Alle Rache Will Ewigkeit
etwas aus einem Film. Wieso erfährst du erst jetzt davon?«
»Der schmierige Typ – Nigel Fisher Boyd heißt er – sagte, er hätte bis jetzt gewartet, weil er mich nicht während des Prozesses in eine unangenehme Lage bringen wollte. Weil – und das deprimiert mich wirklich, Charlie – … Philip hat all dieses Geld beiseitegebracht, all dies und mehr, indem er genau das tat, wofür er Joanna und Paul verpfeifen wollte. Das versteh ich einfach nicht.«
»Ich versuche immer noch zu begreifen, dass dir so viel Geld in die Hände fällt, wo du es überhaupt nicht erwartet hattest.«
Magda sprang wieder auf und begann, aufgeregt auf und ab zu gehen. »Du sagst es. Es hat mich total verängstigt, und Jay ist unterwegs auf einer Reise, deshalb konnte ich nicht einmal mit ihr darüber sprechen.«
»Du Arme. Es ist nicht lustig, mit so etwas allein fertig zu werden.«
»Warum hätte Philip sich einer Ermittlung aussetzen sollen, indem er Joanna und Paul verpfiff? Warum das Risiko eingehen?«
Charlie machte einen Laut, der ihre ratlose Zustimmung auszudrücken schien. »Oberflächlich betrachtet heißt das, verdammt viel zu riskieren. Er war wohl sehr sicher, seine Spuren so gut verwischt zu haben, dass er die Polizei auf seine Geschäftspartner ansetzen konnte.«
»Vielleicht dachte er, man würde ihn nicht allzu gründlich unter die Lupe nehmen, wenn er als empörter Gutmensch auftrat«, entgegnete Magda und konnte einen bitteren Unterton nicht unterdrücken.
»Es muss irgendeinen dringenden Grund gegeben haben. Etwas, für das es sich lohnte, das Risiko einzugehen. Vielleicht waren sie ein bisschen leichtsinnig, warfen mit Geld um sich, hinterließen Belege? Und Philip meinte, er müsse sie aus dem Verkehr ziehen, um sich selbst zu schützen. Und dich auch, vermute ich. Vielleicht hatte er sogar beschlossen, sich zu bessern, weil ihr heiraten wolltet. Vielleicht ging es ihm darum? Vielleicht wollte er alles offenlegen, einen neuen Anfang machen?«
Magda dachte einen Moment über die Idee nach, wies sie aber dann zurück. »Netter Gedanke, aber ich habe trotzdem kein besseres Gefühl in Bezug auf das, was er mit Joanna und Paul vorhatte. Sie waren angeblich seine besten Freunde. Ich könnte das meinen Freunden nie antun. Könntest du das?«
»Hoffentlich nicht. Aber niemand weiß, wozu er fähig ist, bis er damit konfrontiert wird. Fälle kein zu strenges Urteil über ihn, Magda. Du kannst ihn nicht mehr danach fragen, was er getan hat und warum. Es bringt nichts, dich zu quälen und dir auszumalen, was geschehen sein könnte, wenn du es doch nie erfahren wirst.«
Magda seufzte. Sie begriff, dass Charlies Rat vernünftig war, konnte ihn aber trotzdem nicht akzeptieren. »Ich weiß nicht, wie diese Sache enden wird, Charlie. Und dann ist da ja noch das Geld. Was soll ich damit machen?«
»Es ist dein Geld. Philip wollte, dass du es bekommst.«
»Aber es ist kein ehrlich verdientes Geld. Es ist schmutzig. Ich will es nicht haben.«
»Dann verschenke es. Du kannst damit Gutes tun. Nimm dir die Zeit, darüber nachzudenken. Wähle eine Wohltätigkeitsorganisation aus mit einem Wirkungsfeld, das dir wichtig ist. Und spende es in Philips Namen, wenn dir das richtig scheint. Ich weiß, dass du schockiert bist und das verabscheust, was er getan hat. Aber lass dir davon nicht deine guten Erinnerungen kaputt machen. Der Mann, an den du diese Erinnerungen hast, das war er auch, weißt du.«
Magda spürte ein Kribbeln, die Tränen wollten ihr in die Augen steigen, und sie schniefte heftig. »Du hast recht«, krächzte sie heiser.
»Es ist immer am besten, sich Zeit zu lassen. Keine übereilten Entscheidungen zu treffen.«
Magda schaffte es, trotz der Tränen verhalten zu lachen. »In Jay hab ich mich ziemlich schnell verknallt. Und das ist ja gut ausgegangen.«
Einen Moment herrschte Stille, und sie fragte sich, ob die Leitung unterbrochen sei. Aber schließlich sagte Charlie: »Und ich bin sicher, sie wird dir helfen, damit klarzukommen.«
»Danke fürs Zuhören, Charlie. Es hat mir wirklich geholfen, dass ich mir das von der Seele reden konnte, bevor Jay aus Bologna zurückkommt. Manchmal kommt es mir vor, als hätte ich ihr nur ein Problem nach dem anderen beschert.«
»Dafür sind Partner da.«
Magda lächelte. »Das sagt sie auch. Aber sie schafft es viel besser, mit ihrem eigenen Mist fertig zu werden, statt alles bei mir zu Hause abzuladen. Manchmal habe ich Schuldgefühle.«
»Na ja, wenn du
Weitere Kostenlose Bücher