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Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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zerquetschen. Wenn statt Virrankoski zum Beispiel Koivu den Schreiber gemacht hätte, wäre ich bestimmt ausgerastet. Ich stellte mir vor, wie es wäre, dem Kerl die Faust ins Gesicht zu rammen und zu hören, wie das Nasenbein bricht, oder ihn so fest in die Hoden zu treten, dass sie unförmig anschwollen. Ich merkte, dass ich am ganzen Leib zitterte.
    «Lass den Kerl eine rauchen und bring ihn anschließend in seine Zelle», wies ich Virrankoski an und verzog mich einen Stock höher auf die Damentoilette. Mir war übel.
    Warum hatte Arhela mich so in Wut versetzt? Ich versuchte mir einzureden, dass ich stellvertretend für Marianna und seine anderen Opfer zornig war. Aber ich hatte auch meine eigenen Gründe. Hatte etwa jeder Fatzke das Recht, mich zu beschimpfen, nur weil ich eine Frau und Polizistin war? Und wenn ich den Beruf wechselte, Anwältin oder Rechtsbeistand wurde, wie ich es nach dem Studium vorhatte? Was würde ich tun, wenn ich solche Typen wie Pasi Arhela verteidigen müsste?
    Virrankoski und Arhela standen noch auf dem Gang, als ich wieder in mein Zimmer gehen wollte. Ich sah sie so ausdruckslos an, wie ich nur konnte.
    «Er sagt, er hat den Peltonen gekannt, der letzte Woche ermordet worden ist. Führst du nicht die Ermittlungen in dem Fall? Der hat ihm ab und zu Frauen besorgt», erklärte Virrankoski.
    «Der Arhela dem Peltonen?», fragte ich, ohne den Vergewaltiger eines Blickes zu würdigen.
    «Nee, der Peltonen mir», warf Arhela ein. «Wir sind nämlich alte Kumpel, vom Militärdienst. Manchmal sind wir uns in der Stadt über den Weg gelaufen, und ein paar Mal hat er mich mit wirklich netten estnischen Huren zusammengebracht. Die waren Klasse, allerdings ganz schön teuer!»
    Es half nichts, ich musste Arhela noch einmal in den Vernehmungsraum bitten. Dort versuchte er sofort, mit mir zu handeln: Gegen Informationen, die zur Aufklärung des Mordes beitrugen, sollte die Anklage wegen Vergewaltigung fallen gelassen werden. Als ich auf diesen Kuhhandel nicht einging, überschüttete er mich wieder mit Schmähungen. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben, und war gerade im Begriff, den Kerl in seine Zelle zurückzuschicken, als er anfing zu reden. Er war eindeutig der Typ, der es genießt, sich wichtig zu fühlen.
    Seinen Worten nach hatte Jukka estnische Mädchen vermittelt. Er war eine Art Mittelsmann für freischaffende Luxusprostituierte gewesen, kein Zuhälter im eigentlichen Sinn, obwohl er von den Mädchen eine Provision erhalten hatte.
    «Das waren keine Bahnhofshuren für dreißig Mark, sondern saubere, gesunde Mädchen.»
    «Es waren also mehrere?»
    «Also ich hab zwei gesehen, und mit der einen hab ich ein paar Mal gebumst.»
    «Und wie heißen die beiden?»
    Arhela sagte, er sei so betrunken gewesen, dass er sich daran nicht mehr erinnern könne. Jedenfalls sei er Jukka und den Mädchen im Hotel Hesperia begegnet. Ich schickte ihn zum Nachdenken in die Arrestzelle, obwohl ich nicht glaubte, dass aus ihm noch mehr herauszuholen war. Allenfalls konnte ich ihn mit Koivu und Virrankoski ins Hesperia schicken, um seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen.
    Koivus Bericht über seine Ermittlungen im «Kaivohuone» bestätigte Arhelas Geschichte. Koivu war mit zwei eindeutig professionellen Damen ins Gespräch gekommen, die Jukka auf dem Foto wieder erkannt hatten. Er hatte gelegentlich spätabends an der Bar gesessen. Die eine Frau meinte, er wäre ganz sicher ein Zuhälter gewesen. Einmal hätte er versucht, sie anzuwerben, aber, so erklärte sie Koivu, sie machte es nicht für Geld. Was sollte sie einem Polizisten auch anderes sagen. Dass sie die Bar jeden Abend mit einem anderen Begleiter verließ, war ja an sich nicht strafbar. Noch kamen in der Hauptstadtregion auch Prostituierte, die auf eigene Rechnung arbeiteten, gut zurecht, aber wenn die Ostmafia ihre Kontrolle über den Markt verschärfte, würde sich ihre Situation verschlechtern. Dann war es auch mit der Gelegenheitsprostitution vorbei, mit der sich manche ihr Studium finanzierten.
    Ich hatte einen bisexuellen Bekannten, Janne, der sich lieber von Zeit zu Zeit prostituierte, als einer geregelten Arbeit nachzugehen. Sowohl ältere Männer als auch Frauen zahlten gut. Vielleicht sollte ich ihn fragen, ob er Jukka gekannt hatte. Allerdings war Janne womöglich zurückhaltender als früher, weil ich wieder bei der Polizei arbeitete.
    Schnaps und estnische Freudenmädchen. Jukka war ganz schön aktiv gewesen. Auf jeden Fall musste ich

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