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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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von Briefen auftauchte, die sonst nirgends auf einem von Philip Carlings Computern zu finden waren?«
    »Ja. Magda fand sie im Haus ihrer Eltern, wo sie die Nacht vor der Hochzeit verbracht hatten.«
    »Na ja, meine Mandantin und ihr Partner beharren felsenfest darauf, dass Philip Carling diese Briefe, die sie beschuldigen, nie geschrieben hätte. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass er derjenige war, der den ganzen Insiderschwindel angezettelt hatte.«
    »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen? Der Bräutigam, der Herr mit der blütenweißen Weste? Er hatte die Finger da drin?« Dies war das Überraschendste, was Charlie bis jetzt gehört hatte. Es stellte die Beweiskraft der Briefe auf den Kopf.
    »Das behauptet meine Mandantin. Er hatte es schon eine Zeitlang getrieben, als Joanna bemerkte, dass er viel mehr Geld auszugeben schien, als er verdiente. Ihr erster Gedanke war, dass er sie betrog. Dass er mehr aus der Firma herausnahm, als ihm zustand. Also stellten sie und Paul ihn zur Rede. Er begriff, dass der einzige Weg aus dieser sehr schwierigen Situation war, zuzugeben, was er in Wirklichkeit trieb. Und er zeigte ihnen, wie man Systeme einrichtete und sich nicht erwischen ließ.«
    »Mein Gott«, sagte Charlie. »Das wirft das ganze Motiv um, oder?«
    »Könnte man sagen.«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie das nicht nutzen wollten.«
    »Geschworene mögen es nicht, wenn man Tote beschuldigt, ohne Beweise zu haben. Es gab zwei große Probleme. Philip Carling war geschickt. Auf seinen Konten ist keine Spur von zweifelhaften Geldsummen zu finden. Es gibt hier und da eine Merkwürdigkeit – dass er ein Gemälde für dreißigtausend verkaufte, das er angeblich für hundert in einem Trödelladen aufgelesen hatte, solche Dinge. Und er behauptete, er sei Pokerspieler und spiele mit hohem Einsatz. Er muss ein höllisch guter Spieler gewesen sein, um die Gewinne einzufahren, die er bei der Steuer angab und auf den Konten deponierte. Aber es gab nichts, worauf man hinweisen und dann sagen konnte: Das sind seine Gewinne aus Insidergeschäften.«
    »Das macht es tatsächlich schwieriger. Aber trotzdem …« Charlie verstummte, denn sie wollte nicht zu vorwurfsvoll klingen.
    »Dann kam das, was der Sache den Rest gab. Wer hat angeblich die Briefe entdeckt? Die trauernde Witwe. Haben Sie sie gesehen? Sie sieht verdammt gut aus, Charlie. Jeder Mann im Gericht starrte sie sabbernd an, glauben Sie mir. Außerdem ist sie Ärztin und behandelt krebskranke Kinder. Am Hochzeitsabend wurde ihr der Mann genommen. Es lässt sich nur schwer jemand vorstellen, der mehr Eindruck auf Geschworene machen würde als Magdalene Newsam. Wenn wir also hätten durchblicken lassen, die Briefe seien untergeschoben worden, um unsere Mandantin zu belasten, folgt daraus, dass wir andeuten, die heilige Magda hätte die Hand im Spiel gehabt. Und das war natürlich unmöglich.«
    »Ich verstehe Ihr Problem. Ganz zu schweigen davon, dass Ihre Mandanten ihre Spuren nicht so gut verwischten, wie Carling das getan hatte. Ich meine, es gibt doch keinen Hinweis, dass sie hereingelegt wurden mit dem Insiderhandel, oder?«
    »Nein, das kann nicht einmal ich aufrechterhalten. Aber ich glaube nicht, dass sie Philip Carling umgebracht haben. Wenn Barker mit dem Rücken zur Wand gestanden hätte, hätte er es vielleicht getan. Aber sie bezeugen gegenseitig ihr Alibi. Unerschütterlich. Ich hatte Joanna schon klargemacht, dass sie sich keinen Gefallen tut, wenn sie behauptet, mit Barker zusammen gewesen zu sein, während er weg war und Carling umbrachte. Aber sie blieb hartnäckig dabei. Das zweite Problem ist natürlich, dass es keine anderen offensichtlich Verdächtigen gibt. Carlings Lebenswandel war nicht so, dass er sich Feinde gemacht hätte, die einen am Tag seiner Hochzeit umbringen würden. Wenn also mein Mädchen und ihr Freund es nicht waren, wer war es dann? Alle anderen Hochzeitsgäste sind erfasst – sich überschneidende Alibis, niemand lief in nassen Kleidern herum. Hat Ihre frühere Dozentin irgendwelche klugen Ideen, wer ihn wirklich getötet haben könnte?«
    »Sie hat eine Idee«, antwortete Charlie. »Ich würde es keine kluge Idee nennen, und es gibt nichts, was man als Beweise bezeichnen könnte, um sie zu stützen. Aber sie ist anregend.«
    »Wollen Sie mir davon erzählen?«
    Charlie lachte. »Sie würden mir die Männer mit den weißen Kitteln hinterherschicken. Nein, ich will es Ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Es ist zu irre,

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