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Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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auch abgewischt? Nein, wer Jukka umgebracht hatte, musste Handschuhe getragen haben.
    «Hat Jukka dir gesagt, was er da draußen macht?»
    «Dazu hatte er keine Zeit, weil ich ihn gleich angefaucht hab.»
    Ich stellte das Paket aus dem Labor mit dem restlichen Inhalt auf den Tisch.
    «Habt ihr mir jetzt bestimmt alles gesagt, was ihr über den Schnapsverkauf wisst? Jukka hat euch also erzählt, dass er die Flaschen an seine Freunde verkauft?» Beide nickten.
    «Als euer Schnaps bei uns im Labor untersucht wurde, haben unsere Chemiker festgestellt, dass exakt der gleiche Stoff, mit Fenchel gewürzt, im Straßenhandel angeboten wird.»
    Ich nahm die zweite Flasche aus dem Paket. Sie hatte genau die gleiche Form wie die, die wir in Jukkas Wohnung gefunden hatten, nur einen anderen Verschluss und ein russisches Etikett, wonach es sich um 47-prozentigen, mit Anis gewürzten sibirischen Wodka handelte.
    «Habt ihr eine Ahnung, woher die Etiketten stammen?»
    Beide waren völlig verblüfft. Timo erholte sich als Erster und fragte für seine Verhältnisse überraschend hastig:
    «Ist die auf der Straße angeboten worden? Von wem?»
    «Von einem estnischen Zwischenhändler. Er hat Stein und Bein geschworen, das Zeug aus Russland zu haben. Er hatte ein paar Flaschen davon.»
    «Wie viel hat er dafür verlangt?»
    «Siebzig Mark für den halben Liter.»
    «Dieser Dreckskerl! Uns hat Jukka zwanzig gegeben. Er hat uns also übers Ohr gehauen. Er hat nur gesagt, es wäre so viel russischer Schnaps auf dem Markt und das würde auf den Preis drücken.»
    «Das stimmt allerdings.» Ich war mir ziemlich sicher, dass Timo und Sirkku nichts von der Weitervermarktung ihrer Erzeugnisse gewusst hatten. Nach einigen abschließenden Fragen bat ich Koivu, die beiden an ihren jeweiligen Arbeitsplatz zurückzubringen. Ich ermahnte sie nachdrücklich, die Stadt nicht zu verlassen, ohne mir Bescheid zu geben.
    «Müssen wir vor Gericht?», fragte Timo beim Aufbruch nervös. «Ich meine nur … Ich möchte meinen Vater und Muuriala nicht da reinziehen.»
    Ich überlegte, was aus dem Destilliergerät geworden sein mochte. Wenn Sirkku und Timo auch nur einen Funken Verstand besaßen, hatten sie es nach Jukkas Tod sofort zerstört. Wir mussten den Fuselverkäufer noch einmal vorladen und feststellen, ob er mit Jukka in Verbindung gestanden hatte. Danach wurde es Zeit, über eine Anklageerhebung zu entscheiden.
    «Ich nehme an, dass ihr mit einer Geldbuße davonkommt», beruhigte ich ihn. Vielleicht konnte ich die Sache sogar fallen lassen, aber das brauchten sie vorläufig nicht zu wissen.
    Gerade als Koivu mit dem Paar das Zimmer verließ, klingelte das Telefon. Es war aber nicht Tapsa, wie ich angenommen hatte, sondern Tuulia.
    «Sag mal, Maria, du hast doch sicher Jaanas Adresse. Ich dachte mir, ich könnte sie besuchen, auf meiner Interrail-Tour … später im Herbst.»
    «Ja, warte mal eben, ich such sie dir raus.» Unter den Papierstapeln, die meinen Tisch überschwemmten, grub ich mein Adressbuch hervor. Irgendetwas hatte ich Tuulia fragen wollen, da war ich mir sicher, aber ich konnte mich nicht mehr erinnern, was. Ich gab ihr Jaanas Adresse.
    «Na, wie geht’s dir denn jetzt? Die Beerdigung war wohl ziemlich schlimm für dich?», fragte ich mitfühlend.
    «Zum Glück ist sie vorbei. Ich hab eigentlich erst bei der Trauerfeier richtig begriffen, dass Jukka tot ist.» Sie schluckte. «Irgendwas Neues bei den Ermittlungen?»
    «Allmählich scheint sich die Sache zu klären.» Mehr wagte ich nicht zu sagen, so gern ich Tuulia beruhigt hätte.
    «Und dann gehen wir wieder zusammen Bier trinken, ja?», schlug sie vor, legte aber auf, bevor ich ja sagen konnte. Dann. Dann, wenn der Fall aufgeklärt war. Dann, wenn die Verdächtigen wieder ein normales Leben führen konnten.
    Tapsa meldete sich nicht, als ich ihn anrief. Ich hörte mir das Band aus Jukkas Anrufbeantworter noch einmal an. «Hier ist Tiina. Die Pläne sind jetzt ins Wasser gefallen. Du bist ein billiger Kerl, auf dich kann man sich nicht verlassen. Komm dann am Sonntag zu mir.» – «ÄM hier. Sonntagabend. Ich hau morgen ab. Ruf sofort an.»
    Plötzlich fiel mir ein, dass das finnische Wort für «billig» auf estnisch «schlecht» bedeutet. Schau einer an, auch die geheimnisvolle Tiina schien eins von Jukkas estnischen Mädchen zu sein.
    Zwei Tage vor Jukkas Tod waren Mitglieder eines Dealerrings und ein estnisches Freudenmädchen verhaftet worden. Gab es Verbindungen zwischen

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