Alle Robotergeschichten
harmlos. Dr. Baker wurde aufgerufen. Er bestätigte Dr. Ninheimers Aussage. Dr. Speidell und Dr. Ipatiew wurden gehört, und sie ließen sich in bewegten Worten über den Schock aus, den sie bei gewissen zitierten Passagen in Ninheimers Buch empfunden hatten. Beide bezeugten, daß Dr. Ninheimers Ruf als Soziologe ernsthaft gelitten hatte.
Man reichte die Druckfahnen und ein paar fertige Exemplare des Buches herum.
Der Verteidiger verhörte an diesem Tag keine Zeugen mehr. Die Verhandlung wurde auf den nächsten Vormittag vertagt.
Zu Beginn des zweiten Tages machte der Verteidiger seinen ersten Schachzug. Er verlangte, daß man Robot EZ27 als Zuschauer zur Verhandlung zulassen solle.
Der Anklagevertreter erhob sofort Einspruch, und Richter Shane rief beide in den Stand.
»Das ist offensichtlich illegal«, erklärte der Anklagevertreter hitzig. »Ein Robot hat in einem Gebäude, das der Öffentlichkeit zugänglich ist, nichts zu suchen.«
Der Verteidiger war anderer Ansicht.
»Der Gerichtssaal ist nur für Personen geöffnet, die unmittelbar mit diesem Fall zu tun haben.«
»Eine große Maschine, die nachweisbar fehlerhaft arbeitet, würde meinen Klienten und die Zeugen durch ihre bloße Anwesenheit stören. Sie würden den geordneten Gang der Verhandlung zunichte machen.«
Der Richter schien sich auf seine Seite zu stellen. Er wandte sich an den Verteidiger und sagte ziemlich kühl:
»Welche Gründe haben Sie für Ihren Antrag?«
»Wir wollen beweisen, daß sich Robot EZ-27 aufgrund seiner Konstruktion unmöglich so verhalten konnte, wie es bisher beschrieben wurde. Es wird sich als nötig erweisen, dies anhand einiger Demonstrationen zu bekräftigen.«
Der Anklagevertreter schaltete sich wieder ein.
»Das sehe ich nicht ein, Euer Ehren. Demonstrationen durch Angestellte der U.S. Robots dürften wenig wert sein, wenn die Firma die beklagte Partei ist.«
»Euer Ehren«, wandte der Verteidiger ein, »die Entscheidung darüber, was die Demonstrationen wert sind, liegen meiner Meinung nach beim Gericht und nicht beim Anklagevertreter.«
Richter Shane, der seine Vorrechte angetastet sah, nickte.
»Sie haben recht. Allerdings bringt die Gegenwart eines Robots schwerwiegende rechtliche Entscheidungen mit sich.«
»Gewiß nichts, Euer Ehren, das die Voraussetzungen für ein gerechtes Verfahren in Frage stellt. Wenn der Robot nicht anwesend ist, wird unsere einzige Verteidigung hinfällig.«
Der Richter überlegte.
»Es bleibt die Frage, wie der Robot hierher transportiert werden soll.«
»Mit diesem Problem ist die U. S. Robots vertraut. Vor dem Gerichtsgebäude parkt ein Lastwagen, der den Vorschriften zur Beförderung von Robotern entspricht. Robot EZ-27 befindet sich in diesem Laster. Er ist in einer Kiste verpackt und wird von zwei Männer bewacht. Die Türen des Lasters sind abgesichert. Auch sonst hat man alle nötigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen.«
Richter Shanes Laune verschlechterte sich wieder.
»Sie scheinen sicher zu sein, daß das Gericht in diesem Fall zu Ihren Gunsten entscheiden wird.«
»Aber nein, Euer Ehren. Wenn der Antrag abgelehnt wird, fährt der Laster zurück. Ich wollte Ihrer Entscheidung keinesfalls vorgreifen.«
Der Richter nickte.
»Dem Verlangen der Verteidigung wird stattgegeben.«
Man brachte die Kiste auf einem großen Karren herein, und die beiden Männer, die den Transport begleitet hatten, öffneten sie. Im Gerichtssaal war es sehr still.
Susan Calvin wartete, bis die dicken Kunststoffschichten gefallen waren. Dann streckte sie eine Hand aus.
»Komm, Easy!«
Der Robot sah in ihre Richtung und streckte geinen langen Metallarm aus. Er war einen halben Meter größer als sie, aber er folgte ihr brav.
Easy setzte sich vorsichtig in einen großen Stuhl, den der Gerichtsdiener gebracht hatte. Das Holz knarrte verdächtig, aber es hielt.
Der Verteidiger begann:
»Ich möchte meinen ersten Zeugen vernehmen. Professor Simon Ninheimer, bitte.«
Der Protokollführer zögerte und sah den Richter an. Richter Shane fragte mit sichtlicher Überraschung: »Sie rufen den Kläger als Ihren Zeugen auf?«
»Ja, Euer Ehren.«
»Ich hoffe, Sie sind sich im klaren darüber, daß Sie ihn als Ihren Zeugen keineswegs ins Kreuzverhör nehmen können, wie Sie es mit einem gegnerischen Zeugen tun könnten.«
Der Verteidiger lächelte höflich.
»Mein einziges Ziel ist, die volle Wahrheit zu erfahren. Ich werde nicht mehr als ein paar höfliche Fragen stellen.«
»Gut«, sagte
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