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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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bis neun zu Haus. Xxx,
las Charlie. Es war unvernünftig, aber sie ärgerte sich. Sie hatte sich gewünscht, Maria möge zu Haus sein.
    Schon bevor sie die Tasten drückte, wusste sie, dass das, was sie zu tun im Begriff war, launenhaft und kindisch sein würde. Aber es war ihr egal. Die SMS von Lisa erschien auf dem Display. Plötzlich schmerzte ihr Magen. Charlie las:
Habe E-Mail geschickt, nehme an, du hast sie nicht bekommen. Hoffe, du bist okay. Will dich sehen, bevor du zurückfährst. Ab drei. Bitte. Hoffe, es geht dir gut. Xxx
    Für Lisa war das überschwenglich. Und Charlie fiel auf, dass zum ersten Mal Fragen von Lisas Seite kamen. Die zweite Anomalie des Tages, und noch willkommener als die erste.
    Das machte es unmöglich, der E-Mail noch länger zu widerstehen. Charlie lief nach oben zum Abstellraum über der Garage, wo sie sich ihr Arbeitszimmer eingerichtet hatte. Sie fuhr den Computer hoch und öffnete sofort ihr E-Mail-Programm. Dort, unter den siebenundzwanzig E-Mails, die seit Montagnachmittag angekommen waren, fand sie die Nachricht von Lisa.
    Hi,
    hoffe, es geht dir gut und die Aufgabe, die Corinna dir aufzubürden versucht, belastet dich nicht zu sehr. Ich wünschte, wir hätten am Samstag mehr Zeit füreinander gehabt. Habe das Gefühl, dass wir beide nicht die Gelegenheit hatten, die Dinge zu sagen, die wir zum Ausdruck bringen wollten. Trotzdem denke ich, es war für uns beide angenehmer als die anderen Dinge, die unsere Zeit in Anspruch nahmen. Ich habe mich mit dem armen Tom beschäftigt, der versucht, sich damit abzufinden, dass seine Frau Krebs im Endstadium hat. Er ist verständlicherweise sehr mitgenommen. Und verwechselt mich mit einem Mutterersatz, keine kluge Einstellung.
    Bist du zurück in Oxford? Ich dachte, ich hätte dich im Auto gesehen. Wenn ja, komm vorbei und besuche mich. Einerseits will ich nicht, dass du deine Zeit mit diesem verrückten Hirngespinst verschwendest, das Corinna in die Welt gesetzt hat. Andererseits mag ich den Gedanken, dass du einen Grund hast, nach Oxford zu kommen. Es ist schwierig für uns beide, wenn wir so wenig Gelegenheit bekommen, richtig miteinander zu reden.
    Ich denk an dich
    Lisa
    Charlie stürzte sich auf die Bemerkung über Tom und seinen Kummer. Sofort ließ sie die Szene in ihrem Kopf noch einmal Revue passieren. Hatte sie sich vielleicht getäuscht? Hatte ihre Phantasie aus einer emotionalen, aber unschuldigen Umarmung das gemacht, was sie befürchtete? Unmöglich war es nicht. Sie hatte sich in einer verstörten Gemütsverfassung befunden, und ihre Emotionen waren sehr aufgewühlt gewesen. Und das hier war jetzt die harmlose Erklärung, die sich anbot, schon bevor sie danach gesucht hatte. Fast hätte sie laut gelacht, nannte sich eine Närrin, die bereit gewesen war, das Schlimmste zu glauben, um sich nicht festzulegen. Jahrelanges berufliches Training hatte sie in den Wind geschlagen, nur weil sie ein pubertäres Verlangen verspürte und sich nach jemandem sehnte, den sie für unerreichbar hielt. »Du bist eine Idiotin, Charlie Flint«, sagte sie und drückte schwungvoll auf »beantworten«. »Aber es ist nie zu spät, es wiedergutzumachen.«

17
    M agda rannte durch den Regen und lief mit eingezogenem Kopf in den kleinen Sainsbury’s gleich um die Ecke von ihrer Wohnung. Sie war heimgekommen, hatte sich etwas zu essen machen wollen und war schockiert gewesen, wie wenig ihre Vorräte noch hergaben. Sie hatte so viel Zeit bei Jay verbracht, dass sie nicht bemerkt hatte, wie ihre Essensvorräte schwanden. Heute Abend war Jay in Bologna und aß wahrscheinlich ein fabelhaftes Essen in einer kleinen, aber feinen Trattoria, und sie hatte nicht einmal eine Packung Nudeln und ein Glas Sauce, die sie darübergießen konnte.
    Magda füllte ihren Einkaufswagen, war aber nur halb bei der Sache und wartete dann in der Schlange. Das war ein weiterer Unterschied zwischen ihrem früheren Leben und jetzt. Als sie mit Philip zusammengelebt hatte, hatte sie seine gelegentliche Abwesenheit aufgrund von Geschäftsreisen genossen. Es war eine Gelegenheit gewesen, die Dinge zu tun, zu denen sie nie kam, wenn er da war: ein langes Bad bei Kerzenlicht mit einem Gin Tonic; spätabends auf der Charing Cross Road noch Bücher zu kaufen; sich eine DVD zu holen und sie mit zwei der Schwestern von der Krebsstation anzuschauen, deren Gesellschaft sie immer aufmunterte; oder einfach ein gutes Buch mit einer Flasche San Pellegrino und einer Packung Schokoladenkekse

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