Alle Rache Will Ewigkeit
kicherte sie los. »Tut mir leid«, meinte sie. »Erzähl mir von deiner seltsamen Begegnung.«
»Ich war kurz bei Sainsbury’s, und als ich zurückkam, wartete ein Typ auf mich, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Nigel Fisher Boyd.«
Jays Gesicht war anzusehen, dass sie den Namen noch nie gehört hatte.
»Er hat etwas mit Finanzdienstleistungen zu tun. Aber er ging nicht ins Detail, und ich fragte nicht weiter. Etwas unheimlich kam er mir schon vor, ein bisschen unsolide, weißt du? Er behauptete, er sei ein Freund Philips, aber ich wusste genau, dass er log, weil er ihn Phil nannte, und Philip hasste das.«
»Was wollte er denn? Versuchte er dich zu überreden, in irgendein Vorhaben zu investieren?«
Magda lachte. »Du klingst so angriffslustig wie eine Bulldogge. Nein, er versuchte nicht, mich dazu zu bringen, mich von meinem Geld zu trennen. Ganz im Gegenteil. Er war gekommen, weil er etwas hatte, das Philip gehörte und das er an mich weitergeben wollte.«
Jay stützte sich auf die Ellbogen hoch. Magda bewunderte unwillkürlich die Linie ihrer Schultern und ihre vollen Brüste. Schweißtropfen rannen an ihrem Körper herunter, und es verlangte sie danach, sie abzulecken. »Klingt faszinierend.« Jay runzelte die Stirn. »Allerdings kommt das ein bisschen spät.«
Magda seufzte. »Na ja, es zeigte sich, dass es dafür einen guten Grund gab. Er gab mir achthunderttausend Euro in Inhaberobligationen, Jay.«
»Was?« Jays Gesicht wurde starr vor Ungläubigkeit. Magda hatte sie noch nie so schockiert gesehen.
»Ich weiß. Ich war auch total panisch. Ich hatte noch nie eine Inhaberobligation gesehen und hatte nur von so etwas gehört, weil Patrick eine Phase hatte, während der er jeden Abend
Stirb langsam
anschaute; angeblich klauten Alan Rickmans Leute etwas Derartiges. Und genau darum geht es hier auch.«
»Wie?«
Schon beim Gedanken an diesen Teil ihrer Geschichte kamen Magda die Tränen. »Dieser Nigel Fisher Boyd behauptete, es seien Philips Erträge aus Insidergeschäften.«
Jay riss die Augen noch weiter auf. »Insidergeschäfte?
Philip
hat solche Geschäfte gemacht?«
»Laut Fisher Boyd ja. Es ist unfassbar. Ich glaubte, Philip zu kennen. Aber der Philip, den ich kannte, war kein Betrüger. Und ich fragte mich einen Augenblick, ob es eine Art makabrer Scherz sei. Aber achthunderttausend Euro, mit so viel Geld spielt man nicht, nur um jemanden zu verwirren. Und dann dachte ich an das, was du getan hast, und ich rastete aus.«
Jay richtete sich auf und schob sich auf die Bank, auf der auch Magda saß. »Mein Gott«, sagte sie. »Wir hätten uns vollkommen ruinieren können. Ich habe Philips sämtliche Unterlagen durchgesehen, die geschäftlichen und die privaten, habe sie wirklich durchstöbert und keine Spur von irgendetwas Fragwürdigem gefunden. In Bezug auf Joanna und Paul war es nicht schwer, über die belastenden Unterlagen Klarheit zu gewinnen, als ich erst einmal wusste, wonach ich suchte. Aber ich dachte, Philip sei sauber. Ich hätte niemals diese Briefe geschrieben, wenn ich gedacht hätte …« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Oh Gott, wir hatten Glück, dass wir davongekommen sind«, stöhnte sie und atmete erleichtert auf.
»Aber wir stehen jetzt nicht unter Verdacht, oder? Die Tatsache, dass Joanna und Paul Insidergeschäfte machten, hast du doch nicht erfunden. Du hast nur die Aufmerksamkeit der Behörden darauf gelenkt.«
»Aber es ist nur ein Motiv, wenn Philip sauber war«, entgegnete Jay. »Wenn er genauso schlimm war wie sie, warum zum Teufel sollte er sie verpfeifen?« Jay schlug mit der Faust auf die Bank. »Verdammt.«
Magda dachte an ihr Gespräch mit Charlie zurück. Aber sie wusste instinktiv, dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um Jay zu sagen, dass sie sich jemand anderem anvertraut hatte. »Man könnte argumentieren, dass sie vielleicht leichtsinnig waren und dadurch das ganze Kartenhaus einzustürzen drohte. Und Philip hat versucht, sie aus dem Verkehr zu ziehen.«
»Das ist eine Argumentation, an die wir uns halten könnten, wenn es je so weit kommt«, sagte Jay. »Aber wir waren doch so sicher, dass Joanna und Paul ihn umgebracht hatten. Erinnerst du dich? Das war der einzige Grund, weshalb ich überhaupt all diese Finanzdokumente durchforscht habe. Ich suchte nach einem Grund, warum sie ihn loswerden wollten. Ich war auf das Motiv aus, und als ich sah, was sie getan hatten, schien es so offensichtlich. Wäre das nicht gewesen, dann wäre ich nie
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