Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
die Vernehmung durchgestanden hast, war wirklich toll.» Ich hatte sie aufmuntern wollen, aber sie brach plötzlich in hysterisches Weinen aus.
    «Und wenn der Mann Aids hat? Oder wenn ich schwanger werde? Der Arzt war so groß und so grob, ich hab mich nicht getraut, ihn zu fragen. Er hat mir irgendeine Pille gegeben, zur nachträglichen Verhütung, hat er gesagt, und ich soll noch zwei davon nehmen.»
    «Bei dir sind alle nötigen Tests gemacht worden, beim Täter auch. Sobald die Ergebnisse da sind, sag ich dir Bescheid. War der Arzt unfreundlich zu dir?»
    «Die Untersuchung hat so wehgetan … Er hat mich alles Mögliche gefragt. Wann ich zuletzt … mit Männern verkehrt hab. Dabei hab ich doch noch nie … Der hat bestimmt gedacht, ich bin selber schuld.»
    Ich kannte den Polizeiarzt Pekka Nieminen flüchtig und konnte mir eine von ihm durchgeführte gynäkologische Untersuchung wie eine zweite Vergewaltigung vorstellen. Als ich das letzte Mal eine Vergewaltigung bearbeitete, hatte Nieminens Wortwahl mich in Rage gebracht. Ich versuchte Marianna zu überzeugen, dass sie keine Schuld hatte. Ich gab ihr die Telefonnummer von zwei Beratungsstellen, und da sie mich so unsicher anschaute, auch noch meine eigene und riet ihr, anzurufen, wenn es ihr schlecht ging. Es widerstrebte mir, sie allein in ihrer Wohnung zurückzulassen, aber sie meinte, ihre große Schwester käme bald. Ich konnte nur hoffen, dass sie ein vernünftiger Mensch war.
    «Ich will bloß unter die Dusche und dann schlafen», sagte Marianna apathisch. Im selben Moment klingelte es. Ich erkannte die Frau, die hereinkam, noch bevor sie mir ihren Namen nannte. Sarianna Palola. Anttis ehemalige Freundin. Ich hatte sie auf vielen Fotos in Jukkas Alben gesehen. Sie schien mich nicht zu erkennen.
    Während Marianna duschte, erklärte ich ihrer Schwester kurz, was vorgefallen war. Sarianna war erschüttert und wütend auf den, der ihrer kleinen Schwester das angetan hatte. Sie schien eine verständige Person zu sein, bei der Marianna gut aufgehoben war.
    Zurück auf dem Präsidium, begann ich Pasi Arhela zu verhören, den Mann, der Marianna vergewaltigt hatte. Voller Arroganz stritt er alles ab, obwohl er praktisch in flagranti erwischt worden war. Er war von Beruf Diplomingenieur, wie Jukka, und versuchte sich möglichst effektiv gegen meine Anschuldigungen zu schützen. Bei seiner kultivierten Ausdrucksweise wunderte es mich nicht mehr, dass er bisher mehr als gnädig davongekommen war, zumal mit Hilfe guter Anwälte. Als ich ihm seine Behauptung, Marianna hätte ihn an der Würstchenbude angesprochen und in ihre Wohnung eingeladen, nicht abnahm, verlor er die Beherrschung. Sein Wort stand gegen Mariannas, aber vielleicht würde der Pächter des Imbissstandes den Richter überzeugen. Die Sperma- und Zellproben würde Arhela jedenfalls nicht aus der Welt reden können. Es wurmte ihn, dass ich ihm nicht erlaubte, im Vernehmungsraum zu rauchen. Natürlich hatte auch Arhela die ganze Nacht nicht geschlafen, aber mit ihm hatte ich kein Mitleid.
    «Diese verfluchten kleinen Nutten betteln doch drum, gefickt zu werden», knurrte er schließlich. «Die läuft in ’nem Minirock rum, der ihr bloß übern Hintern geht, und ist geschminkt wie ’ne Professionelle. So welche sollte man einsperren! Da wird doch jeder geil!» Er zwinkerte Virrankoski zu, den ich als Schreiber ergattert hatte und an den Arhela bisher den größten Teil seiner Bemerkungen gerichtet hatte, unter Männern, sozusagen. Dass Virrankoski unverhohlen lächelte, brachte mich auf die Palme.
    «Sie geben also zu, das Mädchen vergewaltigt zu haben?» Ich wollte Arhela so schnell wie möglich loswerden.
    «Quatsch, vergewaltigt, ich hab sie bloß mal eben gefickt. Die Kleine sollte zufrieden sein mit dem, was sie gekriegt hat.»
    «Sie geben zu, dass Sie Marianna Palola zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben?»
    «Gezwungen, gezwungen … Verdammt nochmal, wann bist denn du das letzte Mal gefickt worden? Du solltest es öfter treiben, dann wärst du nich so pingelig. Oder bist du eine von diesen Scheißlesben, na klar, deswegen haste dir ’nen Männerjob ausgesucht und verteidigst diese verfluchten Nutten!»
    Ich habe bei meiner Arbeit selten Gewalt anwenden müssen. Meine Dienstwaffe habe ich nur einmal benutzt, Verhaftungen laufen im Allgemeinen eher friedlich ab, wenn eine Frau dabei ist. Ich habe auch nur ein paar Mal zuschlagen müssen. Aber jetzt hatte ich Lust, dem Kerl die Eier zu

Weitere Kostenlose Bücher