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Alle Robotergeschichten

Alle Robotergeschichten

Titel: Alle Robotergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Leute glaubten, daß Sie und nicht der Robot die Stellen eingefügt hätten. Sie sagten, daß Ihr Ruf, Ihr Ansehen, Ihr Lebenszweck ruiniert seien. Sie sagten, daß man Sie noch nach Ihrem Tod verachten würde. Sie stellten damit ein höheres Potential auf – und Easy redete.«
    »Mein Gott!« Ninheimer wandte den Kopf ab.
    Dr. Calvin war unerbittlich.
    »Verstehen Sie, weshalb er redete? Nicht um Sie anzuklagen, sondern um Sie zu verteidigen ! Es kann mathematisch nachgewiesen werden, daß er im Begriff war, die ganze Schuld auf sich zu nehmen. Das Erste Gesetz verlangte es. Er wollte lügen – und damit sich selbst beschädigen. Er wollte der Gesellschaft finanziellen Schaden zufügen. Das bedeutete ihm alles weniger als Ihre Rettung. Wenn Sie wirklich etwas von Robotern verstanden hätten, hätten Sie ihn weitersprechen lassen. Aber ich war sicher, daß Sie nichts davon verstanden, und ich garantierte es dem Verteidiger. In Ihrem Haß auf Roboter gingen Sie von der Annahme aus, daß Easy wie ein Mensch handeln und sich auf Ihre Kosten verteidigen würde. So brüllten Sie ihn in Ihrer Angst an – und vernichteten sich selbst.«
    Ninheimer sah sie an und sagte mit Nachdruck:
    »Ich hoffe, daß sich eines Tages Ihre Roboter gegen Sie wenden und Sie umbringen.«
    »Seien Sie nicht albern«, sagte Dr. Calvin. »Und jetzt würde ich noch gern hören, weshalb Sie das alles getan haben.«
    Ninheimer verzog das Gesicht zu einem humorlosen Grinsen. »Ich soll mich wohl vor Ihnen sezieren, damit Ihre wissenschaftliche Neugier befriedigt wird? Dafür sichern Sie mir Straffreiheit zu.«
    »Denken Sie, was Sie wollen«, sagte Dr. Calvin ausdruckslos. »Aber reden Sie.«
    »Damit Sie in Zukunft Angriffe gegen Roboter noch besser unterbinden können? Angriffe, die weniger dilettantisch als der meine durchgeführt sind?«
    »Nehmen wir es einmal an.«
    »Gut, ich werde es Ihnen sagen«, erklärte Ninheimer. »Aber ich freue mich schon jetzt, weil es Ihnen nichts nützen wird. Denn von menschlichen Beweggründen verstehen Sie nichts. Sie verstehen nur Ihre verdammten Maschinen, weil Sie selbst eine Maschine aus Haut und Knochen sind.«

    Er atmete schwer. Dann sprudelte er seine Worte hervor, ohne die Formulierung wie bisher genau abzuwägen. Die Präzision schien ihm gleichgültig geworden zu sein.
    »Seit zweihundertfünfzig Jahren verdrängt die Maschine den Menschen. Sie ruiniert den Handwerker. Große Pressen spucken Töpferwaren aus. Statt Kunstwerken wird uns billiges Zeug in tausendfachen Reproduktionen geliefert. Nennen Sie es Fortschritt, wenn Sie wollen! Der Künstler muß sich an Abstraktionen halten, er wird in die Gedankenwelt verbannt. Er entwirft etwas – und alles andere führt die Maschine aus.
    Glauben Sie, daß dem Töpfer der Entwurf genügt? Glauben Sie, der Gedanke allein befriedigt? Daß der Ton in der Hand nichts bedeutet, das langsame Wachsen des Werkes, wenn Hand und Verstand zusammenarbeiten? Glauben Sie nicht, daß die Handarbeit den Gedanken neue Impulse gibt?«
    »Sie sind kein Töpfer«, sagte Dr. Calvin.
    »Ich bin ein schaffender Künstler! Ich entwerfe und forme Artikel und Bücher. Das ist mehr als das reine Ausdenken von Worten und Sätzen. Wenn es nicht mehr bieten würde, fände ich kein Vergnügen daran.
    Ein Buch soll in den Händen des Schreibers Form annehmen. Man muß sehen, wie die Kapitel wachsen und sich entwickeln. Man muß arbeiten und überarbeiten und zusehen können, wie selbst die ursprüngliche Idee verändert wird. Man nimmt die Druckfahnen in die Hand und urteilt, wie die Sätze im Druck aussehen, um sie dann noch einmal umzuformen. Es gibt hundertfache Beziehungen zwischen dem Menschen und seinem Werk – in jedem Stadium des Wachsens. Und diese Beziehung ist die Belohnung für die Arbeit. Etwas Schöneres gibt es nicht. Und Ihr Robot nimmt uns das alles .«
    »Die Schreibmaschine auch. Oder die Druckerpresse. Möchten Sie etwa zu handkolorierten Manuskripten zurückkehren?«
    »Schreibmaschinen und Druckerpressen nehmen einen Teil weg, aber Ihr Robot würde uns alles rauben. Er übernimmt die Korrektur. In Kürze gibt es andere Roboter, die das Schreiben übernehmen, die die Quellen heraussuchen und überprüfen, die vielleicht selbständig Schlüsse daraus ziehen. Wo käme dann der Gelehrte hin? Was bliebe ihm noch? Nur die trockene Entscheidung, was für Befehle der Robot bekommen soll. Ich will die zukünftigen Generationen von Gelehrten vor einer solchen Hölle

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