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Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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mal, Mädchen, ich glaub, der Blutfleck, den ihr da auf dem Bootssteg gefunden habt, ist wahnsinnig wichtig.»
    «Ehrlich? Wieso?», fragte ich begierig.
    «Das war wirklich seltsames Blut. Wenn ich nicht die Vergleichsprobe von der Axt gehabt hätte, wär ich echt aufgeschmissen gewesen. Es stammt nämlich vom gleichen Hecht», erklärte er trocken.
    «Also nicht von Peltonen?», fragte ich nach, obwohl ich am liebsten den Hörer aufgeknallt hätte. Der Typ ließ noch ein paar bissige Kommentare über unnötige Analysen vom Stapel, bevor ich ihn endlich loswurde.
    Wenn am Steg kein Blut von Jukka zu finden war, musste der Schlag so heftig gewesen sein, dass Jukka direkt ins Meer gefallen war. Das klang sehr kaltblütig. Vielleicht hatte sich der Mörder nicht einmal vergewissert, was mit Jukka passiert war. Mir wurde übel. Zu allem Überfluss spähte jetzt auch noch mein Chef durch die Tür, die unvermeidliche Zigarre im Mundwinkel. Bevor ich etwas sagen konnte, stand er auch schon im Zimmer und fing an, mich einzuräuchern. Ich spürte, wie meine Stirnader zu pochen begann.
    «Na, ist die Sache mit Peltonens Sohn schon aufgeklärt?», fragte er und starrte auf meinen Busen, der in einer etwas zu engen Hemdbluse steckte. Es war die einzige saubere und halbwegs faltenfreie Bluse, die ich gefunden hatte, sodass mir nichts anderes übrig geblieben war, als sie anzuziehen, obwohl der dritte Knopf die ganze Zeit abzuplatzen drohte.
    «Hat Peltonen Druck gemacht?», platzte ich heraus, bevor ich Zeit hatte, mir zu überlegen, was ich sagte. Mein Chef schnaubte, Zigarrenasche segelte auf meinen unaufgeräumten Schreibtisch.
    «Ich fahr gleich mit Koivu zur Haussuchung in Jukka Peltonens Wohnung. Ach übrigens, wärst du so freundlich, in meinem Zimmer nicht zu rauchen, ich kann Zigarrenqualm nicht ausstehen», setzte ich hinzu.
    Jetzt war die Stirnader des Chefs mit Klopfen dran, aber immerhin verzog er sich mitsamt seiner Zigarre aus meinem Zimmer. An der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte:
    «Wenn man euch Frauen schon Gelegenheit gibt, anspruchsvolle Aufgaben zu übernehmen, solltet ihr zeigen, dass ihr auch was anderes könnt, als über Nebensächlichkeiten zu nörgeln.» Damit knallte er die Tür zu, die sich jedoch gleich wieder öffnete. Diesmal kam Koivu herein.
    «Was hat der Alte da zu dir gesagt?», fragte er mit weit aufgerissenen Augen. «Hab ich richtig gehört?»
    «Ja. Der Arsch hat sich aufgeregt, weil ich ihm verboten hab, in meinem Zimmer zu rauchen.»
    «Was hast du?», prustete Koivu los.
    «Verboten hab ich’s ihm, verdammt nochmal!»
    «Rate mal, wie viele das auch gern täten! Kann ich es überhaupt wagen, mit dir auf Achse zu gehen, wenn du so in Fahrt bist? Ich soll dir von ihm ausrichten, dass Mustikkamaa zwei vorläufig ruht, bis der Fall Peltonen geklärt ist.»
    Vor dem Mord an Jukka hatte ich zwei Messerstechereien bearbeitet, die sich beim Mittsommernachtsfest auf der Insel Mustikkamaa ereignet hatten. Der eine Fall war mehr oder weniger klar, noch am gleichen Abend war der Saufkumpan des Opfers aufgegriffen worden, der sich, als er wieder halbwegs nüchtern war, entsetzt erinnerte, seinen Kumpel nach einem Streit über eine Schnapsflasche niedergestochen zu haben. Der zweite Fall würde wahrscheinlich nie geklärt werden, denn der eine der beiden Kontrahenten im mitternächtlichen Kampf war der berühmte große Unbekannte. Alle Tatzeugen waren betrunken, ihre Beschreibungen des Mannes fielen völlig widersprüchlich aus. Das Opfer hatte in diesem Fall, der bei uns unter dem Namen Mustikkamaa zwei lief, überlebt, aber eine Niere eingebüßt. Wahrscheinlich würde der Fall nie abgeschlossen werden, denn nach dem Mord an Jukka würde sicher wieder etwas anderes auftauchen, das nach Ansicht des Chefs wichtiger war. Mit Auseinandersetzungen zwischen Pennern musste sich unser Dezernat nur allzu oft befassen.
    Ich war froh, Koivu als Assistenten zu haben. Von den Männern in meiner Abteilung war er der lockerste und der intelligenteste. Ich hasste es, in Jukkas Wohnung eindringen zu müssen, und vor Koivu brauchte ich mich für mein Unbehagen wenigstens nicht zu rechtfertigen.
    «Hübsche Bude», meinte Koivu, als wir das Wohnzimmer in Jukkas Zweizimmerappartement betraten. Von der Wohnung am Ende der Iso Roobertinkatu hatte man eine phantastische Aussicht auf den Sinebrychoff-Park. Das Wohnzimmer war sparsam möbliert, es enthielt nur ein bequemes Sofa, ein Klavier und massenhaft

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