Alle Orte, die man knicken kann
Jackfrucht sondert ein klebriges Sekret ab, das sich nicht mit Wasser von Fingern und Händen lösen lässt, sondern nur mit einem auf den Seychellen erhältlichen teuren Öl.
Die Spezialität zwischendurch: Teigtaschen, Samosas genannt. Womit sie gefüllt sind, bleibt das dunkle Geheimnis des jeweiligen Take-aways. Vorsichtshalber werden sie so scharf gewürzt, dass der mulchige Inhalt nicht mehr zu identifizieren ist, schon gar nicht nach Öffnung des Leichnams.
Das reicht für das Expertengespräch
«Bitte loben Sie die Einwohner als freundlich, warmherzig und bescheiden», bat der langjährige Diktator France Albert René. «Auch wenn Sie das Gegenteil erfahren haben, ja, gerade dann.» Die Einwohner sind also freundlich, warmherzig und bescheiden. Ihre Hintern sehen aus wie die zweigeteilten Riesenkokosnüsse an den Bäumen. Überdies erzählen Reisende gern, dass es auf den Seychellen anders regnet als in Europa, nämlich so, als hätte ein Requisiteur eine Regenmaschine aufgestellt: Sie wässert die Hälfte des Platzes – diejenige, auf der man steht – und lässt die andere Hälfte trocken. «Außerdem haben wir eine beinahe schon ausgestorbene Vogelart gesehen, den Magpie Robin, ähnlich wie eine Elster, aber mit dottergelbem Bauch und mit herrlichem Gesang!» Der Gesang ist ein hässliches Schnarren, aber das muss man nichterwähnen. Besser: «Die Atolle werden bei weiterem Anstieg des Meeresspiegels bald untergegangen sein. Gut, dass wir sie noch gesehen haben.» Und die wichtigste Lüge: «Die palmengesäumten Strände sind das reine Paradies! Dass es so etwas noch gibt!»
Das meinen Kenner
«Man würde sich hier zu Tode langweilen, wenn die zahllosen Mücken nicht wären.»
– David Foster Wallace, Schriftsteller
«Wer die Seychellen mag, wird sich auch in der Hölle wohlfühlen.»
– Savitri Devi, Schriftstellerin
«Am spannendsten sind zweifellos die Schildkröten-Rennen, die die Einwohner veranstalten.»
– Hunter S . Thompson, Reporter
Afrika – Kurz und knickbar
Amadores, Gran Canaria: Schauplatz preisgekrönter Revierkämpfe um Parkplätze und die verbliebenen letzten Sandkörner. Blecherner Kochlöffel für gleichbleibend geschmacksneutrales Essen in allen verfügbaren Restaurants. Gäste bleiben nur bei Sturm länger.
Cueva de los Verdes, Lanzarote: Sieben Kilometer lange Lavagrotte, die vom Fuße des Exvulkans Corona bis unters Meer führt. Esoteriker, die glaubten, sie führe nach Atlantis, sind über das begehbare Ende hinabgestiegen und vermutlich am Ziel angekommen (bislang 67).
Hammamet, Tunesien: Keimfreundlicher Amüsierbadeort mit Top-Angebot an industriellem Kunsthandwerk. In den Shop-Hinterräumen vielfach bewundertes Rekordtempo beim Kopieren von Kreditkarten.
Hurghada, Rotes Meer, Ägypten: Größte Dichte von abgrundtiefen Schlaglöchern an Land und von langfädigen Quallen im Wasser. Tipp für Müllsammler: einfach den Strand abwandern! Abends Russenrummel.
Kalahari, Südafrika: Roter Sand mit Wüstengräsern. Erfreulich nur für Rooibos-Tee-Pflanzer und Gäste komfortgefederter Safaris mit Unterbringung in alkoholisch gut ausgestatteten Lodges. Alk ist hier einfach nötig.
Kapverdische Inseln, Westafrika: Exparadies. Mittlerweile doppelt so viele Touristen wie Einwohner und eine Vervielfachung der Raubüberfälle. Mücken freuen sich über Abnehmer für ihre Dengue-Viren. Essen in Restaurants nur nach mehrstündiger Voranmeldung.
Kilimandjaro, Tansania: Dank massiver Rodungen naturnaher Eingeborener wird der Berg immer leichter erklimmbar.Wasser mitnehmen, denn die Bäche werden von gigantischen Blumenplantagen gründlich mit Pestiziden vollgepumpt.
Maspalomas, Gran Canaria: Beste Maßnahme gegen den Lärm der Hundezwinger und anderen Gäste: selbst jede Nacht durchfeiern! Als sehenswert unter Naturforschern gilt die größte freilebende Kakerlaken-Population unter spanischer Krone.
Namib, Namibia: Von Touribussen durchkreuztes Steppen- und Wüstengebiet. Optimal geeignet für Stachelschweine und Rennmäuse und zum Fremdschämen für Kolonialvergangenheiten.
Playa de las Americas, Teneriffa: Bedeutendstes Plattenbauzentrum und billigste Partyhauptstadt der Kanaren, nach britischen Studien niedrigster Intelligenzquotient bei den Besuchern, der sich aber durch eine Woche Urlaub noch halbieren lässt.
Playa del Inglés, Gran Canaria: Neu seit 2009 sind die Gruppen angehender Dermatologen am Strand. Sie beobachten die
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