Alle Rache Will Ewigkeit
als die Kleider abzulegen und sich zu ihrer Freundin zu gesellen. Jay schien erfreut, sie zu sehen, und rollte sich auf der oberen Bank auf den Bauch, damit sie Magda sehen konnte, während diese sich auf der unteren hinlegte, wo die Hitze nicht ganz so heftig war. »Du bist wie ein Salamander«, sagte Magda. »Ich kann die Hitze nicht so gut vertragen wie du.«
»Man muss sich nur daran gewöhnen. Mit der Zeit wirst du mir den Platz hier oben streitig machen. Hattest du einen guten Tag?«
»Das Übliche«, seufzte Magda. »Ich musste einer Frau erklären, dass ihr siebenjähriges Kind kein Weihnachten mehr erleben wird. Das hat meinen Tag etwas verfinstert.«
Jay fuhr Magda durchs Haar, das schon feucht war vom Schweiß. »Das ist nur einer der Gründe, weshalb mir mein Beruf lieber ist. Die schlimmste Neuigkeit, mit der ich fertig werden muss, ist, dass die beste Brasserie in Deauville geschlossen wurde.«
»Ja, aber du erlebst auch nicht die magischen Momente, in denen man jemandem mitteilen kann, dass die Therapie angeschlagen hat. Das ist ein Gefühl, das man nicht mit Geld kaufen kann.« Magda krümmte den Rücken, streckte das Rückgrat und spürte, wie sich nach dem anstrengenden Tag ein Teil der Anspannung löste. Sie veränderte ihre Stellung und lag jetzt im rechten Winkel zu Jay und konnte ihr Gesicht sehen. Es faszinierte sie immer noch, die Gesichtszüge ihrer Freundin genau zu betrachten. Sie hätte sich am liebsten jede Linie und jede Kante, jeden Ausdruck und jedes Detail genau gemerkt. »Du hast mir gefehlt, als du weg warst. Es ist so, als gebe es Lücken in meinem Tag, die nur du füllen kannst.«
Jay lachte leise. »Das wird sich bald geben. Bald wirst du die Tage zählen bis zu meiner nächsten Reise und deiner nächsten Chance, das zu tun, was du nicht machst, wenn wir zusammen sind.«
»Nein, das glaube ich nicht. Ich hatte immer das Gefühl, vollkommen unabhängig zu sein. Es machte mir nie etwas aus, wenn Philip weg war. Oder sonst einer meiner anderen Freunde. Aber mit dir ist es ein aktives Fehlen. Wenn etwas passiert, dann will ich es dir erzählen. Ich höre irgendeine blöde Nachrichtenmeldung, und da will ich mich mit dir darüber unterhalten.«
»Das ist sehr lieb«, sagte Jay mit heiserer Stimme. »Ich glaube, so etwas hat mir noch niemand gesagt. Die Freundinnen, die ich in der Vergangenheit hatte, neigten eher dazu einzugestehen, dass sie ihren Freiraum durchaus genossen, wenn ich nicht da war. Aber ich muss zugeben, als ich diesmal verreist war, gab es Momente, die ich auch wirklich gern mit dir geteilt hätte. Und für mich ist das eher untypisch. Ich hab mich immer an den Spruch gehalten, dass man am schnellsten reist, wenn man allein fährt.«
»Wenn man schnell reist, kann man vieles übersehen.«
»Das Risiko einzugehen, war ich immer bereit«, sagte Jay mit einem reumütigen schwachen Lächeln. »Schütte doch mal Wasser auf die Kohlen, ja?«
Magda griff nach der hölzernen Schöpfkelle im Wassereimer und spritzte ein paar Tropfen auf die Kohlen. Der Dampf, der aus dem Saunaofen aufstieg, erschwerte ihr das Atmen, und einen Moment bekam sie kaum Luft.
Du raubst mir den Atem.
Als sie wieder einatmen konnte, sagte sie: »Am Dienstagabend hatte ich eine seltsame Begegnung.«
»Sag bloß, dein Vater ist nach London gekommen, um mich auszupeitschen.«
Magda stöhnte. »Lass das. Du kannst manchmal sehr morbid und beunruhigend sein.«
»Na gut, dann war es also nicht Henry auf dem Kriegspfad. Wer hätte es sonst sein können? Eine andere Lesbe, die sich an dich heranmachte?«
Magda streckte den Arm hoch und gab Jays Schulter einen Schubs. »Schön wär’s. Nein, es war ein Mann. Und bevor du dich aufregst, es war nichts auch nur entfernt Sexuelles an der Begegnung.«
»Freut mich zu hören. Aber bevor du weiterredest, lass mich dir sagen: Nur weil du mit mir zusammen bist, heißt das nicht, dass du nicht deinen Spaß haben kannst, wenn jemand mit dir flirtet. Ich habe kein Problem damit, dass andere Leute das haben wollen, was ich habe.«
»Ooh.« Magda zog den Ausruf so in die Länge, dass es klang wie vier enttäuschte Silben. »Wirst du nicht eifersüchtig sein und dich schlecht benehmen?« Sie machte ungläubig: »Ts ts ts. Also wirklich, du bist einfach zu angepasst.«
»Ich werde cool bleiben. Bis die Person zu weit geht. Und dann werde ich ihr die Milz entfernen. Durch die Nase. Mit einer Häkelnadel.« Jay schaute einen Augenblick böse drein, dann
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