Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
bisschen unordentlich, aber ich hab keine Zeit gehabt aufzuräumen, ich hab so viel zu tun. Jetzt müsst ich auch schon wieder weg», seufzte er. «Im Sommer, wenn keine Proben sind, spielen wir jeden Montag auf dem Sportplatz in Kaisaniemi Kyykkä.»
    «Kyykkä? Was soll das denn sein? Schon gut, das kannst du mir ein andermal erklären», unterbrach ich seinen begeisterten Redeschwall. «Bringen wir erst mal den offiziellen Teil hinter uns. Du hast gestern Abend, bei eurem gemeinsamen Essen, gesagt, du hättest gehört, wie Antti Samstagnacht in Jukkas Zimmer gegangen ist. Bei der Vernehmung hast du das aber nicht erwähnt. Was ist denn nun die Wahrheit, hast du was gehört oder nicht?»
    «Na ja … ich bin mir eben nicht sicher. Vielleicht hab ich geträumt oder so, ich hatte bloß das Gefühl, dass sich in Jukkas Zimmer wer bewegt, und irgendwie hab ich gedacht, das wäre Antti, aber ich weiß nicht genau …»
    In Wirklichkeit interessierte ich mich weniger für Jyris Halluzinationen als für seine Finanzlage. Vielleicht war er nur darauf verfallen, Antti zu bezichtigen, weil die anderen vorher ihn verdächtigt hatten. Deutete das auf Jyri als Täter hin? Da ich nicht wusste, wie ich weiter drum herum reden sollte, kam ich direkt zur Sache.
    «Wie hoch waren nochmal deine Schulden bei Jukka?»
    Sein eben noch so fröhliches Gesicht wirkte auf einmal ängstlich.
    «So um die fünftausend, oder? Und natürlich kannst du keinen Pfennig davon zurückzahlen. Jukka wurde plötzlich unangenehm, als er sein Geld nicht bekam, nicht wahr? Ihr müsst euch ganz schön gestritten haben.»
    «Ja schon, aber das war doch schon am Donnerstag …», stotterte Jyri, drückte die Zigarette in einem der überquellenden Aschenbecher aus und zündete sich gleich die nächste an. Offensichtlich hatte ich richtig geraten, aber mir war nicht ganz klar, wie ich ihn dazu bringen konnte weiterzureden.
    «Von deiner Bank bekomme ich genaue Angaben über dein Konto», log ich munter drauflos. «Besser wäre es allerdings, wenn du mir alles selbst erzählst.»
    Er zog nervös an seinem Glimmstengel, stand auf, öffnete das Fenster, sodass sich die verrauchte Zimmerluft mit den Abgas-Schwaden von der Straße mischte, und setzte sich dann schicksalsergeben wieder hin.
    «Fast zehntausend hab ich ihm geschuldet», stieß Jyri hervor. «Aber er hat mir versprochen, keinem was davon zu erzählen! Von wem hast du das überhaupt? Hast du ’ne Haussuchung gemacht und den Schuldschein gefunden? So einen hat er mich nämlich unterschreiben lassen, der verdammte Kerl, kein Vertrauen zu seinem Kumpel …»
    Der Durchsuchungsbefehl war noch nicht ausgestellt, ich hoffte, ihn am nächsten Tag zu bekommen. Aber das brauchte Jyri nicht zu wissen, also nickte ich.
    «Ich hab für alles Mögliche Geld gebraucht! Von der beschissenen Studienbeihilfe kann ja keiner leben, und Jobs gibt’s auch keine. Ich hab mir kurz vor Weihnachten zum ersten Mal was von ihm geliehen, als mir das Geld ausgegangen ist, aber das hab ich ihm gleich zurückgezahlt, im Frühjahr, da kam das nächste Darlehen. Aber dann war das Geld wieder alle. Und zu Hause wollt ich nicht fragen, da war ja doch wieder die alte Platte gelaufen, was musst du auch dauernd verreisen und wie viel trinkst du eigentlich und warum kaufst du dir so teure Klamotten, kannst du nicht in Jeans gehen wie alle anderen … Jukka war voll in Ordnung, er hat mir was geliehen und gesagt, ich brauch keine Zinsen zahlen. Aber den Schuldschein wollte er haben … Und jetzt hab ich ja auch ’nen Job als Pizzabote, total langweilig, aber ich will im August nach Nizza …»
    «Aber am Donnerstag hat Jukka dann gesagt, er will sein Geld sofort zurück, sonst macht er dir die Hölle heiß, stimmt’s?»
    «Ja … er hat mich bei der Arbeit angerufen, und dann hat er mich abgeholt und hierher gebracht. Ich hab mich zwar gewundert, warum wir nicht in die Kneipe gehen, aber er hat gemeint, er will in Ruhe mit mir reden. Er hat gesagt, er braucht viel Geld, weil er ’ne neue Karre kaufen muss, obwohl ich bei Gott nicht weiß, was er an der alten auszusetzen hatte. Und als ich gesagt hab, ich hätte das Geld nicht, da hat er mir gedroht, er würde der Polizei sagen, dass …» Jyri schluckte.
    «Was denn?»
    «Na, dass ich Schulden bei ihm hab! Verdammt nochmal, ich konnte doch nicht ahnen, wie gemein er ist!» Wütend malträtierte Jyri sein Kopfkissen.
    «Sind zehntausend Finnmark Grund genug, einen Freund

Weitere Kostenlose Bücher