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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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und Unterstützung in einer Gemeinschaft gebildeter Frauen fanden kaum Widerhall in der Realität. Am St. Scholastika College war man genauso kleinlich, missgünstig und selbstsüchtig wie sonst überall. Dank Corinnas indiskretem Geschwätz wusste ich von zwei Dozentinnen im College, die wegen einer unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheit über die wahre Wiege der antiken Zivilisation seit fast zwanzig Jahren nicht mehr miteinander gesprochen hatten. Nein, meine Kommilitoninnen würden Louise wohl kaum tolerieren und mir nie vergeben, dass ich intime Dinge so deutlich in die Öffentlichkeit getragen hatte, obwohl ich nichts mit der Weitergabe zu tun gehabt hatte.
    Dieses eine Mal im Leben wusste ich wirklich nicht, was ich tun sollte. Nicht einmal an Corinna konnte ich mich wenden. Ich hatte ihr nichts von Louise erzählt; ein Instinkt hatte mich zurückgehalten. Die Haltung der katholischen Kirche zur Homosexualität kannte ich nur allzu gut, da sie ein immer wiederkehrender Streitpunkt zwischen Louise und mir war. Ich konnte mich einfach nicht darauf verlassen, dass Corinnas persönliche Zuneigung ihre religiösen Ansichten überlagern würden. Eine kluge Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.
    Jay neigte den Kopf zur Seite und überdachte, was sie gerade über Corinna geschrieben hatte. Sie glaubte nicht, dass es Magda in irgendeiner Weise aufbringen würde. Schließlich sprach Corinnas späteres Verhalten für sich, und Jay wollte es nicht abmildern, wenn sie zu dem betreffenden Teil der Geschichte kam. Wie immer die Dinge sich jetzt entwickelten, es wäre auf jeden Fall in Ordnung. Wenn Corinna sie jetzt als Schwiegertochter akzeptierte, würde es als Bekehrung eines Saulus gelten können; wenn nicht, konnte Jay sich moralisch im Recht fühlen und Rückgrat zeigen gegenüber Corinnas fortgesetzter bedrückender Ablehnung. Das mochte Magda zu einer schwierigen Entscheidung zwingen, aber Jay war überzeugt, dass sie der Geliebten den Vorzug vor der Mutter geben werde. Und wenn diese Wahl getroffen war, gab es kein Zurück. Genauso wie es vor so vielen Jahren damals kein Zurück gegeben hatte.
    Ich saß an meinem Schreibtisch und starrte über die Wiesen hinaus, als Jess wieder auftauchte. Sie klopfte und steckte den Kopf durch die Tür meines Zimmers. »Ich habe gesehen, dass du das Plakat abgenommen hast.«
    »Hättest du das nicht getan?«
    »Lass mich wissen, wie du dich entscheidest«, sagte sie so beiläufig, als fragte sie mich, ob ich Zucker im Kaffee mochte. »Ich seh dich dann beim Frühstück.«
    Aber das tat sie nicht. Zur Frühstückszeit war Jess Edwards bereits tot.

[home]
    Teil zwei
    1
    C harlie starrte Corinna entgeistert an: »Du willst mir also allen Ernstes weismachen, dass Jay Macallan Stewart eine Mörderin ist? Die Dotcom-Millionärin und Erfolgsautorin? Die Familienfreundin Jay Macallan Stewart, die bei euch jahrelang ein und aus ging?«
    Corinna reagierte beleidigt. »Sie ist keine Freundin unserer Familie.«
    »Also, laut einer Zeitung ist sie es. Magda hat zwar keine Interviews gegeben, aber ich habe in der Presse ein Foto gesehen, auf dem sie mit der, laut Bildunterschrift, ›engen Freundin der Familie‹ Jay Macallan Stewart zu sehen war. Das kam mir gleich komisch vor.«
    »Sie ist überhaupt nicht befreundet mit uns. Genau genommen hat sie hier seit fünfzehn Jahren Hausverbot. Diese verfluchte Regenbogenpresse mit ihren Lügen.«
    »Aber wieso denn gerade Jay? Wieso, verdammt noch mal, glaubst du, dass Jay Philip umgebracht hat?« Corinna zuckte zusammen. Gefluche und vulgäre Ausdrücke konnte sie nicht vertragen. Charlie hatte sich immer über diese übertriebene Empfindlichkeit amüsiert.
    »Weil es nicht der erste Mord wäre, der auf ihr Konto geht. Sie hat so etwas schon mal getan, wahrscheinlich sogar mehrmals.«
    Bis zu diesem Punkt war Charlie bereit gewesen, sich unvoreingenommen alles erst einmal anzuhören. Aber das war zu viel. »Ist das einer eurer abgehobenen Oxford-Witze? Willst du mich auf die Schippe nehmen?«
    »Es ist die Wahrheit, Charlie.« Diese Art von Entschlossenheit und Intensität war Charlie bestens aus ihrem Arbeitsalltag bekannt. Oft gingen sie Hand in Hand mit gravierenden Wahnvorstellungen, von denen die Betroffenen aufrichtig überzeugt waren.
    Charlie hab beschwichtigend die Hände. »Okay, lass uns das Schritt für Schritt angehen. Die Behauptung, dass Jay Stewart eine Serienmörderin sei, wollen wir mal hintanstellen. Lass uns

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