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Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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gespottet? Die geht keinen was an, auch dich nicht. Glaubst du, es ist schön für mich, wenn alle wissen, dass ich hoffnungslos in Antti verliebt bin? Verliebt! Du bist die Erste, der ich das laut und deutlich sage.» Mirja fing wieder mit ihrem seltsamen Gelächter an, ich hatte ein ungutes Gefühl.
    «Die arme Mirja, so hässlich und pedantisch, wie kann die sich einbilden, einen wie Antti zu kriegen. Das denken sie alle, du doch auch. Und Antti ist nett zu mir. Wenn er wenigstens böse wäre, dann würde es mir leichter fallen, ihn nicht zu mögen. Manchmal hasse ich mich selbst, ich hasse diese demütigende Situation. Liebe ist viel zerstörerischer als Hass. Wenn Jukka Antti etwas angetan hätte, hätte ich ihn umbringen können …» Mirja fing an zu weinen, ein hässliches, schnaubendes Weinen, bei dem ihr Gesicht anschwoll und rot wurde. Sie verbarg es in den Händen.
    Ich beugte mich vor und legte ihr die Hand auf die Schulter, aber sie schüttelte sie ab wie Ungeziefer. «Geh weg», sagte sie mit heiserer Stimme. «Geh Tuulia fragen, warum ich ihr Schnarchen nicht gehört hab, als ich um fünf Uhr früh aufgewacht bin und einen Schluck Wasser getrunken hab. Oder frag Timo, was eine Flasche Schwarzgebrannter kostet.» Sie schluchzte immer heftiger. «Hau ab!»
    Ich ging. Ich nahm meine Jeansjacke vom Haken und lief durch den Regen zur Bushaltestelle. Was hätte ich Mirja schon sagen können. Sie wollte meine Worte nicht hören, ich konnte nichts tun. Weder für sie noch für irgendwen sonst.
    Ich beschloss, Mirjas Rat zu befolgen und Timo aufzusuchen. Sirkku wohnte im Vorort Haaga, der mehr oder weniger an meinem Weg lag. Vielleicht war Timo dort. Ich sah den Bus kommen, rannte los und erwischte ihn gerade noch.
    In Sirkkus Wohnung traf ich nur eine Mitbewohnerin an, von der ich erfuhr, dass Sirkku sich seit ein paar Tagen nicht hatte blicken lassen. Ich fuhr in die Innenstadt, nach Kruununhaka, wo Timo wohnte, aber dort machte niemand auf. Unschlüssig stand ich im Treppenhaus, bewunderte die Wandgemälde und überlegte, was ich als Nächstes tun sollte.
    Ich war ganz sicher, dass ich Jyri an einem Samstagabend nicht zu Hause antreffen würde. Also stieg ich in Kaisaniemi in den Bus nach Lauttasaari. Ich wollte es noch bei Piia versuchen.
    Das Reihenhaus des Ehepaars Wahlroos war leicht zu finden. Obwohl an meiner Wohnung eigentlich nichts auszusetzen ist, war ich doch ein wenig neidisch. Nach Westen gingen die Fenster zum Meer, am nahe gelegenen Bootssteg schaukelten einige Segelboote und zwei große Motorboote. Vielleicht gehörte eins der Boote ihnen. Dann konnten sie praktisch vor der Haustür an Bord gehen und aufs Meer hinausfahren. Ich hatte noch nie gesegelt, aber ich stellte es mir schön vor. Jaana, die ein paar Mal mit Jukka zum Segeln war, hatte sich allerdings beklagt, sie hätte vor lauter Seekrankheit nicht viel mitgekriegt.
    Aus den Fenstern, die zur anderen Seite gingen, fiel Licht auf die stille Seitenstraße. Ich klingelte und hörte gleich darauf Piias Stimme durch die Sprechanlage: «Wer ist da?» Einen Augenblick war ich ganz verdutzt, bisher waren mir diese Dinger nur in Hochhäusern begegnet.
    «Maria Kallio, von der Polizei.»
    «Einen Moment, ich mach gleich auf.» Der Moment dauerte zwei Minuten, dann erschien Piia in einem flauschigen, cremefarbenen Bademantel, ein Handtuch in der gleichen Farbe um die Haare gewickelt. Sie duftete nach einer dieser luxuriösen Körperlotionen, für die ich weder das Geld noch die Nase hatte.
    «Ich war im Bad», sagte sie abweisend.
    «Es tut mir Leid, dass ich störe, aber ich hätte noch ein paar Fragen.»
    «Samstagabends um diese Zeit?»
    «Es geht nun mal um Mord. Wir können aber auch einen anderen Termin vereinbaren.» Piia überlegte eine Weile, dann bat sie mich herein.
    «Du hast Antti also nicht verhaftet?», fragte sie scheinbar enttäuscht, als ich meine schmutzigen Tennisschuhe auszog. Meine Jeansjacke aus dem Versandhaus nahm sich zwischen den supermodischen Jacken der Wahlroos ganz verloren aus.
    «Dafür gab es keinen ausreichenden Grund. War es eine schöne Gedenkfeier?»
    «Jukkas Mutter war nicht dabei, wenn du das meinst. Die Stimmung war ziemlich gedrückt. Wir haben unsere zwei Lieder gesungen und sind dann gegangen, weil wir das Gefühl hatten, alle gucken uns schief an. Sirkku und ich dachten, der Zirkus wäre endlich vorbei, wenn du Antti verhaftest. Ich will ihm bestimmt nichts Böses, auch keinem anderen, aber die

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