Alle Rache Will Ewigkeit
selbst für Sie.«
»Ach, das ist aber nicht fair. Ich hab Ihnen meins gezeigt, und Sie zeigen mir Ihres nicht.«
»Ich verspreche Ihnen, sobald ich etwas Konkretes habe, werde ich es Ihnen erzählen. Aber jetzt behalte ich es am besten für mich. Also, darf ich Ihre Mandantin besuchen? Ich könnte ein nettes psychiatrisches Gutachten für die Berufung erstellen.«
»Ich werde es im Gedächtnis behalten. Aber ich muss es Ihnen abschlagen, Charlie. Joanna geht es nicht gut. Nicht gut genug, dass man sie einer Befragung ins Blaue hinein unterwerfen dürfte. Sie würde jetzt alles sagen, wenn sie dächte, dass es auch nur die geringste Chance gäbe, sie dort herauszuholen. Bei einer Gegenüberstellung würde sie sogar den Papst beschuldigen.«
»Wahrscheinlich mit einiger Berechtigung.« Charlie versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. Sie war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, eine Zeugin zu befragen, und dem Verständnis für den Zustand, den Pauline beschrieb. Sie wusste, dass sie Joanna nur noch mehr Kummer bringen würde, wenn es schien, als biete sie ihr eine Hoffnung. Und wenn es auch Gelegenheiten gab, bei denen es ihr nichts ausmachte, für eine gute Sache zu lügen, gehörte eine solche Angelegenheit, bei der sie einem sowieso schon verletzten Menschen noch mehr schadete, nicht dazu. »Ist in Ordnung, Pauline. Was Sie mir gerade erzählt haben, ist wahrscheinlich alles, was sie weiß. Ich komme immer noch nicht über den Gedanken weg, dass Carling derjenige war, der die ganze Gaunerei organisiert hat. Das ist Wahnsinn.«
»Vielleicht hat er mit jemandem ein Doppelspiel getrieben. Wenn man in solch trübem Gewässer fischt, wer weiß, was für Tierchen man da im Tümpel aufscheucht. Hören Sie, halten Sie mich auf dem Laufenden, ja? Mein Mädchen sollte nicht hinter Gittern sitzen.«
»Ja klar«, sagte Charlie.
Sie plauderten noch ein paar Minuten und tauschten sich über private Dinge aus, aber Charlie war nicht richtig bei der Sache und froh, das Gespräch zu beenden.
»Das ändert alles«, sagte sie. Sie konnte das neue Bild noch nicht recht erkennen, aber das Kaleidoskop hatte sich eindeutig gedreht.
20
D ie Marconi Business Class Lounge am Flughafen von Bologna war ziemlich schlicht im Vergleich zu anderen VIP -Lounges. Es gab Bier, alkoholfreie Getränke oder Kaffee und eine begrenzte Auswahl an abgepackten Snacks, eine Beleidigung des Gaumens nach all den herrlichen Köstlichkeiten, die Jay bei ihrem zweitägigen Besuch der Stadt genossen hatte. Aber sie war nicht hier, um zu essen oder zu trinken. Sie saß hier fest, weil ihr Flug drei Stunden Verspätung hatte. Das war der Nachteil daran, dass sie immer noch darauf bestand, einen Teil der Arbeit an vorderster Front selbst zu erledigen, die sonst meist von freien Mitarbeitern und verlässlichen Informanten vor Ort geleistet wurde. Aber es war ein kleiner Preis, den sie dafür zahlte, dass sie mit der Wirklichkeit des Reisens, wie es für die meisten Leute war, in Kontakt blieb. Na ja, sagen wir, die Wirklichkeit vergoldet mit etwas Luxus wie der VIP -Lounge. Es gab immer Arbeit, mit der sie vorankommen musste. Jay hatte noch nie viel davon gehalten, die zufälligen Pausen zu vergeuden, die beim beruflichen Reisen regelmäßig entstanden.
Die erste Stunde hatte sie genutzt, um sich Notizen über die Höhepunkte ihrer Reise zu machen – Restaurants, Bars, Geschäfte, Museen, Galerien, aber auch die Kuriositäten und ungewöhnlichen Möglichkeiten, die die Vorschläge von 24 / 7 einzigartig machten. Jay las ihre Zusammenfassung durch und verglich die Aufzeichnungen mit ihrem Terminkalender, um zu checken, ob sie etwas vergessen hatte. Dann lud sie via WLAN ihre fünf besten Empfehlungen für Prosciutto auf die 24 / 7 -Website hoch. Die meisten Nutzer der Site würden niemals die Gelegenheit haben, solch köstlichen Schinken zu probieren, und schon gar nicht, ihn zu kaufen, aber jetzt konnten sie beim Dinner sitzen und sich über das Thema auslassen, als seien sie Experten. Das war die Seite von 24 / 7 , auf die Jay nicht stolz war. Die Informationen und die Erfahrungen, die sie zur Verfügung stellte, waren verantwortlich für einen spürbaren Anstieg der Angebereien bei den Dinners einer bestimmten Klasse. Sie hoffte, durchs Leben zu kommen, ohne dafür bestraft zu werden. Gott stehe ihr bei, wenn sie jemals ihr Fett für manche ihrer köstlichen Empfehlungen abbekam.
Die Arbeit war erledigt, und jetzt blieben ihr noch fast zwei
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