Alle Robotergeschichten
muß.«
»Wirklich? Ich denke, der offenkundigste Weg wäre, die beiden Mathematiker zu befragen, von denen einer anscheinend ein Dieb ist.«
»Freund Elijah, ich fürchte, daß keiner der beiden in die Stadt kommen wird. Und keiner von beiden wird wollen, daß du zu ihnen kommst.«
»Und es gibt keine Möglichkeit, ganz gleich, wie groß die Not ist, einen Raummenschen dazu zu zwingen, mit einem Erdenmenschen Kontakt aufzunehmen. Ja, ich verstehe das, Daneel – aber ich dachte an eine Befragung übers Kabelfernsehen.«
»Das geht auch nicht. Eine Vernehmung durch einen Erdenmenschen werden sie nicht über sich ergehen lassen.«
»Was wollen die dann von mir? Kann ich mit den Robotern sprechen?«
»Die würden auch nicht zulassen, daß die Roboter herkommen.«
»Jehoshaphat, Daneel. Du bist aber doch hergekommen?«
»Aus eigenem Entschluß. Während ich an Bord des Schiffes bin, ist mir gestattet, solche Entschlüsse zu fassen, ohne daß ein menschliches Wesen, vom Kapitän abgesehen, Einspruch dagegen erheben kann – und der Kapitän wollte unbedingt den Kontakt herstellen. Da ich dich kannte, wußte ich, daß ein Fernsehkontakt nicht genügen würde. Ich wollte dir die Hand schütteln.«
Lije Baley war gerührt. »Ich weiß das zu schätzen, Daneel, aber ich wünsche ehrlich, du hättest in diesem Fall davon Abstand genommen, an mich zu denken. Kann ich wenigstens über Fernsehen mit den Robotern sprechen?«
»Das ist, glaube ich, zu machen.«
»Wenigstens etwas. Das bedeutet, ich werde mich auf ziemlich ungehobelte Art als Robotpsychologe betätigen.«
»Du bist doch Detektiv, Freund Elijah, kein Robotpsychologe.«
»Schön, reden wir nicht mehr davon. Denken wir ein bißchen nach, bevor ich sie jetzt sehe. Sag mal, ist es möglich, daß beide Roboter die Wahrheit sagen? Vielleicht war die Unterhaltung der beiden Mathematiker zweideutig. Vielleicht war sie von einer Art, daß jeder Robot mit gutem Gewissen behaupten konnte, sein Herr sei der Eigentümer des Gedankens. Oder vielleicht hörte ein Robot nur einen Teil des Gesprächs und der zweite einen anderen Teil, so daß jeder annehmen konnte, sein Herr sei der Eigentümer des Gedankens.«
»Das ist ganz unmöglich, Freund Elijah. Beide Roboter geben das Gespräch auf gleiche Weise wieder. Und beide Wiederholungen widersprechen einander von Grund auf.«
»Es ist also völlig sicher, daß einer der Roboter lügt?«
»Ja.«
»Ist es möglich, daß ich auf eigenen Wunsch hin die Abschrift der Zeugenaussagen, die bis jetzt vor dem Kapitän gemacht worden sind, einsehen kann?«
»Ich wußte, das würdest du fragen, und habe Kopien bei mir.«
»Noch ein Lichtblick. Sind die Roboter einem Kreuzverhör unterzogen worden, und enthält die Abschrift dieses Kreuzverhör?«
»Die Roboter haben nur ihre Geschichten wiederholt. Nur Robotpsychologen könnten ein Kreuzverhör durchführen.«
»Oder ich?«
»Du bist Detektiv, Freund Elijah, kein …«
»Schon gut, R. Daneel. Ich versuche, mir die Psychologie der Raumleute klarzumachen. Weil ein Detektiv kein Robotpsychologe ist, kann er es tun.
Denken wir weiter. Für gewöhnlich lügt ein Robot nicht, aber er wird es tun, wenn die Befolgung der Drei Gesetze es erfordert. Er könnte lügen, um sein Dasein zu schützen, wozu er nach dem Dritten Gesetz berechtigt ist.
Er wird noch eher lügen, wenn das nötig ist, um in Übereinstimmung mit dem zweiten Gesetz einen berechtigten Befehl auszuführen, den ihm ein Mensch erteilt hat. Er wird am ehesten lügen, wenn es in Übereinstimmung mit dem ersten Gesetz nötig ist, um ein Menschenleben zu schützen oder einen Menschen vor Schaden zu bewahren.«
»Ja.«
»Und in diesem Fall würde jeder Robot das berufliche Ansehen seines Herrn schützen und lügen, wenn sich die Notwendigkeit dazu ergäbe. Unter den gegebenen Umständen könnte das berufliche Ansehen fast soviel wie das Leben bedeuten, und die Dringlichkeit zu lügen wäre beinahe die des Ersten Gesetzes.«
»Jeder Diener würde jedoch durch die Lüge dem beruflichen Ansehen des Herrn des anderen Schaden zufügen, Freund Elijah.«
»Allerdings, aber jeder Robot hat vielleicht eine klarere Vorstellung von der Bedeutung des Ansehens seines Herrn und hält sie in aller Aufrichtigkeit für größer als die des anderen. Er würde annehmen, daß seine Lüge geringeren Schaden anrichtet als die Wahrheit.«
Als er das gesagt hatte, schwieg Lije Baley einen Augenblick. Dann sagte er: »Na schön, kannst du
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