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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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das Essen, die Unterhaltung drehte sich um die Köstlichkeiten, die sie aßen, den intensiven Geschmack der getrockneten Tomaten, die Raffinesse eines gegrillten Artischockenherzens, den nussigen Geschmack eines Schinkens und den kräftigen Käse. Für beide Frauen hatte der gemeinsame Genuss von Essen schnell einen wichtigen Platz in ihrem Zusammenleben gefunden. Beide genossen das sinnliche Vergnügen guten Essens, und lieber hätten sie gar nichts gegessen als irgendeinen Fraß. »Ich würde jederzeit Lebensmittel essen, die preiswert sind«, hatte Jay einmal einem Reporter gesagt. »Aber ich werde nichts essen, was billig ist. Das kostet letzten Endes viel mehr als Geld.«
    Schließlich verputzte Magda das letzte Stückchen gegrillte rote Paprika und seufzte: »Das war eine wahre Wonne. Ich kümmere mich um die Reste und belade die Spülmaschine, geh du und ruh dich aus. Montagabend,
University-Challenge-Quiz,
stimmt’s?«
    Ein weiterer Vorwand, um die Sache hinauszuschieben, dachte Jay. Und dann würde sicher noch etwas anderes dazwischenkommen. Bevor sie sich’s versah, würde es zu spät sein, um heute Abend davon anzufangen. Und wenn Charlie Flint es schaffte, das zu finden, was sonst niemand anderes in Roker aufgespürt hatte, dann würde es endgültig zu spät sein. »Ich muss mit dir sprechen«, sagte sie.
    Magda, die gerade den übrig gebliebenen Salat in den Mülleimer scharrte, hielt inne und warf Jay einen besorgten Blick zu. »Was ist denn los?«
    »Wir machen das hier fertig, dann setzen wir uns hin.«
    »Das klingt ja beunruhigend«, sagte Magda.
    Jay war sich dessen bewusst, dass das als Anstoß gedacht war, aber sie hatte nicht die Absicht, jetzt schon darüber zu sprechen. Sie würden es so machen, wie sie sich das gedacht hatte. »Wir sind ja gleich fertig«, sagte sie und stellte das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine. Die Leute fragten sich manchmal, warum eine so wohlhabende Frau wie sie ihre Küchenarbeit selbst erledigte. Für Jay war das ein sehr kleiner Kompromiss, der ihr ermöglichte, ihre Privatsphäre zu behalten. Sie konnte sich nicht vorstellen, mit ihrer Partnerin die Unterhaltung zu führen, die nun anstand, wenn irgendein anderer Mensch im Haus wäre.
    Sie hatten alles in Rekordzeit erledigt, und Jay setzte sich wieder an die Frühstücksbar, machte aber eine Geste, mit der sie Magda den Platz ihr gegenüber zuwies. »Es ist schwierig, mit dir darüber zu sprechen«, sagte Jay, faltete die Hände und stellte sich Magdas besorgtem Blick.
    »Es gibt nichts, was du mir nicht sagen könntest«, versicherte Magda, aber in ihren Worten lag mehr Gewissheit als im Klang ihrer Stimme.
    Wenn es nur so wäre.
Jay sprach mit leisem, sorgenvollem Tonfall und ernstem Gesicht. »Ich glaube, ich habe herausgefunden, warum deine Mutter mich damals vor vielen Jahren rausgeworfen hat. Und warum sie die Idee, dass wir beide zusammen sind, so sehr ablehnt. Und es hat nichts damit zu tun, dass ich eine Lesbe bin.«
    Überrascht weiteten sich Magdas Augen, und sie richtete sich angespannt auf. »Was meinst du damit? Was könnte es sonst sein?«
    Jay verzog den Mund zu einem Lächeln und hob die Augenbrauen zu einem bedauernden Gesichtsausdruck. »Es ist kein Witz, klar? Es ist wirklich das, was sie denkt.« Sie wartete. Magda runzelte ratlos die Stirn. »Deine Mutter hält mich für eine Mörderin.«
    Magda fiel vor ungläubigem Erstaunen die Kinnlade herunter. »Eine Mörderin?«
    »Ja, und noch schlimmer, sie glaubt, dass ich es mehr als einmal getan habe. Sie glaubt, ich sei eine Art Serientäterin.« Jay lächelte, zuckte mit den Achseln und breitete die Hände aus, eine Geste harmloser Unschuld.
    Magda stotterte und stammelte zunächst, doch endlich gelang es ihr, zusammenhängende Worte hervorzubringen. »Eine Serientäterin? Du? Das ist ja verrückt. Warum sagst du so was? Wie kannst du das glauben?«
    »Ich bin hier nicht das Problem, Schatz. Corinna ist diejenige, die diese verrückten Vorstellungen hat, nicht ich.«
    Magda schüttelte den Kopf, als wolle sie etwas Unerfreuliches loswerden. Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und durch die Haare. »Ich hab noch nie etwas so … so … Lächerliches gehört. Wo kam diese wahnsinnige, dumme Idee her?«
    Jay seufzte. »Lass mich versuchen, dir alles von Anfang an zu erzählen.«
    »Du meinst, das wird die Sache logischer machen? Jay, ich habe das Gefühl, dass ich durch ein Kaninchenloch gefallen bin und alles ist wie bei
Alice im

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