Alle Orte, die man knicken kann
anbieten. Östlich der ehemals berüchtigten Straße namens
Bowery
liegt die
Lower East Side.
Hier finden sich Reste jener Zeiten, in denen Manhattan noch nicht das Zentrum der Reichen war. Gute Fotos sind möglich von Feuerleitern und hundertjährigen Klimaanlagen.
China Town
nebenan bleibt ein matter Abglanz der gleichnamigen Variante in San Francisco, und wiederum zwei Straßen weiter verdämmert
Little Italy
, das zum letzten Mal populär war, als
Der Pate
in den Kinos lief. Muss vor vierzig Jahren gewesen sein. Touristen mit Reiseführern in der Hand wandern herum und äußern «Aha», «Ach so» und «Das war das». Genau. Auch das benachbarte Quartier namens
SoHo
(South of Houston Street) ist längst kein Künstlerviertel mehr. Geblieben sind einige einschläfernde Galerien. Nun nur noch
Greenwich Village
, ein ehemals szeniges, jetzt vor allem teures Viertel mit ansehnlichen Häusern und elf Bäumen. Und das war Downtown. Super!
Midtown. Nördlich der 14. Straße beginnt Midtown. Das sind zwölf Quadratkilometer extrem wichtiger Konzernzentralen plus teure Läden und Musikantenstadl.
Broadway
und
Times Square
dienen nur dem Foto zum Wegbeamen: Seht ihr, ich bin da! Außer großflächiger Reklame ist da nicht viel zu erleben. Abends gibt es sogenanntes Entertainment. Doch, ja. Wer schwungvolle Musik mag, wie sie auch in Altenheimen gern gehört wird, ist hier richtig. Muss man sich das
Rockefeller Center
ansehen? Einen Komplex von zwanzig Hochhäusern? Bestimmt nicht. In der Mitte gibt es einen Springbrunnen, aber hallo, im Winter eine Schlittschuhbahn. Wer sich auf die Aussichtsplattform im 70. Stock des General ElectricBuilding liften lässt, kann behaupten, die Aussicht sei toller als vom Empire State Building. Schwer überprüfbar, macht aber einen fachkundigen Eindruck.
Empire State
muss nur sein, wenn man erzählen will, man sei King-Kong-mäßig oben gewesen. Durchschnittlich zehntausend Leute pro Tag wollen hoch und runtergucken.
Architekturfreunde bevorzugen das
Chrysler Building
. Superman soll mal um die Spitze geflogen sein. Kommt auch eher selten vor. Im
Trump Tower
vergreist ganz oben der Typ, der sich immer scheiden lässt. Und im
U N-Gebäude
am East River wird alle zwei Monate der Frieden durchgesetzt. Wer schon immer nichts von Kunst verstehen wollte, begibt sich ins
Museum of Modern Art
. Selbst wer klug reingeht, kommt doof wieder raus. Nun noch ein paar Fotos, gut postiert unter den Straßenschildern von
Fifth Avenue
,
Madison Avenue
und
Park Avenue
. Und das war’s.
Uptown. Eigentlich sind Downtown und Midtown schon das, was man unter New York versteht. Fehlt allenfalls noch der
Central Park
, ehemals von Vergewaltigern bevorzugt, jetzt auch für Läufer, Kutschen, Zoobesucher, Bootsfahrer und Basketballer geöffnet. Ein Stadtpark eben. Am östlichen Rand das
Metropolitan Museum.
Drinnen viel Kunst, von Erben statt Steuer gespendet – oft unter der Bedingung, dass die Sammlung zusammenblieb. Man wandert also weniger durch die Epochen als vielmehr von Hobbyraum zu Hobbyraum. Hier ein Impressionist neben einer Indianermaske, drei Räume weiter einer neben javanesischen Schattenfiguren. Optimal für Leute, die gern suchen. Vom
Guggenheim Museum
dreihundert Meter weiter bleibt überhaupt nur der Bau in Erinnerung. Unter einer Glaskuppel führt eine spiralförmige Rampe nach oben. Schöner Blick in die weite Rotunde. Stört kaum, dass an der Wand und in Nebenräumen Bilder hängen. Weiter nach Norden folgt
Harlem
, wo bis vor vierzig Jahrenschwarze Musik gemacht wurde. Jetzt hat Bill Clinton da sein Büro für Praktikantinnen.
So wird man lästige Mitreisende los
Leute loszuwerden ist gar nicht so einfach. Manhattan ist zu übersichtlich. Und obwohl die Bewohner durchblicken lassen, dass sie keine weiteren Touristen benötigen, sind sie verblüffend hilfsbereit. Man kann nicht sagen: «Onkel Patrick, jetzt pass mal auf, wir treffen uns um eins da, wo im Dezember immer der größte Weihnachtsbaum der Welt steht, ich weiß im Augenblick nicht mehr genau, wie das heißt, frag dich einfach durch», und dann hoffen, dass er nie hinfindet. Er wird pünktlich da sein, geführt von einem riesigen Schwarzen, um den er zu Hause einen großen Bogen gemacht hätte. Wir brauchen größere Irrwege.
Die Freiheitsstatue. Wir sagen: «Die Freiheitsstatue musst du von nahem gesehen haben! Egal, wie man dazu steht – sie ist das Symbol des amerikanischen Traums!» Wir können nicht
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