Alle Orte, die man knicken kann
windig auf Fuerteventura, und wenn es mal nicht windig ist, kommen gleich die Mücken.
Auch auf der ehemals trübsinnigen Vulkaninsel Lanzarote sind viele neue Hotels entstanden. Allein die Zementmasse der Neubauten, berechnete der Oberste Gerichtshof, habe einen Wert von anderthalb Milliarden Euro. Weil zwanzig Hotels, und leider die renommiertesten, ohne Genehmigung erbaut wurden, sind sie gerichtlich für ungültig erklärt worden. Zum Glück bleibt so etwas auf den Kanaren ohne Folgen. Zwar übernachtet jetzt mehr als ein Viertel der Lanzarote-Besucher in illegalen Betten, aber das gibt dem Urlaub den gewissen Kick, der sonst auf diesen total erschlossenen Inseln so selten ist.
Bleibt noch Gomera , wo die Esoteriker hausen und spirituelle Energie direkt aus dem steinigen schwarzen Lavastrand saugen, und zwar durch die Fußsohlen. Hier befindet sich auch der einzige Nacktbadestrand der Inseln – Playa del Inglés im Valle Gran Rey, der immer wieder Scharen von Naturbeobachtern mit ihren Ferngläsern anlockt. Einige Badende waten splitternackt ins Wasser und steigen zur eigenen Überraschung bekleidet wieder heraus, geschmückt meist mit Supermarkttüten und Plastikmanschetten von Bierdosen. Es ist fast ein wenig wie Fasching und hat wohl seinen Grund darin, dass die Inselbewohner sich ihre Ursprünglichkeit erhalten, indem sie ihren Müll wie schon ihre Ahnen direkt ins Meer entsorgen.
Ach ja, und da ist ja noch El Hierro , die kleinste. Da die anderen Inseln gründlich abgegrast und verwertet sind, hat die Unesco dieses Eiland mit seinen badeunfreundlichen Felsküsten eilig zum Biosphärenreservat erklärt. Das hat umgehend dazu geführt, dass der kleine Flugplatz jetzt für große Maschinen ausgebaut wird. Als Bauland für Hotels und Yachthäfen wird die Insel aber wohl erst im kommenden Jahr freigegeben werden.
Kenia
E in Gerücht besagt, dass vorwiegend alte Damen nach Kenia reisen. Sie schlurfen mit Rollator aus dem Flugzeug. Das ist die Wahrheit. Und es gibt gute Gründe dafür. Alte Menschen sind in Kenia höher angesehen als junge Leute. Das ist für deutsche Seniorinnen eine berauschende Erfahrung. Sie vermag zu versöhnen mit einem harten, entsagungsvollen Leben. Obendrein wird alten Damen, sofern sie eine kleine Rente mitbringen, in Kenia das Recht auf einen Liebhaber zugestanden, auf einen hübschen jungen Liebhaber, der sich bei Bedarf auch am Schieben des Rollators beteiligt. Die alte Dame nimmt in diesem Fall auf dem kleinen Bänkchen des Gehwagens Platz, vom zweiten Tag an sogar in verführerischer Pose.
Während im benachbarten Somalia schwerbewaffnete Piraten in See stechen, während in den westlichen angrenzenden Staaten die Präsidenten ihren Parteifreunden die Füße abhacken und ihre Gegner an Krokodile verfüttern und während in Tansania Hexenmeister die landeseigenen Albinos zu magischen Tränken zerkleinern, herrscht in Kenia ein freundliches Einvernehmen.
Lediglich die unter Schutz stehende Anopheles-Mücke kann die Harmonie stören. Allerdings ist sie nicht an der Küste tätig, sondern lieber im Landesinneren, dort, wo die Fotosafaris stattfinden, in den Reservaten
Taita Hills
,
Lake Nakuru
und
Massai Mara
.
Dorthin reist man am besten ohne Gehwagen und ohne Liebhaber, denn die Flugzeuge sind klein, die Jeeps ungefedert unddie Lodges schwer erreichbar. Um Flamingos, Antilopen oder gar Giraffen zu sehen, müssen Reisende Zimmer und Betten in Kauf nehmen, die zuletzt in der Kolonialzeit gereinigt wurden. Sie müssen sich mit Affen einigen, die durch die unschließbaren Fenster springen, um im Schutz des Zimmers ihre Notdurft zu verrichten. Und sie müssen mit Duschen zurechtkommen, aus denen alle dreißig Sekunden ein Tröpfchen fällt, sodass eher eine Wäsche mit dem mitgeschleppten Mineralwasser angeraten ist.
Wer sehr viel Glück hat, bekommt einen Elefanten zu sehen, nicht so nah wie zu Hause im Zoo, aber doch in überzeugender Wildheit, sofern der Elefant Segelohren wie Dumbo hat. Elefanten mit kurzen Ohren stammen aus Indien, von wo sie neuerdings wegen ihrer größeren Robustheit importiert werden. Gegen Abend trauen sich dann endlich auch die Mücken aus der Deckung und schwärmen zur Tränke, also zur dünnen Haut hellhäutiger Menschen. Dass die Malaria-Erreger mutieren, macht die Prophylaxe und die Nachsorge spannender. Eine Behandlung in deutschen Tropeninstituten ist möglich und oft erfolgreich. Von den rund tausend Reisenden, die pro Jahr mit Malaria
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