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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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von einem schweren Seufzer beendet. »Mein Problem ist, dass ich keine stichhaltigen Beweise habe. Auf seinem alten Laptop habe ich einen kleinen Teil von Ulfs frühen Entwürfen für das Projekt. Aber nichts von der späteren Arbeit. Wenn ich das komplette Programm hätte, könnten wir sie vielleicht zwingen, zuzustimmen, dass unabhängige Experten die Software vergleichen. Aber das ist unmöglich. Meinen Sie denn, dass die englische Polizei etwas beweisen kann?« Endlich schien ihr bewusst zu werden, dass Charlie ihr einen Rettungsanker zuwarf.
    »Ich weiß nicht. Meine Aufgabe ist, die Glaubwürdigkeit von Zeugen zu beurteilen.«
    »Sie meinen, herauszubekommen, ob jemand lügt? Sie sind ein menschlicher Lügendetektor?«
    Charlie lachte leise. »Sozusagen.«
    »Dann ist Jay Macallan Stewart die Person, mit der Sie sprechen müssen. Fragen Sie sie direkt, ob sie für den Tod meines Freundes verantwortlich ist. Und Sie werden es in ihren Augen sehen. Das Raubtier hinter dem glatten Äußeren.«
    »Leider erlaubt man mir nicht, das zu tun. Sagen Sie, Liv, haben Sie jemals versucht herauszufinden, ob Jay Stewart sich in der Gegend dort aufhielt, als Ulf umgebracht wurde?«
    Als sie diesmal antwortete, hörte Charlie Kummer statt den Zorn von vorher. »Ich habe Fotos von ihr aus dem Internet ausgedruckt und bin damit zu Hotels, Bars, Restaurants und Autovermietungen gegangen. Aber es ist eine Touristengegend. Niemand schaut sich die Kunden genauer an. Sie ziehen ihre Kreditkarten durch und tun so, als würden sie ihre Pässe kontrollieren. Außerdem würde ich nicht wetten, dass sie es selbst getan hat.«
    »Der einzige Beweis ist also das Programm?«
    »Das ist nicht viel, nicht wahr? Aber es geht um Ulf und seine Arbeit. Es geht darum, dass er Anerkennung dafür bekommt, seine Spuren in unserem Leben, wie wir es jetzt leben, hinterlassen zu haben.«
    Das war das Treffendste, was Liv Aronsson gesagt hatte, fand Charlie. Es stellte die menschliche Sicht auf das wieder her, was mit Ulf Ingemarsson passiert war. »Ich werde tun, was ich kann«, versprach sie.
    »Ich werde nicht zu viel erwarten«, antwortete Liv, klang jedoch nicht unfreundlich. »Aber wenn Sie etwas finden, wofür Sie Jay Macallan Stewart bestrafen können, dann schicken Sie mir doch auf jeden Fall ’ne Eintrittskarte.«

23
    M agdas Absicht, Jay von ihrer Begegnung mit Nigel Fisher Boyd zu erzählen, wurde durchkreuzt von der Unfähigkeit ihrer Liebhaberin, wach zu bleiben. Trotz ihrer offensichtlichen Freude, Magda zu sehen, hatte sie müde gewirkt, und kaum waren sie über die Umgebung des Flughafens hinausgekommen, fielen Jay die Augen zu, und sie sackte auf ihrem Sitz zusammen. Ihre Beziehung war noch so neu, dass Magda dies liebenswert fand. »Sie vertraut mir so sehr, dass sie schlafen kann, während ich fahre«, sagte sie sich. Es kam ihr nicht in den Sinn, dass niemand das viele Reisen oder die anstrengenden Touren überstehen konnte, die Jay im Lauf der letzten paar Jahre gemacht hatte, ohne schlafen zu lernen, wenn man müde war, egal wo man sich gerade befand.
    Als Magda in die Tiefgarage hineinfuhr, richtete sich Jay auf, streckte sich und gähnte, so wie Katzen es tun. »Schöne Fahrt«, sagte sie mit schläfriger, schleppender Stimme. »Tut mir leid, dass ich dich nicht unterhalten habe. Aber ich sagte dir ja, dass du dir die Mühe nicht zu machen brauchst.«
    »Es war keine Mühe. Ich wollte dich sehen. Im Auto zu sitzen, wenn du neben mir schläfst, ist besser, als allein zu Haus zu sein.« Magda beugte sich hinüber und küsste Jay. »Außerdem wirst du jetzt wiederhergestellt und erfrischt sein nach deinem Nickerchen.«
    Jay lachte. »Aha, der unersättliche Appetit der Jugend.« Sie griff sich ihre Tasche vom Rücksitz und folgte Magda nach oben. »Ich hoffe, du musst morgen nicht früh aufstehen.«
    Danach gab es keinen passenden Moment mehr, ihre merkwürdige Begegnung im Weinlokal zur Sprache zu bringen. Und als Magda am Morgen aufstand, saß Jay schon am Computer. Sie unterbrach ihre Arbeit lange genug, dass sie miteinander einen Kaffee mit Toast zu sich nehmen konnten, aber es war deutlich, dass sie mit den Gedanken noch bei der Arbeit war.
    Als Magda von der Klinik zurückkam, brannten die Wertpapiere bereits fast ein Loch in ihren Hirnkasten, von der Tasche ganz zu schweigen. Sie hängte ihren Mantel auf und fand Jay in der Sauna schwitzend, die sie in der Garage hatte einbauen lassen. Da blieb Magda nichts anderes übrig,

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