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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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willst, bis ich einen freien Tag habe, damit ich mitkommen kann?«
    »Nett, dass du fragst, Nick. Aber ich glaube nicht, dass Corinna Jay überstürzt zur Rede stellen wird. Es gibt also keinen Grund, sich Sorgen zu machen, wie ich Maria immer wieder versichere. Übrigens bin ich schon unterwegs.«
    Nick lachte leise. »Ich glaube nicht, dass Jay dich wie eine Rachegöttin verfolgt. Ich meinte nur, dass die Kollegen vor Ort hilfsbereiter wären, wenn du einen Mann mit einem Dienstausweis dabeihättest.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht. Aber ich bereite jetzt einfach nur alles sehr sorgfältig vor.« Charlie wechselte auf die mittlere Fahrspur, wo es sich etwas ungefährlicher fuhr. Selbst wenn sie die Hände frei hatte, war es nicht ganz einfach, mehrere Dinge zugleich zu tun, wenn die Unterhaltung Konzentration verlangte. »Ich erwarte eigentlich nicht, in einem zwanzig Jahre zurückliegenden Fall einer Vermisstenmeldung neue Beweismittel zu finden. Mir kam die Idee, als ich mit einer Freundin über Jay sprach, Lisa Kent. Sie ist Therapeutin – leitet UV , die Selbsthilfe-Organisation, und gibt Kurse.«
    »Ich hab mal davon gehört, ja.«
    »Also, sie kannte Jay vor Jahren, als beide noch studierten. Jedenfalls sagte sie etwas in der Richtung, dass Jays Probleme alle auf ihre Mutter zurückgingen. Nichts besonders Aufschlussreiches – hätte ich darüber nachgedacht, dann hätte ich genau das Gleiche gesagt, es ist ja eine grundlegende Tatsache. Kurze Zeit später jedoch klickte es bei mir, und ich dachte: ›Natürlich. Und wenn sie eine Mörderin ist, ist es durchaus möglich, dass ihre angeblich vermisste Mutter ihr erstes Opfer war.‹ Deshalb fand ich, ich sollte mich mal umschauen.«
    »Lösen sich denn viele deiner Klienten von ihrer Mutter, indem sie sie umlegen?«
    Jetzt war Charlie an der Reihe, leise in sich hineinzulachen. »Ich glaube, es passiert viel öfter, als wir wissen. Also – konntest du jemanden finden, mit dem ich reden kann?«
    »Wie du sagtest, es ist zwanzig Jahre her. Aber das hat einen Vorteil als auch den offensichtlichen Nachteil, dass es nicht wahrscheinlich ist, ältere Polizisten anzutreffen, die noch im Dienst sind.« Er hielt erwartungsvoll inne.
    Charlie tat ihm den Gefallen und fragte: »Was ist der Vorteil?«
    »Es war vor so langer Zeit, dass es da wahrscheinlich keine Empfindlichkeiten mehr gibt. Und da du ja eine vom Innenministerium zugelassene Gutachterin bist …«
    »Das kannst du nicht sagen. Ich bin suspendiert«, widersprach Charlie.
    »Verdammt, ich wusste doch, dass ich was vergessen hatte. Ist in Ordnung, Charlie, das ist ihnen scheißegal bei den Unterlagen zu einem Fall von 1990 . Wenn irgendjemand dich zur Rede stellen sollte, sag ihnen einfach, dass ich ein Gedächtnis hätte wie ein Schweizer Käse. Wird schon gutgehen. Schließlich hast du ja Erfahrung damit, wie du dich auf einer Wache zu verhalten hast.«
    »Sie erwarten mich also?«
    »Genau. Weil es ein so alter Fall ist, werden die Unterlagen nicht auf der Wache oder dem Präsidium aufbewahrt. Sie haben dafür extra Lagerräume in der Nähe des Präsidiums in Ponteland. Ich schick dir die Adresse und die Route per SMS . Die Frau, die das Depot leitet, ist Sergeant im Ruhestand. Hester Langhope ist ihr Name. Sie möchte, dass du dich eine Stunde vorher bei ihr meldest. Ich schick dir auch ihre Nummer.«
    »Danke, Nick. Ich schulde dir einen großen Drink.«
    »Allerdings. Übrigens, wie ist es mit Corinna gelaufen?«
    »Ich habe kurz entschlossen die souveräne Entscheidung getroffen, ihr etwas vorzumachen. Ich sagte ihr, es gebe keine Beweise, weil Jay nichts getan hätte.«
    Nach einer langen Pause sagte Nick: »Gut, dass du das nicht beruflich machst. Ich glaube nicht, dass Privatdetektive sich einfach irgendwas ausdenken sollten. Ich dachte, wir seien beide der Meinung, dass sie wahrscheinlich alle auf dem Gewissen hat? Und dass wir nur nicht genug Beweise hätten?«
    »Das stimmt. Aber für eine Person, die schon geäußert hatte, sie würde lieber das Gesetz selbst in die Hand nehmen, als stillzusitzen, während ihre Tochter sich mit einer Frau zusammentut, die sie als die lesbische Entsprechung zu Hannibal Lecter ansieht, ist ›nicht bewiesen‹ kein guter Bescheid. Bis ich also etwas habe, was handfesten Beweisen gleichkommt, ist es das Vernünftigste, Corinna weiter anzulügen.« Charlie bremste leicht, um einem weißen Transporter die Gelegenheit zu geben, sich vor ihr einzuordnen, da

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