Alle Sorgen sind vergessen
Kannst du eine Woche weg?“
Allison schüttelte den Kopf. „Ich habe am Dienstagabend einen Kurs, den ich nicht verpassen darf.“
„Und was ist mit Donnerstagabend? Oder Freitag?“
„Meine Kurse sind montags und dienstags, der Rest der Woche ist frei.“
„Großartig, dann können wir am Donnerstag nach der Trauung fahren und am Montagmorgen wiederkommen.“
Allison wollte widersprechen, aber in seinem Blick lag etwas, was sie zögern ließ.
„Na gut“, gab sie nach und setzte den Teddy wieder auf den Schaukelstuhl, bevor sie das Zimmer verließ. „Wenn ich schon in der nächsten Woche umziehe, muss ich viel vorbereiten. Ich sollte nach Hause gehen und damit anfangen.“
Er folgte ihr zur Wohnungstür und zum Fahrstuhl, ohne sie zu berühren, und fuhr sie nach Hause, ohne sie zu küssen. Doch als Allison wenig später vor ihrer eigenen Tür stand, zitterten ihre Hände so sehr, dass sie Schwierigkeiten hatte, sie aufzuschließen.
„Lass mich.“
Jorge nahm ihr den Schlüssel ab und schob ihn ins Schloss. Sie ging hinein und drehte sich zu ihm um.
„Möchtest du, dass ich dir beim Lernen helfe?“ bot er an.
Sie schüttelte den Kopf. „Danke, Jorge, aber ich glaube, ich werde mich ein wenig hinlegen und danach eine Liste für Zoe machen, damit sie die Möbelpacker dirigieren kann.“
„Na gut.“ Sein Blick glitt über ihr Gesicht, bis er an ihrem Mund hängen blieb.
„Ich rufe dich nachher an.“
„Tu das.“
„Allison…“
„Ja?“
„Nichts. Ich melde mich.“
Er drehte sich um und ging davon. Sekunden später hörte sie seine Schritte auf der Treppe. Langsam schloss sie die Tür, zog den Mantel aus und hängte ihn weg.
Er hat mich nicht zum Abschied geküsst, dachte sie.
Obwohl sie sich vor seinen Küssen fürchtete, weil sie ihr die Beherrschung raubten, war sie enttäuscht. Sie fragte sich, ob er vielleicht schon genug von ihr hatte.
„Hör auf“, murmelte sie und fuhr sich durchs Haar. „Hier geht es nicht um Liebe.
Finde dich damit ab.“
Entschlossen marschierte sie in die Küche, um sich an die Liste für Zoe zu machen. Aber die Trauer darüber, dass ihr zukünftiger Ehemann sie nicht liebte, ließ sich nicht so einfach abschütteln.
Die nächsten Tage verliefen so hektisch, dass Allison kaum dazu kam, ihre Gefühle für Jorge zu analysieren. Am Donnerstagmorgen erwachte sie früher als nötig. Da sie nicht wieder einschlafen konnte, stand sie auf, um die Tasche für das Wochenende zu packen. Pünktlich um halb elf klopfte Zoe an die Tür.
„Hi.“ Sie eilte an Allison vorbei und drehte sich um. „Du bist nicht umgezogen.“
Allison sah auf die Jeans und das TShirt. „Ich weiß. Ich verstaue gerade die Sachen aus der Küche.“ Sie ging hinüber. „Der Kühlschrank ist fast leer. Nimmst du den Orangensaft und die Milch?“
Zoe folgte ihr und betrachtete die gestapelten Umzugskartons. „Du warst fleißig.“
„Ich bin um fünf aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen“, gestand Allison.
Sie öffnete sämtliche Schränke und schaute hinein. Dann warf sie einen Blick auf die Uhr. „Ich glaube, ich sollte mich jetzt umziehen.“
„Ja.“ Zoe zog eine Braue hoch. „So, wie deine Küche aussieht, würde ich sagen, du hast das Umziehen lange genug aufgeschoben.“
Allison lächelte ertappt. „Wenigstens hat es mir geholfen, nicht an die Hochzeit zu denken.“
„Bist du schrecklich nervös?“ Ihre Freundin folgte ihr ins Schlafzimmer, setzte sich aufs Bett und beobachtete, wie Allison einen cremefarbenen SatinBH und einen mit Spitze besetzten Slip aus einer Schublade holte. „Du kannst es dir noch anders überlegen.“
Allison schloss die Schublade. „Ich weiß.“ Sie drehte sich zu Zoe um. „Ich gebe zu, ich habe Angst, aber es ist das Beste für das Baby.“ Sie atmete tief durch und brachte ein Lächeln zu Stande. „Also werde ich heiraten.“
„Na schön.“ Zoe zeigte zum Badezimmer hinüber. „Ab unter die Dusche. Uns bleibt nicht viel Zeit, aus dir eine wunderhübsche Braut zu machen.“
Allison beeilte sich. Zoes forsche Art war genau die Ablenkung, die sie brauchte.
Ihre Nervosität setzte erst wieder ein, als der Wagen, den Jorge geschickt hatte, sie beide vor dem Gerichtsgebäude absetzte.
Sie schaffte es, die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu ignorieren, bis eine Sekretärin sie ins Vorzimmer des Richters führte. Dort zogen sie ihre Mäntel aus und warfen einen prüfenden Blick in den Spiegel, der über einem Bücherregal
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