Alle Rache Will Ewigkeit
Zimmer zurück, durchschritt den Raum und schloss die Tür. Dann setzte ich mich wieder aufs Bett und versuchte herauszufinden, was um Himmels willen mit mir geschah. Die offensichtliche Antwort mochte ich nicht, deshalb versuchte ich weiterzumachen, als sei nichts gewesen.
Das wurde mir durch Louises Reaktion erleichtert. Was immer mich erwischt hatte, Louise tat so, als hätte sie keinen Anteil daran, obwohl ich überzeugt war, dass wir den Moment magischer Energie beide auf die gleiche Weise erlebt hatten. Nach dieser ersten Begegnung schien Louise mir aus dem Weg zu gehen. Wenn wir es nicht vermeiden konnten, uns zwischen unseren Zimmern und den Toiletten oder dem Treppenhaus zu begegnen, schaute sie finster und senkte den Blick.
Es bedurfte einer Naturgewalt, damit alles anders wurde.
Über die Idee, Studenten könnten ein Zimmer mit Dusche und WC haben, konnte man damals nur lachen. Auf jedem Stockwerk gab es gemeinsame Waschräume mit separaten Duschen und Kabinen mit Badewannen. Ohne es zu wissen, nahmen Louise und ich in benachbarten Kabinen ein Bad. Draußen wütete ein gewaltiges Gewitter, das Grollen und die Donnerschläge waren so laut, dass die Fenster in ihren Rahmen klirrten. Spitzzackige Blitze jagten über den Himmel wie die Angst, die durch das zentrale Nervensystem hindurchschießt. Plötzlich krachte ein Donnerschlag noch lauter als die anderen, ein Knacks, ein Ächzen im Holz, das noch Widerstand leistete, und unversehens fielen Gipsklumpen von der Decke.
Ich rief irgendetwas Unverständliches und sprang aus der Badewanne. Sofort war ich mit Gipsstaub bedeckt, der an meinem nassen Körper klebte. Ich packte meinen Morgenmantel und riss die Tür der Kabine auf, gerade als auch die andere Tür aufflog. Louises langes schwarzes Haar hing in Strähnen um ihr erschrockenes Gesicht, alles war gepudert mit dem gleichen Dreck, der an mir hing. Wir standen beide da und starrten die Tür an, die vom Waschraum zum Korridor hinaus führte. Ein Dachbalken hing in einem Winkel von fünfundvierzig Grad herunter. Da die Tür nach innen aufging, waren wir eingeschlossen. Ich schaute nach oben. Durch die Überreste, die vorher Dach und Decke gewesen waren, sah ich die schweren Äste der wuchtigen Rotbuche, die nun nicht mehr ihren Schatten auf den Rasen draußen werfen würde.
»Oh Scheiße«, rief ich.
»Das ist ein Wort«, antwortete Louise trocken.
»Eigentlich sind es zwei Wörter, aber jetzt ist wahrscheinlich nicht die rechte Zeit für Pedanterie«, erwiderte ich im Bestreben, mich, was Coolness angeht, nicht übertreffen zu lassen.
Die Männer vom Notdienst brauchten fast die ganze Nacht, um die Tür freizubekommen. Als wir festgestellt hatten, dass das Ächzen und Knacken der unter Druck stehenden Balken nicht lebensbedrohlich war, kauerten Louise und ich uns an der äußeren Wand zusammen und redeten zum ersten Mal richtig miteinander. Als der Morgen dämmerte, wussten wir, dass es etwas Unerhörtes zwischen uns gab. Wir gestanden uns zwar nicht ein, was es war, aber wir wussten, dass es existierte.
Als wir befreit waren, führte die Krankenschwester des Colleges uns weg, trotz unserer Einwände, dass wir beide nichts Schlimmeres als ein paar Schnitte und blaue Flecke davongetragen hätten. Nachdem sie uns untersucht und wir für die Medien unsere kurze Erklärung abgegeben hatten, zogen wir uns in einen Imbiss an der Banbury Road zurück. Bei Speck, Eiern, Würstchen und geröstetem Brot sagte ich schließlich: »So habe ich mich noch nie gefühlt.«
»Ich hab Angst«, gestand Louise. »Ich weiß nicht, was wir tun sollen.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Das, was ganz natürlich und von selbst kommt vielleicht?«
»Ja, aber was genau ist das?«
»Ich weiß nicht. Sollen wir improvisieren?« Ich schien mich nicht von den Klischees lösen zu können, aber entweder bemerkte Louise es nicht oder es war ihr nicht wichtig.
Louise tunkte Wurst in ihr Eigelb. »Ich hielt mich für so erfahren, als ich nach Oxford kam.« Sie schaute mit einem bittenden Blick zu mir auf. »Aber ich weiß eigentlich überhaupt nichts.«
»Wir werden schon eine Lösung finden«, versprach ich. Ich war nur sechs Wochen älter als Louise, war ihr aber am College ein Jahr voraus. Irgendwie machte mich das verantwortlich für das, was als Nächstes geschah. Es war die alarmierendste Aussicht meines Lebens. Plötzlich hatte ich keinen Appetit mehr.
Ich sah Louise zu, die ihr Frühstück zu Ende aß, dann gingen wir Arm
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