Alle Orte, die man knicken kann
Sandflöhe am bissigsten. Wer sich auf Grande Sœur kurz am Strand ausruht, sieht wenig später aus, als hätte er Masern, und fühlt sich auch so. Die Flöhe sind laut neueren Forschungsergebnissen allerdings nicht verantwortlich für das auf den Inseln grassierende
Chikungunya -Fieber
. Dessen Ursache scheint ein Virus zu sein. Die Muskel- und Gliederschmerzen führen zu einer gekrümmten Körperhaltung, die die Fortbewegung erschwert und beim Rückflug hinderlich ist, jedoch mit ein wenig Ausdauer in deutschen Tropeninstituten geheilt werden kann.
Bird Island. Die kleinen Flugzeuge, die hierher übersetzen, sehen malerisch aus, denn sie werden aus den Wrackteilen älterer Maschinen zusammengesetzt. Auf Bird Island gibt es wenige Menschen, dafür Schildkröten, deren Panzer bis zum Rand verkotet sind. Das gilt auch für die Touristen, wenn sie die Inseln wieder verlassen, denn bis dahin sind sie von den Birds flächendeckend bekleckst worden. Die angeblich seltenen Vögel schreien viel und ausdauernd und verdauen ständig, auch nachts, wie in den Schlafzimmern mit offenen Dächern unschwer zu bezeugen ist.
St. Pierre, Curieuse, Desroches, Alphonse, Cousin Island, Denis Island: Laut Befragung haben Seychellen-Urlauber nach drei bis fünf Inseln die Nase voll, weil sie von der Sonne versengt sind(Lichtschutzfaktor dreißig reicht eben nicht), von der achtzigprozentigen Luftfeuchtigkeit niedergestreckt und vom Fieber gebeutelt sind. Gleichzeitig mit dem Deo versagt gewöhnlich auch das Mückenschutzmittel. Welche Tropenkrankheit von den Mücken übertragen wird, ist den meisten Urlaubern egal, wenn sie nur nach Hause dürfen.
So wird man lästige Mitreisende los
Ältere Mitreisende werden bereits auf der mindestens zwölfstündigen Anreise aus Mitteleuropa durch Thrombosen außer Gefecht gesetzt, die auf den Inseln nicht behandelt werden können. Andere erkälten sich in den auf zehn bis zwölf Grad heruntergekühlten Airporthallen der Zwischenstopps.
Überlebenden kann man empfehlen, einsame Strandspaziergänge zu unternehmen, gern mit Schmuck behängt. «Der glitzert in der Sonne so schön, Tante Julia!» Das mögen die Einheimischen. Und der Rat der Tourismusbehörde – «Wenn Sie vorhaben, allein auszugehen, informieren Sie bitte jemanden im Hotel darüber, wohin Sie gehen» – nützt im Nachhinein auch nichts mehr.
Auf Bird Island empfiehlt man lästigen Begleitern das vogelkundlich hochinteressante Aufspüren von Nestern. «Aber du musst allein gehen, sonst werden die Vögel misstrauisch.» Das werden die sogenannten Noddies sowieso. Sie greifen sehr schnell an, und zwar in wolkenartigen Schwärmen und unter Einsatz von Krallen und Schnäbeln. Natur hautnah!
Typisch Seychellen
Gelassener Umgang mit Raum und Zeit. Auf Mahé gibt es eine Bushaltestelle in der Mitte von Victoria. Wo sich die anderen Haltestellen befinden, will jetzt eine neueingerichtete Behörde für Tourismus ermitteln. Die Busse verkehren offiziell von 5.30 Uhr bis 22 Uhr, in Wirklichkeit zwischen 10 Uhr und 18 Uhr. Danach nur noch, wenn es absolut nichts im Fernsehen gibt.
Brauchtum und Tradition. Obgleich die Seychellen von Wasser umgeben sind, sprudelt aus den Leitungen reines Chlor. Es dient zur Desinfektion der Wasserleitung und zur raschen Entfernung des Säureschutzfilms der Haut. Die bei den Einheimischen auffallenden Hautkrankheiten sollen jedoch auf etwas anderes zurückzuführen sein: auf einen genetischen Defekt, den Vasco da Gama vor fünfhundert Jahren ins Land brachte. Er zählt seither zur Tradition.
Unverdauliche Landesspezialitäten
Trinkwasser, in Flaschen zu haben, ist teurer als Cola oder alkoholfreies Bier.
Die Vorspeisen bestehen aus Kokos, gestückelt, geraspelt oder gerieben, gewürzt mit Ingwer, Knoblauch, Zitronengras und Chili. Die Hauptgerichte bestehen aus Kokos und Fischstücken oder geschnetzelten Oktopusfüßen sowie kleingeschnittenen Flughunden, gewürzt mit Ingwer, Knoblauch, Zitronengras und Chili. Die scharfe Muschelsuppe Tec-Tec (wörtlich: «Du musst verrückt sein!») wird von Einheimischen gemieden, jedoch gern an Touristen ausgegeben, allerdings nur unmittelbar vor deren Abreise.
Die Desserts bestehen aus mit Zucker zusammengepappten Kokosraspeln. Daneben gibt es unreife Bananen und eine Magnolienfrucht namens Cherimoya, die nach nichts schmeckt, jedoch hartnäckige bräunliche Flecken auf der Kleidung hinterlässt, sogenannte Seychellen-Souvenirs. Die beliebte
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