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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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wurde. Der Cockcroft Room war direkt über dem Junior Common Room, aber nur halb so groß. Obwohl es fast dunkel war, gab es noch genug Licht von der Hochzeitsparty draußen auf dem Rasen. Ich stellte fest, dass der Raum völlig in Unordnung war. Offenbar war man dabei, eine größere Renovierung durchzuführen, und Werkzeug und Material von Malern und anderen Handwerkern lagen überall herum. Zwei Fenster waren sogar aus den Rahmen genommen und die Lücken mit Abdeckplane zugehängt. Glücklicherweise war die Arbeit an dem tiefen fünfeckigen Erker entweder abgeschlossen, oder man hatte noch nicht damit angefangen. Also ging ich behutsam an den im Weg liegenden Sachen vorbei zum Fenster hinüber.
    Obwohl es an die hundert Leute sein mussten, die zwischen dem Rasen und dem Zelt umherschlenderten und standen, erblickte ich Magda sofort, was zeigte, wie nah wir einander gekommen waren. Sie mischte sich geschickt unter die Gäste, ein paar Worte hier, ein Lachen dort, dann ging sie weiter zu einer Gruppe von Freunden oder einer Schar Tänzer, die ihre schwungvolle Polka unterbrach, um kurz mit der Braut zu plaudern. Während ich zuschaute, fühlte ich mich wie betäubt durch ihre Schönheit und die Veränderung der Umstände, die mich überrollt hatte. Es war fast mehr, als ich glauben konnte.
    Bevor sie den nächsten Abschnitt beginnen konnte, hörte Jay von fern das Geräusch der Haustür, die geschlossen wurde. »Ich bin zu Haus«, rief Magda die Treppe hinauf. Wahrscheinlich besser so, dachte Jay, speicherte die Datei und nahm den Memory Stick. Sie schob ihn in ihre Tasche und trat vom Schreibtisch zurück.
    »Bin gleich unten, Schatz«, rief Jay zurück. Als sie das Büro verließ, schaltete sie das Licht aus. Es war eine gute Stelle zum Innehalten, solange die Dinge noch auf positive Weise beunruhigend waren. Bevor es wirklich gruselig wurde.

4
    Sonnabend
    A ls Charlie aufwachte, kam ihr das Licht zu hell vor. Ihr Kopf fühlte sich dumpf und schwer an, der Magen flau. »Wir werden noch das Frühstück verpassen, wenn du dich nicht aufraffst«, rief Maria gut gelaunt, eine Hand noch am Vorhang, um die Aussicht zu betrachten. Sie war in ein Badetuch gehüllt, ihr Haar war ein feuchtes widerspenstiges Büschel. »Es ist ein wunderschöner Tag.«
    »Uuh«, ächzte Charlie. Solange sie sich nicht bewegte, war vielleicht alles in Ordnung.
    »Ich dachte gestern noch, du hättest vielleicht auf die letzte Runde verzichten sollen«, meinte Maria ohne jedes Mitgefühl in Gesichtsausdruck oder Stimme. »Aber es schien, als hättest du beschlossen, dein eigenes Körpergewicht in Shiraz zu trinken. Das sieht dir nicht ähnlich, Charlie. Normalerweise weißt du doch, wann es Zeit ist aufzuhören.«
    »Hm, ja. Wir haben uns so amüsiert«, sagte sie tonlos.
    »Ja, man unterhält sich gut mit ihnen, mit Lisa und Nadja.«
    »Oh ja. Gute Unterhaltung.« Wenn man es mochte, den ganzen Abend wie auf glühenden Kohlen zu sitzen und sich zu fragen, ob bald alles über einem einstürzen wird. Oder wenn sie unsicher war, ob sie nicht jedes Mal, wenn sie Lisa anschaute, ihre wahren Gefühle verriet. Und sich fragte, ob Lisa ihre wahre Identität aufdecken würde, statt sich zu verstecken hinter Sätzen wie: »Ich bin Trainerin. Ich helfe den Menschen dabei, verschiedene Fertigkeiten sozialer Kompetenz zu entwickeln.« Dass Maria mit ihrer gewohnten praktischen Einstellung solch vage Angaben nicht hinterfragt hatte, dafür fand Charlie immer noch keine Worte. Es war ein starker Beweis für Lisas Charisma.
    Maria ließ sich neben Charlie plumpsen. »Komm, Liebes. Zeit zum Aufstehen. Guck mich mal an, ich hab schon geduscht. Ich kann das Frühstück kaum erwarten. Nach dem tollen Essen gestern Abend ist es bestimmt etwas wirklich Besonderes. Laut Speisekarte für den Zimmerservice haben sie preisgekrönte Würstchen und Blutwurst von der Isle of Lewis.«
    Charlies Magen drehte sich um beim bloßen Gedanken an Blutwurst, woher auch immer. »Ich geh duschen«, murmelte sie. Alles war ihr recht, um Marias unerbittlich guter Laune zu entkommen. Als sie sich aus dem Bett wälzte, standen die Chancen fünfzig zu fünfzig, dass sie ihren Mageninhalt bei sich behalten würde. Aber sie schaffte es zur Dusche, wo sich die Lage wesentlich verbesserte. So war es nach Charlies Erfahrung ja auch normalerweise mit einem Brummschädel. Bis sie fertig war, erwies sich die Aussicht auf das Frühstück schon beträchtlich weniger beunruhigend.
    Die

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