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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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war, nicht begangen«, entgegnete Maria. »Das scheinen alle zu vergessen.«
    Nadja zuckte mit den Schultern. »Aber niemand anders ist festgenommen worden, oder?«
    »Um Gottes willen, Nadja. Jetzt reicht es aber«, schimpfte Lisa, sichtlich bestürzt von der Richtung, die die Unterhaltung nahm. »Danke für Ihr freundliches Angebot, Maria, aber wir haben vor, den ganzen Tag unterwegs zu sein. Wir gehen hoch zum Dunvegan Castle.«
    »Ich bin sicher, das wird sehr schön«, sagte Maria, deren Stimme jetzt kühl klang. »Charlie, du musst aufpassen, dass du dich nicht verspätest, deine Gesprächspartner werden bald hier sein.«
    Charlie ergriff die Gelegenheit, den Raum zu verlassen. »Ich muss meine Sachen holen. Danke, dass du mich erinnert hast. Bis später dann.« Sie ging los, steuerte rasch auf den Ausgang zu und lief nach oben. Mit einem Gefühl der Erleichterung schloss sie die Zimmertür hinter sich, musste dabei allerdings die Augen zukneifen, um die Tränen zu unterdrücken. Sie fühlte sich, als seien ihre Gefühle während des Schleudergangs in eine Waschmaschine geworfen worden. Es war schon schwierig genug gewesen, als sie dachte, ihre Gefühle für Lisa würden nicht erwidert. Aber jetzt, da es schien, als wäre wirklich etwas zwischen ihnen, wurde es immer schwieriger, mit der Situation umzugehen. Der Punkt kam näher, an dem sie eine Entscheidung treffen musste. Und egal, in welche Richtung sie auch tendieren mochte, Charlie wusste, dass ihr gegenwärtiges Gefühl, sich in der Hölle zu befinden, im Vergleich dazu ein Picknick am Strand sein würde.
     
    Die beiden Männer, die in der Bar saßen, hätten kaum verschiedener aussehen können. Der eine war klein und drahtig, hockte auf seinem Stuhl zusammengesunken wie ein Springteufel, der nur darauf wartete, dass der Deckel gehoben wurde. Sein welliges Haar war schwarz, sein Bart im Sonnenlicht, das ins Lokal hereinfiel, leicht rötlich braun. Er hatte das grobknochige Aussehen der gälischen Kelten, die tiefblauen Augen huschten unter den dichten schwarzen Brauen hin und her. Der andere war viel größer, ein Wikinger von einem Mann, Schultern und Brust breit und kräftig. Sein rotblondes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, sein dichter Bart eine Nuance dunkler. Seine langen Beine hatte er sorglos gespreizt von sich gestreckt. Mit der gegerbten Haut und dem scharfen, in die Ferne gerichteten Blick hätten die Männer jedes Alter zwischen dreißig und fünfzig haben können. Charlie hatte keinen Zweifel, dass sie diejenigen waren, die sie treffen wollte.
    Der kleine Dunkle sprang auf, als sie sich näherte. Der andere beugte sich träge nur etwas vor. »Dr. Flint?«, fragte der Kleine und streckte ihr die Hand entgegen.
    Charlie ergriff sie und schüttelte sie. »Stimmt. Sie sind Calum Macleod?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin Eric Peterson. Jeder meint, dass ich von hier bin, aber er ist das.« Jetzt, als er mehr als zwei Worte gesagt hatte, war es offenkundig, dass er von viel weiter im Süden kam. Aus Cumbria, vermutete sie. Er wies mit dem Kopf auf den anderen Mann. »Das ist Calum.«
    Calum nickte. »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte er, und sie hörte die weichen Zischlaute des Inseldialekts heraus.
    Charlie bestellte Cola für die beiden Männer, einen Kaffee für sich und nahm Platz. Sie durchliefen das übliche Ritual, einleitend ein bisschen Smalltalk zu machen. Nachdem die Getränke mit einer Schale selbstgebackenem Shortbread gekommen waren, nahm sie das Aufnahmegerät heraus. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen«, sagte sie, während sie alle das mit Puderzucker bestäubte Gebäck in Angriff nahmen. »Mein Gedächtnis ist nicht mehr so gut wie früher.«
    »Bei mir genauso«, sagte Eric. »Meine Frau meint, es ist der Alkohol, aber ich sage, es ist, weil ich mir beim Klettern zu oft den Kopf angehauen habe. Sie behauptet, ich sei schon immer weich in der Birne gewesen. Kein Respekt, diese Mädels von hier. Ihr bringt ihnen das Gehorchen nicht gut bei, Calum.« Er grinste, und es war offensichtlich, dass er daran gewöhnt war, der fröhliche Mittelpunkt jeder Gesellschaft zu sein. Calum schwieg und nahm stattdessen nach dem trockenen Gebäck lieber einen kleinen Schluck Cola.
    »Also, ich würde gern mit Ihnen über das sprechen, was sich am Freitag, den 18 . Februar 2000 , zutrug. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie beide sich an diesen Tag erinnern?«
    »Ich erinnere mich an jede Rettungsaktion«,

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