Alle Rache Will Ewigkeit
Ein paar Tage werden keinen Unterschied machen.«
»Das weiß ich, aber ich will nicht den Schwung verlieren«, sagte Charlie, kuschelte sich an Maria und schöpfte Trost aus der Berührung der vertrauten Form ihres Körpers.
»Wenn eine Pause von zwei Tagen bedeutet, dass du den Schwung verlierst, spricht das nicht sehr für deinen Enthusiasmus«, erwiderte Maria trocken.
»Außerdem besteht auch das Risiko, dass Corinna darüber schläft und entscheidet, sie sei nicht so überzeugt, wie sie dachte. Wenn sie Magda zur Rede stellt und Jay herausfindet, was sich tut, fährt sie vielleicht selbst in den Nordosten, um dafür zu sorgen, dass ich nichts finde, was ich nicht finden soll.«
Maria riss sich von ihr los und richtete sich auf, der Schreck stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Sie würde dir nachstellen?«
»Das hab ich nicht gesagt. Und auch nicht gemeint.« Das konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen, dass Maria überängstlich wurde. Charlie rollte mit den Augen. »Ich meinte nur, sie würde dafür sorgen, dass nichts gefunden wird. Das ist alles.«
»Sie ist doch die Frau, die ihr, du und Nick, für eine Mörderin haltet. Deiner Meinung nach beseitigt sie Leute, die ihr in die Quere kommen. Und in die Quere kommen, das ist genau das, was du vorhast. Herrgott, Charlie, wie kannst du auch nur daran denken, da raufzufahren, wenn es die geringste Möglichkeit gibt, dass sie dich verfolgt?«
»Sie wird mich nicht verfolgen, Maria. Zunächst mal, zu viele Leute wissen, dass ich die Todesfälle in ihrer Vergangenheit untersucht habe. Nur ein totaler Trottel würde meinen, er könnte mich kaltmachen und nicht im Mittelpunkt einer intensiven und sehr konzentrierten Ermittlung stehen. Und Jay Stewart ist nicht auf den Kopf gefallen.« Charlie legte den Arm um Maria und drückte sie an sich. »Du machst dir zu viele Sorgen.«
»Nein«, sagte Maria, jetzt ärgerlich. »Ich mache mir nicht zu viele Sorgen. Ich sorge mich nicht annähernd genug deinetwegen. Wenn es auch nur eine entfernte Möglichkeit gibt, dass Jay Stewart oben im Nordosten auftaucht, will ich nicht, dass du hinfährst. Der Tod scheint ihr überallhin zu folgen. Selbst wenn sie dir nicht nachstellt, würdest du bei meinem Glück von einem Tsunami oder sonst was weggeschwemmt werden.«
»Es gibt keine Tsunamis in Tyne und Wear«, sagte Charlie und lachte bei dem Gedanken. »Nichts Schlimmes wird passieren, ich versprech’s dir.«
»Du bist fest entschlossen, was? Ich kann nichts sagen, was dich dazu bringen wird, es dir anders zu überlegen?«
Charlie schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, nein. Es lässt mich nicht mehr los. Ich muss es bis zum Ende durchziehen.«
»Aber warum wartest du nicht bis zum Wochenende, damit ich mitkommen kann? Wenn jemand dabei ist, wird Jay dich nicht angreifen, oder?«
In Charlie stieg eine Woge der Rührung hoch. In diesem Moment war ihr der Gedanke, mit Maria Schluss zu machen, um Platz für Lisa zu schaffen, völlig unverständlich. Wenn sie sich von Lisa fernhalten konnte, wenn sie sich versagen konnte, ihrer Wollust nachzugeben, dann konnte sie dies überwinden. Davon war Charlie überzeugt. Maria würde nie etwas davon erfahren. Sie würde niemals den großen Schmerz erfassen müssen, den Charlie ihr anzutun bereit war. »Du bist sehr fürsorglich«, sagte sie. »Und ich liebe dich deswegen. Aber ich kann nicht bis zum Wochenende warten. Ich weiß noch nicht, mit wem ich sprechen muss, aber es ist gut möglich, dass ich dazu an Stellen vorstellig werden muss, die am Wochenende nicht geöffnet sind. Lokalzeitungen, zum Beispiel. Ach komm, mir wird schon nichts passieren. Du kennst mich doch, Liebes. Ich gehe keine unnötigen Risiken ein.« Sie rieb ihren Kopf an Marias Brust.
»Das habe ich bisher immer geglaubt«, sagte Maria. »Aber wenn ich dich so reden höre, bin ich nicht mehr so sicher.« Sie strich Charlie übers Haar. »Ich liebe dich. Ich will nicht, dass dir etwas Schlimmes zustößt.«
»Und es wird auch nichts passieren. Meinst du, wenn es so gefährlich wäre, würde Nick mich fahren lassen? Er weiß, was ich vorhabe, und hat nicht versucht, mich zurückzuhalten.« Na ja, zum größten Teil zumindest stimmte das.
Und so hatte Maria nachgegeben. Aber es hatte Charlies Freude über ihre geniale Idee etwas gedämpft. Sie war gerade kurz hinter York, als Nick anrief.
»Morgen, Charlie«, sagte er munter. »Ich hab deine Nachricht gestern Abend bekommen. Bist du sicher, dass du nicht warten
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