man hier die Leichen behandelte, um den Verwesungsprozess zu stoppen, dachte er und gähnte.
„Beginnen wir mit unserer internen Datenbank.“ Braun setzte sich auf den Rand des Schreibtisches und beobachtete aufmerksam, wie Anthea das dreidimensionale DNA-Profil in eine Spezialdatenbank einspeiste. Unterschiedliche Grafiken rasten in schneller Folge über den Bildschirm, dann öffnete sich ein Fenster: „No match found“.
„Kein Treffer erzielt“, sagte Braun enttäuscht, doch Adrian klopfte ihm beruhigend auf die Schulter.
„Wir haben noch einige Spezialdatenbanken, Braun“, versuchte er ihn aufzumuntern.
„Hier zum Beispiel haben wir die Vergewaltiger und Kinderschänder der letzten Jahre erfasst. Eine ziemliche Menge an Perversen, das kannst du mir glauben.“ Adrian nickte Anthea zu und diese startete erneut die Suche.
Doch auch bei dieser Datenbank hatten sie keinen Erfolg und Brauns Laune verdüsterte sich immer mehr.
„Einen letzten Versuch können wir noch machen.“ Anthea lächelte zuversichtlich.
„Das ist eine Datenbank aus der Notaufnahme. Routinemäßig wird bei Drogenopfern, die in die Notaufnahme kommen, eine Probe entnommen und gespeichert. Ist zwar nicht ganz legal, hilft uns aber enorm bei der Zuordnung von ungeklärten Todesfällen bei einer Überdosis. Natürlich lässt sich so auch eine HIV-Infektion nachweisen und der Junkie kann sofort behandelt werden. Dann wollen wir mal.“
Adrian schnippte mit den Fingern wie ein Bandleader und das war für seine Assistentin das Zeichen, mit dem Abgleich zu beginnen.
Wieder rasten die verschiedenen Gittermuster über den Bildschirm und Braun befürchtete, dass es auch diesmal zu nichts führen würde. Doch in diesem Fall sollte er sich irren, denn ein grünes Fenster öffnete sich verheißungsvoll: „Match found“ blinkte es auf dem Bildschirm und Braun schlug vor Freude mit der Faust auf die Schreibtischplatte.
Das File verwies auf einen vor zwei Jahren angelegten Polizeibericht. Darin stand, dass ein junger Mann nach einer vermeintlichen Drogenüberdosis, die zu einem kompletten psychischen Zusammenbruch geführt hatte, in die psychiatrische Notaufnahme eingewiesen worden war. Als vermeintliches Drogenopfer hatte man ihn ruhiggestellt und dabei auch gleich eine DNA-Probe entnommen. Doch bei dem Quickcheck stellte sich heraus, dass der Mann überhaupt keine Drogen genommen hatte und der Zusammenbruch daher andere Ursachen gehabt haben musste. Noch am selben Abend war der Mann plötzlich aus der Ambulanz verschwunden und seither nicht mehr aufgetaucht.
Das Foto, das Anthea gleich darauf anklickte, zeigte einen jungen Mann mit kurzen Haaren, der anscheinend unter starker Akne oder einem entstellenden Hautausschlag litt, denn auf seinen Wangen und dem Hals waren deutlich blutverkrustete Furunkel zu erkennen. Obwohl das Foto vor zwei Jahren gemacht worden war, hatte Braun nicht den geringsten Zweifel, wen er vor sich hatte: Der Mann auf dem Foto war Jonas Blau.
24. Die unterschiedlichen Freundinnen
„Ich bekomme eine extra Führung in die Produktionshallen von Red Zorn in der ehemaligen Tabakfabrik.“ Vor Freude klatschte Petra von Kant wie ein kleines Mädchen in ihre Hände und lachte über das ganze Gesicht. Doch dann riss sie sich zusammen, als ihr wieder einfiel, wo sie sich befand. Sie saß auf der Terrasse der lang gestreckten Rehabilitationsklinik auf dem Gmundner Berg, von wo aus man einen phantastischen Blick hinunter auf die Stadt Gmunden, den Traunsee und die gegenüberliegenden Berge hatte. Allerdings war die Sicht an diesem Tag durch den starken Regen beeinträchtigt, der sich wie Milchglas vor das Panorama schob.
Petra von Kant war 40 Jahre alt, Journalistin und machte sich bei biografischen Umfragen gerne um fünf Jahre jünger. Sie arbeitete für einen
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