Alle Rache Will Ewigkeit
sagen?«
»Ja, das ist das richtige Wort.«
»Ich fand, so war sie. Einmal fing Ulf an, etwas distanziert über die ganze Idee zu reden, er sagte, er wolle sich noch Zeit lassen und es durchdenken. Da blitzte es in ihren Augen auf, nur einen Moment, dann war es wieder weg. Und ich dachte, ich würde nicht dein Feind sein wollen.«
Charlie überdachte diese bedeutsame Feststellung und fragte sich, ob sie vielleicht teilweise aus der Rückschau heraus entstanden war. »Was ist danach geschehen?«, fragte sie mit sanfter Stimme.
»Nachdem sie nach Großbritannien zurückgekehrt war, schickte sie Ulf ein Angebot. Aber er fand, es sei kein fairer Vorschlag. Sie telefonierten zweimal miteinander, und am Ende sagte er, er glaube nicht, dass sie zusammenarbeiten sollten.«
»Ich nehme an, das war eine Enttäuschung für ihn.«
»Mehr für sie, denke ich. Das zu entwickeln, was Ulf bereits geschaffen hatte, hätte sie Jahre an Softwareprogrammierung gekostet. Er hingegen hätte leicht einen neuen Partner finden können, der sich mit Online-Geschäften auskannte. Jedenfalls beschloss er, für zwei Wochen wegzufahren. Wir waren früher schon mal an dem Ort gewesen, und er wusste, er würde dort nicht gestört werden und würde das Programm noch verbessern können. Und bevor er sich’s versah, war er tot.«
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schlimm das für Sie gewesen sein muss«, sagte Charlie. »Haben Sie mit ihm gesprochen, während er in Spanien war?«
»Kurz nachdem er dort ankam, um mich wissen zu lassen, dass alles in Ordnung war. Aber ich sagte Ihnen ja, er wollte keine Ablenkung und plante, sein Handy abgeschaltet zu lassen. Wenn er sich intensiv mit etwas beschäftigte, vertiefte er sich völlig in die Sache. Aber Jay wusste, wohin er fuhr. Ich hatte gehört, wie er es ihr am Telefon sagte, bevor er wegfuhr. Sie interessierte sich für Orte abseits vom Rummel, sagte er. Suchte immer nach neuen Zielen, die sie den Leuten empfehlen konnte.« Sie klang verbittert. Charlie hörte das unverkennbare Geräusch des Anzündens einer Zigarette. »Es ist nicht leicht, wieder von alldem zu sprechen.«
»Ich weiß. Und ich danke Ihnen, dass Sie so offen zu mir sind. Haben Sie die spanische Polizei über Jay Stewart informiert?«
»Natürlich. Ich bin ja nicht blöd und habe keine Angst vor ihr. Als sie sagten, es fehlten Papiere und der Laptop, wusste ich, dass es kein gewöhnlicher Einbrecher gewesen war. Warum sollte ein Einbrecher Laptop und Papiere mitnehmen? Der einzige Mensch, der an dem Zeug hätte interessiert sein können, wäre jemand, der die Software braucht.«
»Was sagte die Polizei?«
»Sie hielten daran fest, dass es ein einfacher Einbruch gewesen sei, der dann schiefging. Darüber hinaus hatten sie kein Interesse an irgendwas. Und natürlich fassten sie keinen Einbrecher unter ihren üblichen Verdächtigen. Sie hielten mich für ein einfältiges, hysterisches Mädchen. Das sagte der Anwalt. Und ich hatte ja keinerlei Beweise, also fuhr ich letzten Endes nach Haus und versuchte, der Polizei hier zu erklären, was passiert war. Aber sie wollten nicht zwischen die Fronten geraten und spielten nur Verstecken mit mir. Das Problem ist, dass bei der Polizei niemand versteht, wie so etwas abläuft. Als 24 / 7 nach weniger als einem Jahr nach Ulfs Ermordung auf den Markt kam, wusste ich, dass sie seine Programme haben mussten. Sie hätten diese anspruchsvolle Software, die der von Ulf so ähnlich war, niemals in weniger als einem Jahr entwickeln können.«
Es erweckte tatsächlich diesen Eindruck, dachte Charlie. Aber beweiskräftig war es nicht. »Es sei denn, dass Jay Stewart mit ihrem Softwaretyp schon an einer ähnlichen Idee arbeitete.«
»Wenn sie schon so weit waren, warum hätten sie dann Ulf überhaupt gebraucht?«, sagte Liv triumphierend.
»Vielleicht wollten sie ihn aufkaufen, damit er ihnen keine Konkurrenz machte«, schlug Charlie vor.
»So war es nicht. Er erzählte mir, dass der Entwickler seine Arbeit wirklich eindrucksvoll fand. Nein, hier ist Folgendes passiert: Jay Stewart hat Ulfs Programme geklaut. Ich beschuldige sie nicht des Mordes.« Sie stieß ein rauhes, bellendes Lachen aus. »Ich bin nicht blöd. Aber ich glaube, sie hat den Diebstahl in Auftrag gegeben. Und es ging schief. Also ist sie verantwortlich, selbst wenn sie nicht wollte, dass es so kommt. Und ich will, dass sie dafür bezahlt.«
»Aber Sie konnten sie nicht vor Gericht bringen?«
Ein langes Schweigen wurde
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