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Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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auch was leihen.»
    «Wusste Tuulia von der Sache?»
    «Ich hab ihr bloß gesagt, dass Jukka sein Geld zurückwill.»
    «Hör zu, Jyri. Der Dienst habende Beamte am Eingang hat ein Alkometer. Da gehen wir jetzt hin, du pustest, und wenn du auch nur eine Spur Alkohol im Blut hast, rufst du bei der Arbeit an und sagst, dass du nicht mehr kommen kannst. Dann setzt du dich mit Antti in Verbindung und berätst dich mit ihm. Er weiß Bescheid. Ihr müsst zusammen mit den Chormitgliedern entscheiden, wie es weitergehen soll. Aber zum letzten Mal: Wenn du Jukka umgebracht hast, leg ein Geständnis ab, jetzt sofort! Vielleicht kommst du mit Totschlag davon. Früher oder später finden wir es sowieso heraus. Betrug und Mord, das wäre eine schlimme Kombination.»
    Ich merkte selbst, wie hohl meine Worte klangen.
    Das Alkometer zeigte null, Jyri fuhr zur Arbeit.
    Ich beschloss, noch einmal bei den Mäkis anzurufen. Diplomkaufmann Martti Mäki meldete sich. Ich erzählte ihm, was wir herausgefunden hatten, und er machte keinen Versuch, es abzustreiten.
    «Wir haben die Nacht im Hotel Vaakuna verbracht. Bestimmt sind unsere Namen da registriert.»
    «Es wäre besser, wenn Sie mir den vollständigen Namen und die Adresse von diesem Tomppa geben, damit wir Ihr Alibi nachprüfen können.»
    «Um Himmels willen … Muss das denn wirklich sein? Tomppa bekommt doch deswegen keinen Ärger? Er ist so ein netter Junge.»
    «Er hat nichts Ungesetzliches getan», bemerkte ich trocken. Ich wollte ihn gar nicht erst fragen, ob er Tomppa bezahlt hatte. Er gab mir die Personalien des Jungen.
    «Ähem … meine Frau braucht doch sicher nichts davon zu erfahren?», fragte Mäki zum Schluss.
    «Ihre Beziehungsprobleme müssen Sie schon selbst klären», versetzte ich ärgerlicher als nötig und legte auf.
    Vergeblich versuchte ich, Sirkku und Timo zu erreichen, dann nahm ich mir Arhelas Aussage vor und befasste mich eine Weile mit verschiedenen Schriftsätzen. Eigentlich hatte ich frei, ich brauchte mich nur auf Abruf bereitzuhalten, aber da ich endlich einmal Zeit hatte, konnte ich ein paar liegen gebliebene Vorgänge aufarbeiten. Der nächste Programmpunkt stand erst am Abend an.
    Kurz nach drei verließ ich das Präsidium. Ich ging zu Fuß durch den Zentralpark, von da an die Töölö-Bucht und weiter nach Hause. Ich hatte die Schreibtischarbeit unterbrechen müssen, um einen Selbstmord aufzunehmen, eine Frau mittleren Alters, die sich an diesem nebligen Sonntag an der Teppichstange auf ihrem Balkon erhängt hatte. Danach brauchte ich frische Luft. Außerdem kaufte ich mir unterwegs am Kiosk ein großes Eis.
    Zu Hause zog ich mich um und lief zu einem nur für Frauen reservierten Fitnessclub, für den ich eine Jahreskarte besaß. Beim Kampf mit Hanteln und sonstigem Gerät wurde ich im Allgemeinen munter, und inzwischen hatten sich meine Muskeln vom Training vor zwei Tagen erholt. Wie immer am Sonntagnachmittag war der Saal fast leer. Heute nahm ich mir Arme und Rücken vor, nachdem ich am Freitag Bein- und Bauchmuskeln trainiert hatte.
    Während ich die Latissimusstange in den Nacken zog, dachte ich über Jukkas Charakter nach. Charmant, begabt, freigebig – egoistisch, herrschsüchtig, andere ausnutzend. Ein Krimineller? Schnapsschmuggler? Zuhälter? Drogenhändler? Hatte er Jyri vorgeschlagen, sich ein paar Mal an alternde Homosexuelle zu verkaufen, um seine Schulden abzuzahlen, und war Jyri darüber so wütend geworden, dass er ihn umgebracht hatte? Oder hatte Piia es getan, aus Angst vor Jukkas Enthüllungen? Wie weit war Tuulia in Jukkas Geschäfte verwickelt? Ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie sich ausnutzen ließ, dass sie ihren schönen Körper verkaufte. Dazu würde sie sich kaum hergeben. Und Sirkku? Oder war es möglich, dass Antti über den Missbrauch seiner Unterschrift so in Wut geraten war, dass er blind auf Jukka eingeschlagen hatte? Möglich war es. Und er entsprach ja haargenau der Karikatur eines Kiffers: Zivildienst, Pferdeschwanz und all das. Hatte er vielleicht Verbindungen zur Drogenszene? Auch Mirja konnte ich noch nicht ausschließen.
    Als Nächstes war die Bizepsbank dran. Der Schlag gegen Jukkas Kopf war offensichtlich mit einiger Kraft geführt worden. Das schien Piia und Sirkku auszuschließen, vielleicht auch Jyri. Im Faustkampf würde ich Jyri garantiert besiegen, er wog mindestens fünf Kilo weniger als ich. Timo hatte genug Kraft, aber hätte er das Zimmer verlassen können, ohne dass Sirkku es

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