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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gegenübersah.
    Sie rief Pauline auf ihrer Durchwahl an. Die Anwältin nahm fast sofort ab. »Charlie?« Pauline klang überrascht, aber erfreut.
    »Stimmt. Wie geht’s Ihnen?«
    »Gut. Ich will Ihnen nicht die gleiche Frage stellen, ich vermute, Sie haben zurzeit nicht gerade besonders viel Spaß.«
    »Es war schon mal schlimmer. Hören Sie, haben Sie Zeit zum Reden?«
    »Lassen Sie mich in zehn Minuten zurückrufen. Ich muss noch ein Diktat zu Ende bringen, dann kann ich mich richtig konzentrieren. In Ordnung?«
    Zehn Minuten waren noch nie so langsam vergangen. Als das Telefon endlich klingelte, war Charlie dabei, wie ein Free-Jazz-Klavierspieler mit den Fingern auf den Schreibtisch zu trommeln. »Pauline? Danke, dass Sie zurückrufen.«
    »Charlie, es ist doch immer ein Vergnügen. Ich finde es schrecklich, wie man versucht, Sie in der Boulevardpresse als Sündenbock abzustempeln. Sie haben Ihre Arbeit getan, Sie haben alles richtig gemacht.«
    Charlie seufzte. »Ich weiß, Pauline. Aber diese ermordeten Frauen lasten doch schwer auf mir, wissen Sie?«
    Eine lange Pause. Charlie wusste, dass Pauline ihre eigene Bürde zu tragen hatte. Für eine Strafverteidigerin konnte es gar nicht anders sein.
    »Ich weiß«, sagte Pauline schließlich. »Ich gehe mal davon aus, dass Sie nicht anrufen, um ein bisschen höflich zu plaudern?«
    »Leider nicht. Ich will Sie vorwarnen; was ich zu sagen habe, wird bizarr klingen. Aber haben Sie bitte ein wenig Geduld mit mir.«
    »Legen Sie los. Etwas Kurioses kommt mir durchaus recht. Im Moment ist hier alles sehr uninteressant. Ich sage Ihnen, Charlie, was die Menschenrechte betrifft, ist die Gesetzgebung ein zweischneidiges Schwert. Wir konnten durchaus etwas damit erreichen, aber jeder verdammte Mandant, mit dem ich zurzeit spreche, fängt erst mal an, sich darüber zu ereifern, dass seine Menschenrechte verletzt wurden. Ich habe es satt, zu erklären, dass es nicht unter die Kategorie ›grausame Misshandlung‹ fällt, wenn die Polizei es jemandem abschlägt, im Polizeiwagen zu rauchen. Also, hauen Sie mir mal die Kuriosität um die Ohren.«
    »Es geht um Ihre Mandantin, Joanna Sanderson.«
    »Zurzeit sitzt sie in Holloway und wartet auf die Verurteilung wegen Mordes. Ich nehme an, lebenslänglich, mit der Empfehlung, dass sie mindestens zehn Jahre verbüßen muss. Was ist mit ihr?«
    »Magda Newsams Mutter war früher meine Dozentin. Und es mag seltsam scheinen, aber sie ist überzeugt, dass Ihre Mandantin nicht schuldig ist. Weder Joanna noch Paul Barker. Sie glaubt, dass man sie hereingelegt hat.«
    »Warten Sie mal … dass ich das recht verstehe: Die Mutter der Witwe meint, meine Mandanten seien unschuldig?«
    »Was den Mord betrifft jedenfalls. Über die Insidergeschäfte weiß sie nichts. Aber sie glaubt, dass die falschen Leute vor Gericht standen, und hat mich gebeten, einen Blick auf den Fall zu werfen, um zu sehen, ob es eine Möglichkeit gibt, das rückgängig zu machen, was geschehen ist.«
    »Sie meinen, ich hätte meine Arbeit nicht richtig gemacht?«, fragte Pauline. »Natürlich bin ich der gleichen Meinung wie Newsams Mutter, ich glaube nicht, dass meine Mandantin des Mordes schuldig ist. Aber die Indizienbeweise sprachen gegen sie, besonders da sie und ihr Freund ein Motiv hatten, das solchen Geschworenen einleuchtet, die sich den verdammten
Inspector Barnaby
anschauen.«
    »Ich glaube auf keinen Fall, dass Sie etwas vermasselt haben«, beschwichtigte Charlie, hielt aber trotzdem an ihrer Überzeugung fest. »Ich will nur mit Joanna sprechen, damit ich zu Corinna Newsam gehen und sagen kann: Tut mir leid, es gibt da keine Unstimmigkeiten, die man aufgreifen könnte.«
    »Jo wird Ihnen nichts sagen, was Sie nicht schon wissen«, erwiderte Pauline. »Aber ich kann Ihnen ja ruhig verraten, dass es eine bestimmte Verteidigungsstrategie gab, die wir nicht genutzt haben, weil wir dachten, sie würde die Geschworenen verprellen. Wie sich gezeigt hat, hätten wir geradeso gut aufs Ganze gehen können.«
    Charlie gefiel das, was sie da hörte. Nach ihrer Erfahrung kam es zu Fehlern, wenn Anwälte versuchten, wie Psychologen zu handeln. Es wäre nicht das erste Mal, dass Spielchen vor Gericht schließlich zum ersten Trittstein auf dem Weg zur Berufung wurden. »Worum ging es da?«, fragte sie.
    »Wie viel wissen Sie über den Fall?«
    »Ich habe alle Presseberichte gelesen.«
    »Okay. Sie wissen also, alles fing damit an, dass eine Festplatte mit Sicherheitskopien

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