Alle Sorgen sind vergessen
gekommen, wurde Allison klar, was sie gerade gesagt hatte. Schlagartig war die friedliche Atmosphäre im Wagen angespannt und fühlte sich an, als wäre sie elektrisch geladen. Allison riss die Augen auf und versuchte, sich gegen die Zurückweisung zu wappnen, die sie gleich hören würde. Im Schein der Instrumente zeichnete sich Jorges markantes Profil gegen die Dunkelheit draußen ab. Seine Miene war starr, geradezu eisig, während er unbeirrt auf die Straße vor ihnen blickte.
Jorge war fassungslos. Widersprüchliche Gefühle drohten ihn zu überwältigen.
Einerseits die Freude, Vater zu werden, und der Wunsch, die zarte Rothaarige für immer zu besitzen. Andererseits unbändiger Zorn. Denn sie hatte ihm nicht nur verschwiegen, dass sie von ihm schwanger war, offenbar war sie auch entschlossen, ihn nicht in ihr Leben zu lassen.
„Du bist ,ein wenig schwanger’?“ wiederholte er und klang so ruhig, dass es sich kaum wie eine Frage anhörte.
„Ja.“
Ihre geflüsterte Bestätigung ließ sein Herz noch schneller schlagen. Er warf ihr einen Blick zu. Sie sah ihn an, und ihre Augen waren groß und voller Besorgnis.
„Und es ist von mir.“
Das war keine Frage, es war eine Feststellung und ein Anspruch. Und er las in ihrem Blick, dass sie es wusste.
Jorge konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. Das lange Schweigen, das folgte, war für Allison fast unerträglich. Endlich hielt er und fuhr rückwärts in eine Parklücke.
Sie hob den Kopf und stellte erstaunt fest, dass sie vor ihrem Haus standen.
„Woher weißt du, wo ich wohne?“
Er stellte den Motor ab. „Ich habe deine Adresse nachgeschlagen.“
Doch anstatt eine Antwort abzuwarten, stieg er aus, ging um den Wagen herum, öffnete die Beifahrertür und spannte den Regenschirm auf. Als sie zu ihm auf den Bürgersteig trat, nahm er ihr die Tasche ab und führte sie die Stufen hinauf.
„Schlüssel.“
Sie wühlte in der Tasche und gab sie ihm.
Er schloss die Glastür auf und ließ ihr den Vortritt.
Sie drehte sich zu ihm um und öffnete den Mund.
„Ich komme mit nach oben“, erklärte er fest, bevor sie ein Wort herausbekam.
Sie starrte ihn einen Moment lang an.
„Wie du willst.“ Allison eilte zur Treppe. Jorge folgte ihr. Er wusste, dass er sie bedrängte, aber das war ihm egal. Am liebsten hätte er sie auf die Arme genommen und nach oben getragen.
Sie schwieg, bis sie in ihrer Wohnung standen. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. „Bestimmt hast du Fragen“, begann sie, ohne ihn anzusehen, und zog sich den Mäntel aus.
„Mehrere.“
Er nahm ihr den Mantel ab und warf ihn über die Couch. Dann zog er seinen eigenen Mantel aus und legte ihn über die Lehne des alten Schaukelstuhls. „Du siehst durchgefroren aus.“
Sie schlang die Arme um sich und nickte. „Das bin ich.“ Nervös sah sie sich in ihrem Wohnzimmer um. „Soll ich uns einen Tee oder einen Kaffee machen?“
„Mir ist beides recht.“ Er folgte ihr in die kleine Küche und schob sie behutsam auf einen Stuhl. „Setz dich. Ich mache ihn.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich nehme an, du möchtest Tee.“
„Ja, aber ich habe auch Kaffee, wenn du…“
„Nein, Tee ist okay.“
Er füllte den Kessel mit Wasser und setzte ihn auf.
Allison versuchte, so etwas wie Ordnung in ihre Gedankenflut zu bekommen, während er Schranktüren öffnete und Tee und Becher herausnahm.
„Wir werden natürlich heiraten. So schnell wie möglich. Was hast du an diesem Wochenende vor?“
Verblüfft öffnete sie den Mund, brachte jedoch kein Wort heraus.
Er drehte sich um, lehnte sich gegen die Arbeitsfläche, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf ihre Antwort.
Sie konnte ihn nur anstarren.
Er lächelte reumütig. „Ich glaube, du bist die erste Frau, die ich sprachlos gemacht habe, Allison.“
„Ich habe nicht erwartet…“ Hilflos verstummte sie, aber Hoffnung keimte in ihr auf. Empfand er etwas für sie? Hatte diese eine verzauberte Nacht ihm so viel bedeutet wie ihr?
„Dass du ein Baby bekommst? Ich auch nicht.“ Sein Blick war nicht zu entschlüsseln. „Aber du bist nicht allein schwanger geworden, Allison. Das Baby ist von uns beiden und braucht uns beide. Die einzige praktische Lösung ist eine Heirat.“
Praktische Lösung? Das war nicht das, worauf sie gehofft hatte. „Ich…“ Sie musste schlucken. Die Enttäuschung schnürte ihr die Kehle zu. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Sag Ja.“
Sie sah ihn an und sehnte sich
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