Alle Rache Will Ewigkeit
die Augen und fixierte Magda mit einem starren Blick. »Weil es noch einen Tod gibt, den sie versucht, mir anzuhängen.«
Sie sah, wie auf Magdas Gesicht das Grauen erschien. »Oh, nein. Nein. Das wäre ja …« Sie sah aus, als werde sie in Tränen ausbrechen. »Nicht Philip. Sag mir, dass sie nicht glaubt, du hast Philip getötet.«
Jay nickte. »Leider doch. Ironie des Schicksals, nicht wahr? Er wurde fast mit Sicherheit umgebracht, während wir zusammen waren. Du bist mein Alibi. Allerdings würde es dieser Tage keinen großen Eindruck machen, jetzt, wo du mit mir schläfst. Gott sei Dank glaubt das Gericht, dass Paul und Joanna schuldig sind. Andernfalls würde deine verflixte Mutter wahrscheinlich bei der Polizei erscheinen und verlangen, dass man mich verhaftet.« Der plötzliche Ausbruch von Verbitterung überraschte selbst Jay. Bisher war es ihr gelungen, ihren Groll im Zaum zu halten, aber jetzt drohte er hervorzubrechen. Und das konnte sie sich nicht leisten. Magda der vollen Wucht ihrer brodelnden Wut auszusetzen würde sie nur ängstigen. Und sie vielleicht darüber nachgrübeln lassen, ob nicht doch ein Körnchen Wahrheit in dem steckte, was ihre Mutter behauptete.
Magda sprang auf. »Ich rufe sie jetzt gleich an. Sie muss Schluss machen damit. Es ist empörend. Es ist Verleumdung, verdammt noch mal.«
Jay war schnell auf den Beinen und hielt Magda zurück, indem sie sie fest, aber nicht grob an den Handgelenken fasste. »Nein«, bat sie leise. »Nein, Magda. Das wird alles nur schlimmer machen. Ich will keinen Streit zwischen dir und deiner Familie auslösen.«
»Sie ist doch diejenige, die einen Krieg angefangen hat. Ich lass mir das nicht gefallen, Jay. Ich werde nicht zulassen, dass jemand herumschnüffelt und versucht, deinen Ruf zu beschmutzen.« Magda versuchte sich loszumachen, aber Jay hielt sie fest.
»Bitte, Magda. Lass es. Was ich dir gesagt habe, sollte nicht dazu führen, dass du Partei ergreifst. Ich weiß, dass du mich liebst. Ich konnte dir all das nur sagen, weil ich dir vertraue.« Sie ließ ein Handgelenk los und zog Magda an sich. Sie fühlte ihre Herzen im Doppeltakt klopfen. Ihr Körper erdete Magdas Anspannung; sie spürte, wie sie sich entspannte. »Der einzige Grund, weshalb ich es dir gesagt habe, ist, damit du die Wahrheit kennst. Corinna wird nichts gegen mich herausfinden, weil es nichts herauszufinden gibt, weil ich niemanden umgebracht habe.«
»Aber Jay …«
»Scht. Sie wird es auf sich beruhen lassen, wenn sie vernünftig ist.« Jay drückte ein halbes Dutzend Küsse auf Magdas Mund. Beruhigung. »Aber wenn sie das nicht tut … na ja, du kennst die Wahrheit ja schon. Es wird für dich kein Schock sein.«
Besser, wenn sie sich von Corinna verraten fühlt als von mir.
»Ich weiß, dass das ein schrecklicher Schock für dich ist. Aber mit uns ist alles in Ordnung, mit dir und mir. Charlie Flint kann im Schmutz graben, wo immer sie will, reden, mit wem immer sie reden möchte. Sie kann uns nichts antun.«
»Aber was ist, wenn …« Magda schmiegte sich an Jay, die ihr anderes Handgelenk losgelassen hatte. Sie standen eng aneinandergepresst, umschlangen sich mit den Armen und fühlten die Wärme ihrer Körper.
»Aber nichts. Ich sagte dir, es gibt nichts zu finden.«
Magda machte sich los, damit sie Jay ins Gesicht schauen konnte. »Es gab auch nichts gegen Joanna und Paul zu finden. Bis du etwas fabriziert hast.«
Es war ein schrecklicher, schauriger Moment. Bisher war es Jay nicht wirklich in den Sinn gekommen, dass Corinna Newsam so schonungslos sein könnte, wie sie selbst war. Jay spürte, wie ihr Gesicht erstarrte. Einen Augenblick war sie sprachlos. »Corinna würde das nicht tun«, sagte sie schließlich. »Sie würde nicht wissen, wie sie das anfangen soll.«
Magdas Augen weiteten sich vor Angst. »Das würde sie nicht, da hast du recht. Aber Charlie Flint vielleicht.«
12
Dienstag
A ls Charlie am Morgen losfuhr, war ihr nur wenig von ihrem Optimismus abhandengekommen. Als sie am Abend zuvor zurückgekommen war, war Maria zu ihrer Überraschung nicht gerade begeistert gewesen von ihrer geplanten Reise in den Nordosten. »Ich meine, du solltest einen Tag oder zwei warten«, hatte sie gesagt, als Charlie neben ihr ins Bett gefallen war. »Schau dich doch an. Du bist vollkommen erschöpft. Die lange Fahrt am Wochenende, und heute warst du in London und Oxford. Es eilt nicht, Charlie. Was immer in Roker geschehen ist, liegt zwanzig Jahre zurück.
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