Alle Robotergeschichten
rieb meinen Arm. Dabei studierte ich ganz automatisch, ohne daß ich mir dessen bewußt wurde, die Schalttafel des Busses.
»Dieser Bus ist kein Original«, sagte ich. »Er ist grob zusammengestückelt.«
»Tatsächlich?« sagte Gellhorn sarkastisch. »Da haben Sie eine hübsche Probe meiner Arbeit. Ich habe mir ein ausrangiertes Chassis besorgt, ein Gehirn gefunden und mir einen Privatbus gebastelt. Was ist dabei?«
Ich zerrte an der Reparaturöffnung und riß sie auf.
»Was zum Teufel … Lassen Sie gefälligst die Finger davon!«
Er riß mich an der Schulter zurück.
Ich setzte mich zur Wehr. »Ich werde Ihrem Bus nichts tun. Wofür halten Sie mich denn? Ich will nur einige der Schaltungen ansehen.«
Ein Blick genügte. Wütend wandte ich mich wieder Gellhorn zu. »Sie sind ein Schweinehund und ein Bastard. Sie hatten kein Recht, diesen Motor selbst einzubauen. Warum haben Sie keinen Robot-Fachmann damit beauftragt?«
»Ich bin doch nicht verrückt.«
»Wenn es auch ein gestohlener Motor ist, so hatten Sie doch kein Recht, ihn so zu behandeln. Nicht einmal einen Menschen würde ich so behandeln wie Sie diesen Motor. Lötzinn, Isolierband und Klemmstellen! Das ist brutal!«
»Aber er funktioniert doch, nicht wahr?«
»Sicher funktioniert er, aber für den Bus muß es die Hölle sein. Sie könnten mit Migräne und akuter Arthritis leben, aber es wäre kein wirkliches Leben. Dieser Wagen leidet!«
»Halten Sie den Mund!« Einen Moment lang starrte er aus dem Fenster auf Sally, die so nah wie möglich an den Bus herangerollt war. Er vergewisserte sich, daß alle Türen und Fenster geschlossen waren.
»Wir verschwinden jetzt von hier, bevor die anderen Wagen zurückkehren«, sagte er. »Und wir werden auch eine ganze Zeitlang wegbleiben.«
»Was nützt Ihnen das?«
»Ihre Wagen werden eines Tages kein Benzin mehr haben, nicht wahr? Sie können doch nicht selbst tanken, oder? Dann werden wir zurückkommen und die Angelegenheit zu Ende führen.«
»Sie werden mich suchen«, sagte ich. »Mrs. Hester wird die Polizei benachrichtigen.«
Aber er schenkte meinen Worten keine Beachtung mehr. Er ließ den Motor des Busses an, der Wagen setzte sich in Bewegung und Sally folgte uns.
Gellhorn kicherte. »Was kann sie schon tun, wenn Sie hier drin bei mir sind?«
Auch Sally schien sich dessen bewußt zu sein. Sie beschleunigte ihr Tempo, fuhr an uns vorbei und verschwand in der Dunkelheit. Gellhorn öffnete das Fenster neben sich und spähte hinaus.
Der Bus polterte über die dunkle Straße, der Motor gab unregelmäßige Geräusche von sich. Gellhorn blendete die Scheinwerfer ab. Der phosphoreszierende grüne Streifen in der Mitte der Straße, der im Mondlicht funkelte, war alles, woran wir uns orientieren konnten. Es herrschte kein starker Verkehr. Nur zwei Wagen begegneten uns, und kein anderer bewegte sich in unserer Fahrtrichtung, weder vor noch hinter uns.
Ich hörte als erstes die Türen schlagen, ein scharfes Knallen, das die Stille durchbrach, zuerst auf der rechten, dann auf der linken Seite. Gellhorns Hand zitterte, als er wütend einen Knopf eindrückte und die Geschwindigkeit steigerte. Ein Lichtstrahl schoß aus dunklem Buschwerk und blendete uns, ein anderer Strahl traf uns von hinten, und an einer Kreuzung vierhundert Yard vor uns überquerte ein Auto mit quietschenden Reifen unsere Straße.
»Sally hat die anderen geholt«, sagte ich. »Ich glaube, wir sind umzingelt.«
»Was? Was können sie denn tun?«
Er beugte sich vor, starrte durch die Windschutzscheibe.
»Verhalten Sie sich nur ruhig, Oldtimer«, murmelte er.
Ich konnte gar nichts tun. Meine Knochen schmerzten, mein linker Arm brannte wie Feuer. Die Motorengeräusche verdichteten sich, kamen immer näher. Ich hörte die Motoren in merkwürdigen Rhythmen aufheulen. Meine Autos schienen miteinander zu sprechen.
Ein Hupkonzert ertönte hinter uns. Ich wandte mich um, und Gellhorn warf einen raschen Blick durch das Rückfenster. Ein Dutzend Autos folgte uns auf beiden Spuren.
Gellhorn schrie auf und lachte wie ein Wahnsinniger.
»Halt!« brüllte ich. »Bleiben Sie stehen!«
Denn eine Viertelmeile vor uns, klar sichtbar im Scheinwerferstrahl zweier Limousinen, die am Straßenrand hielten, stand Sally. Ihre hübsche Gestalt versperrte uns den Weg. Zwei Autos fuhren zu beiden Seiten neben uns her, in genau demselben Tempo wie wir, und hinderten Gellhorn daran zu wenden.
Aber es fiel ihm gar nicht ein zu wenden. Er drückte den Finger
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