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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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wenn niemand für das Verbrechen zur Rechenschaft gezogen wurde. »Obwohl jeder, der dich und die Umstände kennt, keine Minute glauben würde, dass du Philip umgebracht haben könntest. Aber das spielt für die Schwachköpfe da draußen keine Rolle. Sobald wir uns outen, wird binnen kurzem ein Pöbelhaufen auf Facebook mit uns abrechnen wollen. ›Ich wette, ich kann eine Million Leute finden, die glauben, dass Magda Newsam eine üble männerhassende Lesbe ist, die ihren Mann wegen des Geldes um die Ecke gebracht hat.‹«
    Und dabei hatten sie sich ja nicht irgendetwas ausgedacht. Die Insidergeschäfte waren durchaus real gewesen. Jay hatte es nur augenfällig gemacht. Selbst jetzt noch konnte sie nicht verhindern, dass sie stolz darauf war, wie gut sie die Situation gedeichselt hatte. Es war ein tolles Gefühl, eine so große Sache für einen Menschen zu regeln, den man liebte. Jetzt musste sie nur noch beten, dass es auch so geregelt blieb, wie sie es in die Wege geleitet hatten. Andernfalls würden sie vielleicht die Plätze mit Paul Barker und Joanna Sanderson tauschen müssen. Das wäre ein alptraumhaftes Szenario – wenn sie und Magda die Strafe aufgebrummt bekämen. Man durfte einfach nicht zulassen, dass das geschah, und sie würde tun, was immer nötig war, um sicherzustellen, dass es nie geschehen würde.
    Wenn es ganz schlimm kam, gab es immer noch die Costa-Rica-Option.
    Jay fand, es war ein Wunder, dass sie mit all diesen Dingen im Kopf überhaupt hatten schlafen können. Aber Magda hatte die Erschöpfung auf ihrer Seite. Und selbst Jay hatte es geschafft einzuschlafen, als die Nacht am kältesten und dunkelsten war.
    Fast den ganzen Tag hatte sie Besprechungen gehabt und war gedanklich mit den neuesten Expansionsplänen für 24 / 7 beschäftigt. Die einzige Unterbrechung im ansonsten reibungslosen Ablauf ergab sich, als Anne von einem merkwürdigen Vorkommnis mit einem Polizisten berichtete, der ins Büro gekommen war und hatte wissen wollen, ob sie einen Verdächtigen eines alten Falls als Praktikanten gehabt hätten. »Es war, als wir noch in der Entwicklungsphase waren, also hatten wir damals natürlich noch keine Praktikanten«, hatte sie gesagt. »Und du warst die ganze Woche auf Reisen, also war es noch unwahrscheinlicher.«
    »Wann war das?«
    »Im Mai 2004 «, antwortete Anne und blätterte schon die Seite des Terminplans für den Vormittag um. Sie warf Jay einen bedeutungsschweren Blick zu. »Die Woche, in der Ulf Ingemarsson starb.«
    Jay unterdrückte ein Schaudern. Sie erinnerte sich an den Mai 2004 . Was war hier los, zum Teufel? Anfragen von fremden Kripobeamten nach ihrem Aufenthaltsort während der Zeit, in der Ingemarsson ermordet wurde, mochten nicht ganz so harmlos sein, wie sie schienen. Als hätte sie nicht den Kopf schon voll genug. Nein, im Mai 2004 , da hatte sie definitiv keinen Praktikanten betüddelt. »Bestimmt nicht«, sagte sie.
    »Komisch«, murmelte Anne zerstreut und kritzelte einige Notizen an den Rand. »Nachdem er gegangen war, fiel mir ein, wie ich deine Reisebelege für den netten spanischen Kriminalbeamten hatte herausholen müssen, der herkam, nachdem die Freundin losgelegt hatte. Ich wusste genau, wo du warst und wann, aber er sagte, er brauche Beweise.«
    Natürlich hatte sie genau gewusst, wo Jay gewesen war. Annes Ergebenheit war sagenhaft. Ihre Bemühungen um einen reibungslosen Ablauf von Jays beruflichem Leben kannten keine Grenzen. Jay hatte den Verdacht, dass Anne in sie verliebt war, es aber vorzog, dass ihre Zuneigung unerwidert blieb. Wenn man die Beziehung nicht intim werden ließ, konnte man schließlich nie jemandes Schwächen entdecken. Es war eine Konstellation, die beiden zupasskam. Aber manchmal, wie auch heute, fragte sich Jay, ob sie wirklich alles wusste, was Anne für sie tat. Sie hatte eine dunkle Ahnung, dass es Dinge gab, die sie besser nicht wusste.
    Es war befreiend, das Büro zu verlassen und durch die ruhigeren Nebenstraßen von Knightsbridge zurückzukehren. Niemals ließ sie zu, dass die Arbeit sie auf ihren Spaziergängen verfolgte; sie beherrschte die Kunst, die Gedanken frei schweifen zu lassen. Es erstaunte sie immer, wie vielfältig London war. In ein paar Minuten kam man von der pulsierenden Geschäftigkeit einer Hauptverkehrsstraße zu den leeren Nebenstraßen einer Wohngegend. Ihr eigenes Haus gab ihr das Gefühl einer Oase, die Dreifachverglasung hielt das Rattern und Dröhnen der Stadt fern. Aber es gab viele weitere

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