Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
es auf dem Weg nach unten herausgefallen.«
    »Stimmt«, sagte Eric, erregt, dass seinem Gedächtnis nachgeholfen wurde. »Sie sagte, es sei separat in der Seitentasche gewesen.« Er bemerkte Charlies Blick. »Was? Dachten Sie etwa, wir hätten nicht nach dem Telefon gefragt? Wir sind keine Neulinge, das können Sie glauben. Hier draußen ist es ein bisschen wie im Wilden Westen. Die Cops können nicht überall sein, deshalb müssen wir uns einschalten und tun, was wir können, um zu helfen. Daher stellen wir Fragen, wenn es etwas gibt, das aufgeklärt werden muss. Und Gordon versuchte immer noch, dem komischen Anruf nachzugehen. Er fragte sich, ob sie vielleicht eine Freundin angerufen hatte oder so etwas. Aber sie sagte, nein, sie hätte das Telefon verloren, bevor sie es benutzen konnte. Wir waren also so klug wie zuvor.«
    Sie hätte lügen können, dachte Charlie. Vielleicht hatte sie doch jemanden angerufen. Aber wenn man an einem Berghang hängt mit seiner Geschäftspartnerin am Ende des Seils, wen soll man da anrufen? Den Notruf, das war die offensichtliche Antwort. Eine andere Nummer anzurufen, konnte Charlie sich nicht vorstellen. Selbst wenn es mit einem Satellitentelefon nicht direkt ging, worüber sie nicht Bescheid wusste, gab es doch bestimmt eine Vermittlung, die man kontaktieren konnte, oder? Und eine Satellitentelefon-Vermittlung würde nicht so tun, als riefe sie von einem Hotel auf der Insel Skye an. All das ergab keinen Sinn, und Charlies Intuition sagte ihr, wenn alles keinen Sinn ergab, dann war da etwas gelaufen, das nicht hätte laufen sollen.
    »Ich weiß, dass sich diese Frage vielleicht komisch anhören wird. Aber außer dem Anruf, gab es da an dem Tag noch etwas, das Ihnen ungewöhnlich vorkam?«
    Eric runzelte die Stirn und mampfte ein weiteres Shortbread, während er darüber nachdachte. Calum kaute an einem Fingernagel. »Nein«, sagte Eric schließlich. »Sie hatten einfach großes, großes Pech.«
    »Nur mit einer Sache, das war Glück«, sagte Calum.
    »Was meinst du denn damit?«, fragte Eric. »Es war ein total schlimmer Sturm. Alles ging für sie schief. Ich versteh nicht, wie du sagen kannst, sie hätten Glück gehabt.«
    »Das hab ich nicht gesagt. Ich sagte, eine Sache war Glück.«
    Charlie beschloss, dass es an der Zeit war, sich einzumischen. »Und was war das, Calum?«
    »Es war Glück, dass das Messer nicht im Rucksack war, oder?«

5
    Sonntag
    D er Sonntagmorgen war unendlich viel besser als der Morgen des Tages zuvor. Charlie hatte Lisa dank flinker Beinarbeit bis spätabends aus dem Weg gehen können. Maria war zur Mittagszeit zum Hotel zurückgekehrt und hatte nur so vor Begeisterung über die Schönheit der Landschaft gesprudelt. Inzwischen hatte Charlie fürs Abendessen einen Tisch in einem anderen Hotel buchen können, dessen Restaurant zu den zwanzig besten in Schottland gehören sollte. Nach dem Lunch machten sie eine Wanderung auf den Glen Brittle und folgten damit den Spuren Jays und Kathys zehn Jahre zuvor. Obwohl sie kaum ein paar hundert Fuß hinaufgestiegen waren, bekamen sie einen Eindruck von der Herausforderung und Größe der Cuillin-Bergkette. »Ich verstehe, dass die Leute immer wieder kommen wollen«, sagte Maria. »Solche Orte berühren einen.«
    »Wir werden ein andermal wiederkommen«, versprach Charlie. »Wenn wir all dies hinter uns haben und ich wieder meine Arbeit ausübe. Wir werden eine Hütte in den Bergen mieten, wandern gehen, wundervoll essen und schlafen wie Säuglinge.«
    Maria lachte. »Und da wird behauptet, die Romantik sei tot. Ich dachte, wir könnten uns vor einem lodernden Kaminfeuer leidenschaftlich lieben.«
    Charlie legte einen Arm um sie und drückte sie an sich. »Das auch.« Sie wünschte, sie könnte klar und entschieden sprechen, aber bis sie ihre Gefühle für die beiden Frauen in ihrem Leben klären konnte, würde sich Charlie mit der Ungewissheit abfinden müssen.
    Als sie in ihr Hotelzimmer zurückkamen, streckte sich Charlie auf der Chaiselongue aus und verriet ihre Pläne für den Abend. »Es ist nicht weit, da haben wir noch eine Stunde oder so Zeit, bevor wir losgehen müssen.«
    »Wir könnten auf einen Drink in die Bar runtergehen.«
    Wieder der Zwiespalt. Charlie sehnte sich danach, Lisa zu sehen, aber der Anspannung, mit ihr und Maria im gleichen Raum zu sein, konnte sie unmöglich mit Gelassenheit begegnen. Mit der Aussicht, dass Lisa und Nadja jeden Moment zurückkommen könnten, war ein Drink in der Bar

Weitere Kostenlose Bücher