Alle Rache Will Ewigkeit
Gute Idee.«
»Was denkst du, was ich als Nächstes tun sollte?«
Nick lachte leise. »Ich glaube, du solltest mit Paul Barker oder Joanna Sanderson sprechen. Wenn Corinna recht hat, und sie sind hereingelegt worden, dann haben sie vielleicht etwas zu sagen, das sich anzuhören lohnt. Du weißt ja, wie es ist: Die Anwälte entscheiden sich für eine Verteidigungsstrategie, und alles, was nicht damit in Einklang steht, wird beiseitegeschoben.«
Charlie seufzte. »Wahrscheinlich hast du recht. Aber sie sitzen im Gefängnis, und ich bin nicht befugt, sie zu besuchen.«
»Du könntest mit dem Anwalt sprechen. Könntest anbieten, bei der Berufung zu helfen. Sie würden sich geradezu auf ein kostenloses psychologisches Gutachten von dir stürzen, Charlie.«
Charlie schnaubte skeptisch. »Ich bin doch in Ungnade gefallen, Nick. Ich bin eine Persona non grata. Niemand wird ein Gutachten von mir wollen, gratis oder sonst wie.«
»Ach, Blödsinn, Charlie. Du wirst in kurzer Zeit wieder im Sattel sitzen. Wir wissen doch beide, sie werden finden, dass du dich keiner anderen Untat als der Ehrlichkeit schuldig gemacht hast. Im Handumdrehen wirst du wieder der Star sein.«
Sie wünschte, sie könnte ihm glauben. Aber der Fall Bill Hopton würde nicht so bald aus dem Gedächtnis der Öffentlichkeit oder den Schlagzeilen verschwinden. Und solange er in den Köpfen der Leute noch lebendig war, würde sie als Gutachterin keine Aufträge erhalten. »Ja, sicher«, sagte sie etwas gedrückt.
»Sprich mit dem Anwalt, Charlie. Ruf gleich an, wenn du nach Hause kommst. Wenn du im Auftrag des Anwalts kommst, kannst du kurzfristig rein, um sie zu besuchen. Was hast du zu verlieren? Versprich mir, dass du anrufst.«
»Na schön, Nick. Ich werde anrufen. Und da du so darauf aus bist zu helfen, kannst du die entsprechenden Polizeibeamten in Spanien anrufen und im Fall Ulf Ingemarsson alles herausfinden, was dir möglich ist.«
Jetzt war Nick an der Reihe mit dem Seufzen. »Das ist der, dessen Ideen zu 24 / 7 sie angeblich gestohlen hat, stimmt’s? Wie schreibt er sich?«
Charlie buchstabierte ihm den Namen. »Er starb 2004 in Spanien. Wenn du mit deinen Kollegen dort sprechen kannst, wäre das großartig. Vor allem will ich Auskunft über Ingemarssons Freundin, damit ich sie kontaktieren kann. Sie wusste offenbar alles über seine Arbeit. Es würde mich interessieren, was sie über Jay zu sagen hat.«
»Okay, Boss. Ich werde mir Spanien vornehmen, und du nimmst dir die Verteidiger vor. Dann sprechen wir uns wieder.«
Und weg war er. Und der Stau ebenfalls, der sich wie durch Zauberei aufgelöst hatte. Charlie trat aufs Gaspedal und spürte eine so wunderbare Gelöstheit wie schon lange nicht mehr. Bis Nick seine Meinung gesagt und ihr seine Unterstützung zugesichert hatte, hatte sie vor sich selbst nicht zugeben wollen, wie allein sie war. Oder wie negativ sich die Situation auf sie ausgewirkt hatte. Jetzt hatte sie jemanden, mit dem sie ihre Ideen besprechen konnte, und, was noch wichtiger war, sie hatte jemanden, der die Dinge übernehmen würde, die sie nicht erledigen konnte.
Als Charlie nach Hause kam, war sie optimistischer als sonst. Es war viel zu spät, um noch den Anwalt anzurufen. Das würde sie gleich morgen früh erledigen. Sie hatte zwei Stunden Unterricht für Studienanfänger zu geben, aber der Rest des Tages war frei, und sie konnte dann dem Anwalt hinterherjagen.
Froh, dass sie die Reise hinter sich hatte, parkte sie den Wagen in der Einfahrt. Die M 6 war immer schrecklich. Verstopft, voller Lkws und durch Straßenarbeiten versperrt. Charlie, eine langjährige Autofahrerin, gab es nicht gern zu, aber jetzt, da es gratis kabellosen Internetzugang gab, fing sie eindeutig an, Züge zu bevorzugen.
Sie stieg aus und streckte sich, dann bemerkte sie, dass Marias Wagen noch nicht neben der Garage geparkt war. Sie schaute auf die Uhr. Es war nach acht. Als sie angerufen hatte, um zu sagen, sie käme bald, hatte Maria nichts davon erwähnt, dass sie ausgehen wolle.
Im Haus war es dunkel und kalt. Die Heizung war offensichtlich abgedreht, seit Maria am Morgen weggegangen war. Charlie schaltete im Vorbeigehen die Lichter an und kam schließlich in die Küche, wo keine Nachricht auf dem Tisch lag. Merkwürdig, dachte sie und zog ihr Handy heraus, um Maria anzurufen. Sie bemerkte eine SMS , die schon vor einer Weile gekommen war, wahrscheinlich während sie mit Nick gesprochen hatte.
Gehe mit den Kolleginnen ins Kino. Bin
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