Alle Rache Will Ewigkeit
wieder mal jemanden brauchst, der zuhört, ruf mich ruhig an.«
»Danke. Ich weiß es zu schätzen, dass du zuhörst. Und was du zu sagen hattest. Aber jetzt muss ich auflegen. Ich will Jay vom Flughafen abholen.«
Magda kehrte in die Küche zurück und war trotz der Tränen besserer Laune, als sie vor einer halben Stunde noch für möglich gehalten hätte. Charlie Flint auf ihrer Seite zu haben war ein unerwarteter Vorteil. Sie erinnerte sich an etwas, das Charlie neulich gesagt hatte, und erkannte, wie recht sie gehabt hatte. Ihre Mutter hatte wirklich sehr guten Geschmack bewiesen bei der Auswahl ihrer Babysitter.
22
Donnerstag
E iner der Gründe, weshalb Charlie sich als junger Mensch für die Wissenschaft begeistert hatte, war ihr starkes Bedürfnis nach Antworten. Es genügte ihr nicht, Lehrbücher auswendig zu lernen; sie wollte über das Warum und das Wozu Bescheid wissen. Deshalb konnte sie sich nicht zufriedengeben mit einer SMS von Nick, in der lediglich stand, er hätte kein Glück gehabt mit Jay Stewarts Satellitentelefon. »Es muss doch eine Möglichkeit geben«, murmelte Charlie vor sich hin. Sie starrte stirnrunzelnd die Homepage von 24 / 7 auf dem Bildschirm an.
Dann ging ihr plötzlich ein Licht auf. Um den Hauptinhalt der Seite waren gesponserte Links von Partnerfirmen angeordnet. Billigflieger, Seiten, auf denen man Hotels buchen konnte, Autovermietungen. Und Anbieter für billiges, weltweites Telefonieren. Sie klickte sich zu doitnow.com durch und fand ähnliche Links von Partnerunternehmen. »Sie hatten sich bestimmt auf vergünstigte Konditionen geeinigt«, sagte sich Charlie. »Natürlich.«
Aber das war nur der erste Teil der Antwort. Wenn man wusste, wer der Telefonpartner von 24 / 7 im Jahr 2010 war, half das nicht viel beim Aufspüren des Anbieters von Satellitentelefonen, den doitnow.com zehn Jahre zuvor bevorzugt hatte. Sie konnte versuchen, doitnow.com anzurufen, aber sie glaubte nicht, dass sie Chancen hatte, dort jemanden zu finden, der zur Jahrtausendwende auch nur die Schule abgeschlossen hatte. Und noch weniger wahrscheinlich war es, auf jemanden von damals zu stoßen, der heute noch dort arbeitete und sich Details wie Vergünstigungen bei Tarifen für Satellitentelefone gemerkt hatte.
Sie war ziemlich sicher, dass es das, was sie brauchte, nicht gab. Wenn man wissen wollte, wie der
Daily Mirror
im Jahr 1900 oder 2000 ausgesehen hatte, konnte man losgehen und sich eine Ausgabe im Archiv anschauen. Aber all diese frühen Websites mit ihren verrückten Farbkontrasten und hässlichen Schriften waren spurlos verschwunden, oder? Ohne etwas zu erwarten, googelte Charlie »Website-Archiv« und war erstaunt, eine Site zu finden, die sich der Erhaltung alter Ausgaben beziehungsweise der digitalen Entsprechung davon widmete. Zugegeben, es reichte nur bis 2004 zurück, aber es war doch eindrucksvoll.
Und noch imponierender war, dass die Homepage von doitnow.com vom August 2004 hier zu finden war. Es gab einen Link zu einem normalen Mobilfunkanbieter. Und zu ihrem Erstaunen und ihrer Freude war ganz unten links in der Ecke eine winzige Anzeige. »Sie fahren in eine Gegend, wo es nicht mal Eisenbahnsignale gibt? Dann brauchen Sie ein Satellitentelefon. Wir statten die Nachrichtenagenturen der Welt aus. Mieten Sie von uns ein Satellitentelefon.« Als sie versuchte, die Site anzuklicken, entdeckte sie natürlich, dass sie deaktiviert war. Aber zumindest war dies ein Anfang.
Sie rief Nick an, hatte aber vergessen, dass er Dienst hatte. Sein Handy schaltete auf Voicemail um. »Nick, hier ist Charlie. Doitnow.com hatte damals, 2004 , einen Satellitentelefon-Partner: Stratosphone. Vielleicht bekam die Chefin eins gratis? Würde sich lohnen, das zu überprüfen, meinst du nicht?« Keine angenehme Aufgabe für ihn, aber er hatte ja seine Hilfe angeboten. Jetzt konnte er sich nicht auf einmal beklagen.
Das Nächste auf Charlies Liste war, eine Fahrt zur Isle of Skye zu organisieren. Sie war überrascht, als sie herausfand, dass es keine Flüge zu der Insel gab. Das hätte sie wirklich nicht erwartet. Schließlich konnte man auf jede griechische Insel fliegen, auf der es genug Platz gab, um eine Start- und Landebahn hinzuquetschen, aber zu dieser britischen Touristenattraktion gab es keine Flugverbindung. Von Glasgow aus war es eine Autofahrt von fünf Stunden oder mehr, und von Manchester auch noch dreieinhalb. Und sie hatte am Montag Unterricht, den ausfallen zu lassen sie sich nicht leisten
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