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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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verbannt habe, als ich entdeckte, dass sie lesbisch ist. Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass das nicht stimmt. Ich hatte ja auch nichts dagegen, dass du dich um die Kinder gekümmert hast, obwohl ich so ziemlich von Anfang an gemerkt habe, dass du eine Lesbe bist. Der wahre Grund für mein Handeln war: Ich war fest davon überzeugt, dass sie Jess Edwards umgebracht hatte.«
    Die Worte hallten in Charlies Ohren nach und machten sie für einen Moment sprachlos. Dann schüttelte sie langsam den Kopf. Sie erinnerte sich klar und deutlich an den Vorfall mit Jess Edwards. »Es war doch ein Unfall.«
    »Das glaubte ich damals genauso wenig wie heute«, entgegnete Corinna.
    »Und wie, in aller Welt, kommst du darauf?« Charlie war der Verzweiflung nahe. Die wunderhübsche, begabte Jess; eine goldene Zukunft hatte ihr bevorgestanden, die ihr durch einen dummen Unfall geraubt worden war. Charlie war damals im Abschlussjahr gewesen und Jess Studienanfängerin. Trotzdem hatte sie die Geschichte nicht vergessen. Charlie hatte das College bald nach Jess’ Tod verlassen. Aber ihr Schicksal, dieser sinnlose und schreckliche Tod, hatte damals alle berührt.
    »Der Morgen, an dem Jess gestorben ist …« Corinnas Blick schweifte aus dem Fenster in den Vorgarten. Sie seufzte tief. »Damals ging ich immer frühmorgens zum College. Ich arbeitete zwei Stunden und hetzte dann nach Hause, um die Kinder für die Schule fertig zu machen. An diesem Morgen kam ich etwa um sechs durch das Eingangstor. Und ich schwöre dir, ich habe Jay Stewart gesehen, wie sie vom Bootshaus kommend über die Wiese lief.«
    Ein Moment atemloser Stille folgte, und dann fragte Charlie: »War es um die Zeit nicht noch dunkel?«
    »Es war dunkel. Und auch etwas nebelig. Aber ich weiß, was ich gesehen habe. Ich kannte Jay ganz gut. Gut genug, um sagen zu können, dass sie es war.«
    »Und du hast niemandem davon erzählt?« Charlie war von Berufs wegen darauf trainiert, Gespräche mit den schlimmsten Straftätern zu führen, ohne dass ihre Stimme eine emotionale Anteilnahme verriet. Aber jetzt musste sie doch all ihre Kräfte aufbieten, um Corinna nicht einfach anzuschreien. »Du hast das für dich behalten?«
    Corinna nahm ihre Brille ab und wischte mit einem Zipfel ihres Pullovers die Gläser sauber. »Zunächst habe ich mir eingeredet, es müsse eine harmlose Erklärung dafür geben. Vielleicht hatte sie sich nur mit Jess getroffen, um das Wahlkampf-Kriegsbeil zu begraben.« Sie blinzelte Charlie an. Ohne Brille wirkte sie nackt und schutzlos. Charlie fragte sich, ob das Berechnung war. »Ich hatte ja keinen Grund, Jay für eine Mörderin zu halten. Ich dachte, ich kenne sie. Stell dir das doch mal vor, Charlie. Hätte ich es damals der Polizei erzählt, hätte das ja noch nichts bewiesen. Es hätte nur unnötig die Gerüchteküche angeheizt und letztendlich dem Ruf des Colleges geschadet. Ich wollte Scholastika nicht in der Regenbogenpresse sehen. Im Übrigen hatte es zu keiner Zeit auch nur den geringsten Verdacht gegeben, dass Jess’ Tod etwas anderes als ein Unfall war. Es war also besser, einfach Stillschweigen zu bewahren. Obendrein habe ich diese Entscheidung nicht alleine getroffen. Ich besprach es mit Dr. Winter, und sie stimmte mir zu.«
    Helena Winter, erinnerte sich Charlie, die Wächterin über den legendären guten Ruf von St. Scholastika. Sie hätte allem zugestimmt, um das Ansehen des Colleges zu schützen. Charlie zwang sich, ruhig zu bleiben und sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr Corinnas Worte sie aufbrachten. »Also gut, das wäre
ein
verdächtiger Todesfall. Und die anderen?«
    Corinna setzte ihre Brille wieder auf und blickte kurz auf die Uhr. »Viel Zeit haben wir nicht mehr. Es gibt zwei weitere Fälle, denen man unbedingt auf den Grund gehen sollte. Da wäre ihre Geschäftspartnerin bei doitnow.com , Kathy Lipson.«
    »Ich erinnere mich an die Sache. Das war ein Kletterunfall, oder?«
    »Jay durchtrennte das Sicherungsseil.«
    »Der Fall ist untersucht worden. Sie war unschuldig.« Charlies Stimme klang jetzt ähnlich schrill wie die ihres Gegenübers.
    »Das heißt aber nicht, dass sie nicht auf irgendeine Weise die Schuld daran trug. Die beiden hatten einen Partnerschaftsvertrag, der Jay Kathys Geschäftsanteile sicherte. Wenige Wochen später verkaufte sie die Firma für mehrere Millionen.«
    »Das ist völlig verrückt, Corinna! Und es führt zu nichts. Dafür gibt es nicht die geringsten Beweise.«
    »Und dann gab

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