Alle Naechte wieder
Kopf herumspukten. Von da war es nur ein kleiner Schritt, sich Scott mit nacktem Oberkörper vorzustellen, der sie im Arm hielt, während er in der Rechten sein Schwert schwang, um irgendwelche bösen Feinde in die Flucht zu schlagen.
Chloe gab unwillig ein Schnaubenvon sich – unglücklicherweise just in dem Moment, da Scott vorbeikam. Er blickte sie erstaunt an.
„Du könntest als Fotomodell für das Cover von einem dieser Romane herhalten.“ Der Satz war heraus, den Bruchteil einer Sekunde, bevor ihr Verstand ihr sagte, dass es besser wäre, ihn für sich zu behalten. Scott sah sie einen Augenblick verblüfft an, dann verzog er den Mund zu einem breiten Lächeln.
„Danke. Ich werde daran denken, sollten die Geschäfte einmal nicht so gut laufen.“
Sie verzichtete auf den Versuch, die blamabelste Bemerkung, die sie je gemacht hatte, zu relativieren, und wechselte stattdessen lieber das Thema. „Dein Mitarbeiter hier macht sich ausgesprochen gut als Fußwärmer.“ Sie zeigte auf Kojak. Dem war es offenbar zu langweilig geworden, seinem Herrn bei der Arbeit zuzusehen, so hatte er sich andere Gesellschaft gesucht und sich ihr zu Füßen gelegt.
„Wenn es dir zu viel wird, schick ihn zu mir. Dann lässt er dich in Ruhe.“
Sie nickte und schaute ihm wieder nach, als Scott das Zimmer verließ. Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, schlug sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Möglicherweise hatte ihr Sozialverhalten unter ihrer Heimarbeit und überhaupt ihrem Leben allein in ihren vier Wänden gelitten, aber war es derart eingerostet, dass sie nicht mehr wusste, wann sie sich zum Deppen machte? Gut und schön, er war ein extrem gut aussehender Mann. Er war witzig und charmant und manchmal warf er ihr Blicke zu, als überlege er, ob er sie rückwärts gegen den Türrahmen drängen und sie küssen solle, bis ihr die Knie weich wurden. Sei’s drum, so ging es trotzdem nicht.
Außerdem wusste sie kaum etwas von ihm.
„Du bist ein glücklicher Hund, Kojak.“
Der Schäferhund hob den Kopf, sah sie an und stellte die Ohren auf.
„Du weißt, welche Musik er hört und welche Filme er mag.“
Kojak schien ihre Ansprache zu gefallen. Er warf sich auf den Rücken und wartete darauf, dass sie ihm den Bauch kraulte. Chloe kam der stummen Aufforderung nach und musste lachen, als der Hund dabei vor Wonne mit den Hinterbeinen zuckte. „Du hast ihn auch bestimmt schon öfter nackt gesehen.“
Kojak drehte sich zurück neigte den Kopf seitlich und sah sie aufmerksam an. Ihr wurde klar, wie tief sie gesunken war. Sie war eifersüchtig – auf einen Hund.
Wieder ging die Tür auf. Obwohl es ihr schwerfiel, zwang sie sich dieses Mal, nicht von ihrem Laptop aufzuschauen. Es war Zeit, mit der Trödelei aufzuhören und sich endlich auf die Arbeit zu konzentrieren. Die Aufgabe, die sie vor sich hatte, war verzwickt genug, bestand sie doch darin, einen Internetauftritt zu entwerfen, der „Ausdruck meiner ganzen Persönlichkeit“, so die Worte der Auftraggeberin, sein sollte, wobei ihr diese Frau gänzlich unbekannt war. Dabei konnte sie keinen Schwerter schwingenden Scott gebrauchen.
Um Haaresbreite hätte sie sich den lauwarmen Kaffee über das Shirt gegossen, als die Stille plötzlich von einem durchdringenden Plärren zerrissen wurde, das sie nach einem Augenblick als die billige elektronische Version eines Weihnachtslieds aus „Alvin und die Chipmonks“ erkannte.
Scott entschuldigte sich und schaute auf das Display seines Handys, brachte das Gerät zum Schweigen, steckte es zurück in den Gürtel und meinte: „Ich werde später zurückrufen.“
„Netter Klingelton“, bemerkte Chloe.
„Meine kleine Nichte hat ihn eingerichtet und ich habe keine Ahnung, wie ich ihn wieder loswerde. Und wo die Betriebsanleitung ist, weiß der Himmel.“
„Ausgetrickst von der neuen IT-Generation. Wie alt ist sie?“
Er machte einsäuerliches Gesicht. „Sechs.“
„Schlaues Mädchen.“ Chloe tat ihr Bestes, um ihm nicht den Eindruck zu vermitteln, sie würde ihn auslachen. „Soll ich dir das in Ordnung bringen?“
„Nein. Danke trotzdem. So nervig es ist, Bethany liebt dieses Gedudel. Jedes Mal lacht sie und klatscht in die Hände, wenn sie mein Handy klingeln hört. Nach Weihnachten bitte ich sie, das wieder rückgängig zu machen. Und dann werde ich bis zum Valentinstag wie ein Schießhund darauf achten, dass sie den Apparat nicht in die Finger bekommt.“
„Das ist ganz süß von dir.“ So
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