Alle Rache Will Ewigkeit
das Aussehen einer Frau, die die Verantwortung an die nächste Person im Team losgeworden ist.
Hinter Nick öffnete sich eine Tür, und eine tiefe Stimme sagte: »Ich bin Anne Perkins. Und wer sind Sie?«
Nick erhob sich, stellte sich noch einmal vor und legte seinen Ausweis zur genauen Überprüfung vor. Anne Perkins’ Alter hätte irgendwo zwischen vierzig und sechzig sein können. Ihr dichtes, graumeliertes Haar war kurz geschnitten und zu einer modisch zerwühlten Frisur gestylt, ihre Brille war schick und topaktuell, und sie trug ein enganliegendes T-Shirt zu einer Caprihose im Cargostil, die ihre gebräunten Glieder und durchtrainierten Muskeln sehen ließen. Sie sah aus wie jemand, der mit dem Fahrrad zur Arbeit kam, dachte Nick. Und zwar ohne ins Schnaufen zu geraten. »Danke, Sergeant«, sagte sie und gab ihm seinen Ausweis zurück. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
Nick wiederholte seine Geschichte.
Anne Perkins hörte aufmerksam zu, den Kopf leicht zur Seite geneigt und eine nachdenkliche Falte zwischen den Brauen. »Der Mann lügt«, stellte sie klar. »Wir haben Leuten die Gelegenheit für ein Praxissemester oder Berufspraktikum gegeben, aber nie in einer Position, in der sie unsere Geschäftsführerin überallhin begleitet hätten. Wir würden das Unternehmen niemals einem solchen Risiko aussetzen.« Sie wandte sich halb ab, als betrachte sie mit dieser Meinungsäußerung die Angelegenheit als erledigt.
»Danke«, sagte Nick. »Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich kann in einer solchen Sache das unbestätigte Wort einer Person nicht einfach so akzeptieren.« Er zuckte bedauernd mit den Achseln. »Beweisregeln und all so was. Sicher haben Sie Verständnis für mein Problem.«
Sie wirkte schockiert. Nick konnte sich vorstellen, dass sie in ihrer Stellung Widerspruch nicht gewohnt war. Er hoffte, dass er es nicht übertrieben hatte. »Ich dachte, unsere Justiz lebt davon, dass das Wort einer Person gegen das einer anderen steht?«, entgegnete sie kühl.
»Wir sehen es lieber, wenn wir uns nicht auf die Weisheit der Geschworenen verlassen müssen«, antwortete er und wandte sich damit an ihr Überlegenheitsgefühl. »Vielleicht könnte ich es mir von Jay selbst bestätigen lassen?«
Anne schüttelte den Kopf. »Sie ist heute nicht da.«
»Könnte ich sie anrufen?«
»Das dürfte schwierig sein. Sie hat ein ausgefülltes Tagesprogramm.«
Interessant, wie sie ihre Chefin verteidigt, stellte Nick fest. Er nickte verständnisvoll. »Sie ist offenbar eine sehr beschäftigte Frau. Wie wär’s damit: Wenn Sie einen Terminkalender von 2004 haben, könnte ich mir den anschauen? Dann ist das Problem gelöst. Und ich verschwinde und lasse mich nie wieder hier blicken.«
Anne Perkins hob eine Augenbraue. » 2004 ? Warten Sie einen Moment. Lauren, zeig doch mal diesem netten Herrn von der Polizei, wie die Kaffeemaschine funktioniert.«
Lauren lächelte beklommen, als sie allein waren. »Möchten Sie einen Kaffee?«
»Danke, aber das nimmt zu viel Zeit in Anspruch. Ich habe nicht vor, so lang hier zu sein.« Er lehnte sich wieder an die Tischkante. »Arbeiten Sie schon lange hier?«
»Jetzt sind es fünf Jahre«, antwortete Lauren. »Seit es losging mit 24 / 7 .«
»Muss ein guter Arbeitsplatz sein, wenn Sie so lange geblieben sind.«
Lauren grinste. »Wir bekommen fabelhafte Reisevergünstigungen. Und ich reise sehr gern. Außerdem ist Jay eine gute Chefin. Sie verlangt viel von ihren Mitarbeitern, aber sie gibt eine Menge zurück. Sind Sie schon lange bei der Polizei?«
Nick verzog das Gesicht. »Zu lang. Wir bekommen keine Reisevergünstigungen. Wie ist Jay denn so? Ich stelle sie mir ziemlich rücksichtslos vor, da sie so viel Erfolg mit ihrem Unternehmen hat.«
»Sie weiß, was sie will, und sie ist gut darin, es sich zu verschaffen.« Lauren unterbrach sich plötzlich, als habe sie bemerkt, dass sie dem netten Herrn von der Polizei zu viel verriet. »Aber wenn Sie wirklich wissen wollen, wie sie ist, sollten Sie ihre Autobiographie lesen,
Ohne Reue.
Sie hatte eine ziemlich schwierige Kindheit. Dass man darüber wegkommen und im Leben so erfolgreich sein kann, das begeistert einen, wissen Sie?«
Bevor Nick antworten konnte, kam Anne Perkins mit einem Laptop zurück. »Ich glaube, hier ist das, was Sie brauchen«, sagte sie, stellte das Gerät auf einen Beistelltisch und klappte es auf. Ihre Finger huschten über die Tasten, und auf dem Bildschirm öffnete sich eine Anwendung. Nick kam
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