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Alle Orte, die man knicken kann

Alle Orte, die man knicken kann

Titel: Alle Orte, die man knicken kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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allmähliche Verwandlung von Menschenhaut in Leder. Mitfilmen und youtube-geeignetes Video der eigenen fortschreitenden Verlederung auf Wunsch.
    Puerto de la Cruz, Teneriffa:  Ein Vergnügungspark als Lieblingsort aller Orcas. Die Schwertwale, die im Meer Hunderte Meter tief tauchen müssen, bekommen ihr Futter im Loro Parque schon im Drei-Meter-Becken! Ohne Wellen, ohne Strömung, ohne Konkurrenz. Nur ein paar Kunststücke sind nötig.
    Puerto del Carmen, Lanzarote:  Als einmalig gilt der tägliche Tretbootstau. Staunenswert für Biologen bleibt die anderswo unerreichte Geschwindigkeit der hier massenhaft wimmelnden Wappentiere der Insel, der Cucarachas. Stoppuhr mitnehmen!
    Sahara, Nordafrika:  Viele frustrierte Fahrer und Führer, nachdem der Wüsten-Hype («Genießen Sie die Leere undWeite») abgeklungen ist. Immer noch effektiv die Familienauseinanderführung: «Wenn du den Kleinen Prinzen finden willst, musst du weiter reingehen, Oma!»
    Sharm el Sheikh, Ägypten:  Viel Neugiertourismus wegen der häufigen Hai-Attacken, die das Rote Meer in letzter Zeit authentisch rot gefärbt haben. Massentauchen zu den letzten Korallenriffen. Größte Dichte von Fast-Food-Ketten in einem islamischen Land.

Amerika

USA

    N ew York hält den weltweiten Rekord im Energieverbrauch und ist zugleich einer der wichtigsten Müllproduzenten der Erde. Es verfügt über die größte Dichte an verlegten Kabeln plus Mobilfunkantennen und hat den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Schlaftabletten. Therapeuten lieben «the city that never sleeps». Eine Rekordzahl von Analytikern kümmert sich um Klienten. Die Stadt muss also auch die weltweit größte Ansammlung von Neurotikern sein – oder solchen, die sich dafür halten. Mit
New York
ist gewöhnlich
Manhattan
gemeint, also der Wald von Wolkenkratzern auf der zentralen Landzunge zwischen Hudson und East River. Von der Südspitze bis zum Central Park sind es zehn Kilometer. Breite: ungefähr drei Kilometer. Das ist es schon, was mit New York gemeint ist. Besucher aus europäischen Großstädten sind oft enttäuscht, weil die Stadt in Filmen, Fernsehserien und auf Bildern eindrucksvoller rüberkommt als live. Berlinern erscheint Manhattan wie eine geblähte Variante von Kreuzberg plus Mitte. Später eingemeindete Stadtteile wie Queens oder die befriedete Bronx sind tatsächlich nicht interessanter als Chemnitz oder Remscheid. Allenfalls Brooklyn ist der Erwähnung wert. Dorthin führt eine Brücke, von deren Ende man die Skyline ablichten kann. Überdiesist Brooklyn zum Zufluchtsort aller geworden, die glaubten, sie würden in New York als Künstler entdeckt. Und all jener, die sich Kinder leisten. Denn die Stadt ist teuer. Sehr teuer. Für Besucher ebenso wie für die Bewohner.
    Was man auslassen kann
    Nach New York fährt man, um anderen zu erzählen, dass man dort war. Vielleicht noch, um zu checken, ob es wirklich so aussieht wie in den Filmen, also wie bei Woody Allen oder in
Sex and the City
. Ja, sieht einigermaßen so aus. Beweisfotos machen. Und das war’s auch schon. Was nun bis zum Abflug? Herumwandern? Bisschen shoppen bei den berühmten Adressen, wo man schlechte Qualität zu Höchstpreisen ergattern kann? Ins Museum? Ein Käffchen trinken für fünf Dollar? Oder einfach hin und her gehen? Immerhin ist die Stadt übersichtlich gegliedert: Downtown heißt das südliche Drittel. Darüber folgt Midtown. Links und rechts des Central Parks befindet man sich in Uptown. Schluss. Nördlich des Parks, schon nicht mehr richtig Manhattan, liegt das veredelte Harlem. Die U-Bahn fährt unablässig rauf und runter. Busse gibt’s auch. Wer viel Zeit rumkriegen muss, geht einfach zu Fuß. Hier sind die meistgehypten Ziele.
    Downtown.  Manhattan hat ein Straßengitter mit Nummerierung für Dummies («Ich kann zählen»). Lediglich auf der Südspitze, dem Ursprung, geht es unnummeriert und krautig zu. Hier gibt es sogar noch ein paar krumme Straßen. Und hier liegt der
Financial District
, in dem die Leute sich am meisten anstrengen, Selbstbewusstsein vorzutäuschen. Vor allem in der
Wall Street
. Wer dort die Bronzeskulptur eines Bullen berührt, wird reich oder, wie indianischeHeiler behaupten, bekommt Krebs. Einfach ausprobieren. Ganz nah:
Ground Zero
, auch
World Trade Center Site
genannt. Fünf neue Kratzer sollen aus der Baustelle wachsen. Vorerst gibt es nur ein provisorisches 9/​1 1-Museum , das niemand sehen will, und fliegende Händler, die Brand-, Rauch- und Einsturzfotos

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