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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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erstaunlich. Habe eine Nummer für Ulf Ingemarssons Freundin, Liv Aronsson, von einem Journalisten bekommen! Kannst du das glauben? Weder eine richterliche Anordnung noch eine Drohung nötig, er gab sie mir einfach. Die Schule ist dort um 15 : 30  Uhr aus, also 14 : 30 nach unserer Zeit. Es ist eine Mobilnummer, also jederzeit danach, nehme ich an. Ich glaube, sie wird dir mehr sagen als einem Polizisten.
    Also doch nicht so enttäuschend. Charlie warf einen Blick auf die Uhr. Noch drei Stunden Zeit. Es war merkwürdig. Als sie noch ihre Arbeit hatte, sehnte sie sich immer nach Freizeit zum Lesen, um sich die Podcasts von Radio 4 anzuhören, schwimmen zu gehen oder einfach auf dem Sofa zu liegen und Musik zu hören. Jetzt, da sie Zeit hatte, war sie ihr eine Bürde. Sie gab sich Mühe, ihrem Kopf immer etwas zu tun zu geben, denn wenn ihr Verstand nicht aktiv war, schlich sich entweder Lisa in ihre Gedanken und drängte sich in ihre Privatsphäre, oder sie grübelte end- und ergebnislos über ihre künftigen Probleme und Sorgen nach. Es war ungewiss, welche Aktivität weniger brachte. Manchmal schien es, dass sie nur an Lisa denken konnte, ihre Augen, ihr Lächeln, ihren neckischen Humor, ihre emotionale Intelligenz. Sie hatte etwas Unwiderstehliches an sich, eine so mächtige Anziehungskraft, dass sie die Helligkeit, die Charlie mit Maria verband, verblassen ließ. Charlie wollte widerstehen, aber das wurde immer schwieriger.
    »Reiß dich zusammen, Charlie«, mahnte sie sich und rief hastig Google auf. Sie wollte sehen, ob sie einen Eintrag zur Untersuchung von Kathy Lipsons tödlichem Unfall aufspüren konnte. Je mehr sie aufdecken konnte, bevor sie nach Skye fuhr, desto einfacher würde es werden.
     
    Der Bericht über den Unfall war eine fesselnde Lektüre. Es gab eine Liste von Zeugen, eine Zusammenfassung aller Aussagen, eine Beschreibung von Hintergrund und Umständen des Vorfalls als auch der Todesursache – Verletzungen an Kopf und inneren Organen als Folge eines Sturzes von Sgurr Dearg, einem Berg auf der Isle of Skye. Der einzige kritische Unterton, den der Amtsrichter anklingen ließ, war die Empfehlung, Kletterer sollten sich vergewissern, dass ihre Routen ihre Fähigkeiten und Erfahrung nicht überstiegen. Als Charlie zu Ende gelesen und sich Notizen zu Fragen für die Zeugen von der Bergwacht gemacht hatte, war es fast schon drei Uhr. Liv Aronsson dürfte inzwischen nicht mehr von Kindern umlagert sein, vermutete sie.
    Charlie schloss das Telefon an ihr digitales Aufzeichnungsgerät an und wählte dann die Nummer, immer noch ohne klare Vorstellung, wie sie vorgehen wollte. Sie würde Aronsson die Führung überlassen und sehen, wie weit sie damit kam. Das Telefon klingelte mehrmals, bevor sich eine atemlose Stimme meldete: »Ja?«
    »Ist dort Liv Aronsson?«, sagte Charlie.
    Eine kurze Pause folgte, dann sagte die Stimme: »Hier ist Liv. Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Charlie Flint. Dr. Charlie Flint. Ich hätte gern mit Ihnen über Ulf Ingemarsson gesprochen.« Charlie war sich dessen bewusst, dass sie deutlicher und langsamer sprach als gewöhnlich, versuchte jedoch zu vermeiden, dass sie herablassend klang.
    »Sind Sie Journalistin?« Ihr Englisch war klar und verständlich, aufgrund ihres Akzents hatte es etwas von einem klingenden Singsang.
    »Nein, ich bin Psychiaterin.« Charlie überprüfte, ob das Aufzeichnungsgerät funktionierte, und fragte sich dann, ob sie tatsächlich etwas aufnehmen sollte, bei dem sie eine zumindest irreführende Rolle spielte.
    »Ein Shrink? Eine Seelenklempnerin?«
    Charlie zuckte bei dem amerikanischen Ausdruck, den sie hasste, zusammen. »So etwas Ähnliches.«
    »Warum will eine Seelenklempnerin über Ulf sprechen?«
    »Ihr Englisch ist sehr gut.«
    »Ulf und ich haben ein Jahr in Kalifornien gelebt, als er seinen Master machte. Inzwischen ist es ein bisschen rostig, aber ich denke, es geht noch. Also, ich frage Sie noch einmal. Warum will eine Seelenklempnerin über Ulf sprechen?«
    »Die Sache ist ein bisschen kompliziert«, sagte Charlie. »Passt es jetzt bei Ihnen?«
    »Von wo rufen Sie an? Sind Sie hier in Stockholm?«
    »Nein, ich bin in England. Aber ich kann Sie später anrufen, wenn es dann günstiger ist.«
    Nach einer Weile sagte Liv: »Von mir aus geht es in Ordnung. Aber ich verstehe nicht, warum eine Psychiaterin sich nach all der Zeit für meinen Freund interessiert.«
    »Ich bin Therapeutin, aber ich arbeite auch mit der Polizei zusammen«,

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