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Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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mehr als nur Freundschaft gewesen.»
    «Von meiner Seite war jedenfalls nicht mehr zwischen uns!» Piia fuchtelte so wütend mit den Händen, dass Tee auf ihren makellos weißen Bademantel kleckerte. «Ich fand es schön, dass Jukka mir Gesellschaft leistete. Ich weiß nicht, warum er im Frühjahr auf einmal anfing, um mich herumzuscharwenzeln. Bei unserem Chorwochenende nach Weihnachten hat er mich dauernd zum Tanzen geholt und gelacht, er hätte die Nase voll davon, den Animateur für die kleinen Mädchen zu spielen, die neu im Chor waren. Das ganze Frühjahr über hat er sich benommen, als wäre er in mich verschossen. Wenn wir nach der Probe alle noch in eine Kneipe gegangen sind, hat er sich neben mich gesetzt, mich zum Bus und manchmal auch nach Hause gebracht. Er hat mich ins Kino und ins Konzert und zum Essen eingeladen, wenn Peter nicht da war. Und du weißt ja, wie erbärmlich es ist, allein oder immer nur mit anderen Frauen auszugehen.»
    Piia sah mich jetzt ihrerseits mit vorgetäuschter Kumpelhaftigkeit an. Ich wusste nichts von dieser Erbärmlichkeit, ich saß fast jede Woche allein in der Eckkneipe und ging lieber ohne Begleitung ins Kino als mit jemandem, der an den falschen Stellen blöde Kommentare von sich gab oder mit Popcorn raschelte. Aber wozu sollte ich Piia das erzählen.
    «Peter ist manchmal ein bisschen herrisch … Er weiß genau, was er will. Deswegen hab ich mich ja in ihn verliebt, weil er so weltmännisch ist. Jukka war … anders. Er hat mich entscheiden lassen, was wir tun und wohin wir gehen.»
    Ein ganz neuer Zug, dachte ich. Bisher hatte ich auch Jukka für ziemlich herrisch gehalten.
    «Wenn Jukka nicht so romantisch geworden wäre, hätten wir viel Spaß miteinander gehabt. Peter fand auch nichts dabei, dass ich mit Jukka ausging. Der trifft auf seinen Reisen ja auch alle möglichen hübschen Mädchen, das gehört eben dazu. Eine Frau kann doch auch mit Männern einfach nur gut Freund sein.» Es klang, als wollte sie sich rechtfertigen.
    «Aber Jukka wollte mehr sein als ein guter Freund?»
    «Er hat auf einmal behauptet, er wäre in mich verliebt. Ich hab ihm erst nicht geglaubt, ich wusste ja, welchen Ruf er hatte, aber allmählich kam mir sein Gefühl ganz echt vor. Natürlich war ich auch geschmeichelt.» Piia warf lächelnd ihr braunes Haar zurück. «Immerhin hätte er jede andere haben können. Klar hat es mir gefallen, dass er mir das Gefühl gab, immer noch erotisch anziehend zu sein, obwohl ich verheiratet bin. Und ich fand es nur gerecht, dass er endlich mal selbst zu schmecken bekam, was er den Mädchen antat.» Piia lächelte boshaft, und für einen Moment war sie mir fast sympathisch. «Aber manchmal war es schon peinlich.»
    «Inwiefern?»
    «Na, weil er einfach nicht glauben wollte, dass ich nicht die Absicht hatte, Peter mit ihm zu betrügen! Er hat mich dauernd bedrängt, und einmal wollte er unbedingt hier übernachten, weil er sich angeblich so verlassen fühlte … Ich wollte ihn nicht rauswerfen, weil er so traurig war, und dann glaubte er … aber ich wollte nicht …» Piia errötete schamhaft, woran ich insgeheim meinen Spaß hatte.
    «Hat er später damit gedroht, Peter zu erzählen, dass er mit dir geschlafen hat?»
    «Das eigentlich nicht … Aber manchmal, wenn er betrunken war, hat er gefragt, was denn mein Marlboro-Männchen sagen würde, wenn es wüsste, wer in seinem Ehebett geschlafen hat. Dabei hab ich in der Nacht auf der Couch im Gästezimmer geschlafen», fügte Piia rasch hinzu.
    «Wollte Jukka eure Ehe zerstören? Glaubst du, dass er sich gerade deshalb in dich verliebt hat, weil du ihn nicht angehimmelt hast?»
    «Wahrscheinlich. Er war so ein Typ, der alles haben will, vor allem das, was schwer zu kriegen ist. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass er auf Peter neidisch war. Sicher wäre er auch gern ein so guter Segler gewesen wie Peter und Jarmo, aber nicht mal er konnte in allem der Beste sein. Vielleicht wollte er mich, weil ich Peter gehöre. Aber ich bin nicht so blöd wie Sirkku damals. Auf einen wie Jukka würde ich mich nie verlassen.»
    «Hat er dich erpresst?»
    Ich fragte mich, ob das Geld, das ich auf Jukkas Konto entdeckt hatte, von den Wahlroos stammte. Aber Piia verzog keine Miene. Sie schenkte uns Tee nach und antwortete kopfschüttelnd:
    «Er hat mich nicht erpresst. Eher gedroht. Aber irgendwann hat er offenbar endlich eingesehen, dass ich Peter nichts verheimlicht habe. Und es wäre ihm auch nicht gelungen, unsere

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