Alle Robotergeschichten
anderen wissensdurstigen Bürgern nicht unterschied. Die wenigen, die wußten, daß er ein Robot war, nahmen keinerlei Anstoß daran.
Andrew richtete sich in einem Raum, den er hatte an sein Haus anbauen lassen, ein Laboratorium ein, und auch seine eigene Bibliothek wuchs und wuchs.
Jahre vergingen. Eines Tages kam Paul zu ihm. »Schade«, sagte er, »daß du nicht mehr an der Geschichte der Roboter arbeitest. Soviel ich höre, schlägt die U. S. Robots einen völlig neuen Kurs in ihrer Politik ein.«
Paul war alt geworden. Seine schlechten Augen waren längst herausgenommen und durch fotooptische Zellen ersetzt worden. In der Beziehung hatte er sich Andrew also etwas angenähert.
»Inwiefern?« fragte Andrew.
»Sie stellen jetzt Zentralcomputer her, riesige Positronengehirne, die über Mikrowellen mit Robotern kommunizieren. Ein Computer kann bis zu tausend Roboter bedienen, und die Roboter selbst haben überhaupt kein Gehirn mehr. Sie sind lediglich die Gliedmaßen des Großhirns, wobei Gliedmaßen und Gehirn getrennt sind.«
»Ist das praktischer?«
»Die U. S. Robots behauptet es. Smythe-Robertson hat den neuen Kurs gerade noch vor seinem Tod festgelegt. Meiner Meinung nach bist du das auslösende Moment gewesen, Andrew. Die Firma U. S. Robots ist fest entschlossen, keinen Robot mehr zu produzieren, der ihr den Ärger bereiten könnte, den du ihr bereitet hast, und aus dem Grund trennen sie Kopf und Körper. Der Körper soll kein Gehirn mehr haben, das spezielle Wünsche äußern kann.«
»Interessant«, sagte Andrew.
»Es ist erstaunlich, Andrew«, fuhr Paul fort, »welchen Einfluß du auf die Geschichte des Robots gehabt hast. Deine künstlerischen Talente haben die U. S. Robots dazu veranlaßt, Roboter zu bauen, die spezialisierter und engstirniger waren; deine Freiheit hatte zur Folge, daß der Robot seine Rechte zugesprochen bekam, und dein Bestehen auf einem androiden Körper hat die U. S. Robots auf die Idee gebracht, Gehirn und Körper voneinander zu trennen.«
»Das wird darauf hinauslaufen«, sagte Andrew, »daß die U. S. Robots eines Tages ein einziges Riesengehirn baut, das Milliarden von Robotern steuert. Alle Eier werden sich in einem Korb befinden. Das ist gefährlich.«
»Da hast du wohl recht«, sagte Paul nachdenklich. »Aber bis dahin wird noch ein Jahrhundert ins Land gehen, und ich werde es nicht mehr erleben. Wer weiß, ob ich im nächsten Jahr noch lebe.«
»Paul!« rief Andrew entsetzt.
Paul zuckte die Achseln. »Wir Menschen sind sterblich, Andrew«, sagte er. »Wir sind nicht wie du. Das ist letztlich nicht so wichtig, veranlaßt mich aber, dich auf etwas hinzuweisen. Ich bin der letzte der menschlichen Martins. Es gibt Nachkommen von einer Großtante von mir, aber die zählen nicht. Das Geld, das mir gehört, wird nach meinem Tod auf das Konto überwiesen werden, das auf deinen Namen läuft. Du wirst also auch für die Zukunft finanziell abgesichert sein.«
»Das … will ich aber nicht«, brachte Andrew nur mit Mühe heraus.
Trotz seines hohen Alters hatte er sich nicht an die Sterblichkeit der Martins gewöhnen können.
»Laß uns nicht streiten, Andrew«, sagte Paul. »Es wird so gemacht, wie ich es dir eben erklärt habe. An was arbeitest du im Moment?«
»An einer Methode, mit deren Hilfe ein Androide, das heißt ich, durch Verbrennung von Kohlenwasserstoff Energie gewinnen kann.«
Paul zog die Augenbrauen in die Höhe. »Du meinst, damit ein Androide essen und atmen kann?«
»Ja.«
»Wie lange arbeitest du schon an dem Problem?«
»Schon ewig, aber ich glaube, daß ich die entsprechende Verbrennungskammer für die katalytisch beeinflußte chemische Aufspaltung ausgetüftelt habe.«
»Aber wozu das Ganze, Andrew?« fragte Paul. »Als Energiequelle ist die Atomzelle doch bestimmt viel besser, billiger und effektiver.«
»Das mag schon sein«, sagte Andrew. »Aber sie ist unmenschlich.«
XV
Es nahm viel Zeit in Anspruch, aber Andrew hatte Zeit. Außerdem wollte er nichts unternehmen, bis Paul in Frieden gestorben war.
Mit dem Tod von Sirs Urenkel fühlte sich Andrew mehr denn je einer feindlich gesinnten Welt ausgesetzt und war aus diesem Grund entschlossener denn je, den Weg weiterzuverfolgen, den er schon vor langer Zeit eingeschlagen hatte.
Trotzdem war er nicht ganz allein. Der letzte der Martins war zwar gestorben, aber die Kanzlei Feingold & Martin lebte weiter. Sie hatte eine lange Tradition, und die behielt sie bei. Andrew, der Pauls Alleinerbe
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